Jedes vierte Kind unter drei
Die Kinderbetreuung außer Haus ist hierzulande beliebt wie nie: Ein Viertel der Kinder (63.030) unter drei Jahren wurde im abgelaufenen Kindergartenjahr 2015/16 in einem Kindertagesheim wie einer Krippe betreut, gab die Statistik Austria Mitte September bekannt.
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Auch bei den Drei- bis Fünfjährigen wurde laut Statistik ein neuer Höchststand verzeichnet. Vor fünf Jahren besuchte erst jedes sechste Kind (17,1 Prozent), das jünger als drei Jahre war, eine Betreuungseinrichtung - mittlerweile sind es 25,5 Prozent. Das Barcelona-Ziel liegt allerdings für die Null- bis Dreijährigen bei 33 Prozent und hätte schon vor Jahren erreicht werden sollen.
Zuwächse gegenüber 2010 gab es jedenfalls in allen Bundesländern, den größten mit 77,1 Prozent in der Bundeshauptstadt. Wien verzeichnet mit 45,1 Prozent überhaupt die höchste Betreuungsquote bei den Kleinsten, auch das Burgenland lag mit 30,5 Prozent über dem Österreich-Schnitt. Am unteren Ende der Skala rangieren Oberösterreich mit 14,5 Prozent und die Steiermark mit 13,4 Prozent.
2,7 Prozent der unter Einjährigen
Nach Einzeljahren betrachtet zeigt sich, dass mittlerweile mehr als die Hälfte der Zweijährigen eine Betreuungseinrichtung besucht (51,7 Prozent). Kinder, die das erste Lebensjahr noch nicht vollendet haben, sind hingegen nach wie vor kaum in einem Kindertagesheim untergebracht (2,7 Prozent). Bei den Einjährigen liegt die Betreuungsquote bei 22,4 Prozent.
Von den Drei- bis Fünfjährigen besuchten 229.523 ein Kindertagesheim oder als vorzeitig Eingeschulte bereits eine Schule - ebenfalls ein neuer Höchststand. Gegenüber 2010 ist das ein Plus von 4,7 Prozent. Österreichweit lag die Betreuungsquote bei 93,3 Prozent, wobei das Burgenland mit 98,4 Prozent und Niederösterreich mit 97,4 Prozent die höchsten Werte aufwiesen. Die Steiermark (87,2 Prozent) und Kärnten (87,7 Prozent) lagen hingegen relativ deutlich unter dem Österreich-Durchschnitt.
Weit weg von lückenloser Betreuung
Beim politischen Ziel, den Eltern möglichst lückenlose Betreuung zu bieten, ist weiterhin Luft nach oben, wie die Statistik außerdem zeigt: In den acht Bundesländern ohne Wien (für die Bundeshauptstadt liegen für 2015/16 keine Daten über Öffnungszeiten vor) hat ein durchschnittliches Kindertagesheim 29,9 Betriebstage pro Jahr geschlossen. Die meisten Schließtage fallen in die Sommerferien (durchschnittlich 16,5). Im Bundesländervergleich (ohne Wien) verzeichnet Vorarlberg die meisten geschlossenen Betriebstage pro Jahr (39,4), die Steiermark die wenigsten (25,2).
Meist kurze Öffnungszeiten
Mehr als 90 Prozent der Krippen und Kindergärten stehen im Durchschnitt bereits vor 7.30 Uhr für die Kinderbetreuung zur Verfügung (ohne Wien). Nur drei von zehn Krippen, aber immerhin sieben von zehn Horten haben bis mindestens 17.00 Uhr geöffnet. Bei den Kindergärten sperrt mehr als ein Viertel vor 14.00 Uhr zu, während jeder fünfte bis mindestens 17.00 Uhr geöffnet hat. Knapp ein Viertel der Kindertagesheime bieten für zehn und mehr Stunden Kinderbetreuung an, jede neunte Einrichtung hat durchschnittlich weniger als sechs Stunden pro Tag geöffnet.
Grüne und NEOS fordern Rechtsanspruch
Grünen und NEOS fordern weiter einen Rechtsanspruch auf einen passenden Kinderbetreuungsplatz ab dem ersten Geburtstag und sehen Familienministerin Sophie Karmasin gefordert. Das Geld, das die Regierung einsetze, zeige Wirkung, lobte der grüne Bildungssprecher Harald Walser, dennoch habe nicht einmal ein Drittel aller Kinder in Österreich einen Krippenplatz zur Verfügung. Karmasin solle einen konkreten Stufenplan für die Umsetzung eines Rechtsanspruchs vorlegen. Auch NEOS-Frauensprecherin Claudia Gamon sieht Karmasin gefordert.
Oberhauser verteidigt Regierung
SPÖ-Frauenministerin Sabine Oberhauser sieht die Regierung dagegen auf dem richtigen Weg. Nachholbedarf gebe es nach wie vor bei den unter Dreijährigen - die Länder seien gefordert, die Mittel des Bundes, die für den Ausbau bis 2018 zur Verfügung stehen, auch abzuholen. Außerdem gesteht Oberhauser Aufholbedarf bei den Öffnungszeiten der Betreuungseinrichtungen ein - die derzeitige Situation sei „nicht zeitgemäß und muss rasch verbessert werden“.
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