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Arbeitslosenrate über Nachkrisenniveau

Auch wenn Österreich in den EU-weiten Rankings bei der Jugendarbeitslosigkeit auf den vordersten Plätzen gereiht ist und Ex-Kanzler Werner Faymann ob der Tatsache von der UNO zum Sondergesandten für dieses Thema bestellt wurde, ist die Arbeitslosigkeit bei unter 25-Jährigen auf einem Rekordhoch. Anders als im EU-Durchschnitt gab es in den letzten Jahren tendenziell eine Verschlechterung.

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Den entscheidenden Einschnitt hatte die Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 gebracht: Im Jahr 2009 ging die Rate von 6,3 auf 8,1 Prozent hinauf. Danach gab es zwar eine sukzessive, leichte Erholung, von 2011 weg stiegen die Zahlen aber wieder und befinden sich mit 9,2 Prozent für das Jahr 2015 aktuell über dem Krisenniveau von 2009.

EU-Trend geht in andere Richtung

Anders der Trend im EU-Vergleich: Dort bewegt sich die Arbeitslosigkeit bei unter 25-Jährigen zwar auf einem viel höheren Niveau (2015: 20,4 Prozent), sie geht jedoch seit 2013 zurück. Zum Vergleich: Die österreichische Jugendarbeitslosigkeit erhoben nach EU-Methodik betrug 2015 10,6 Prozent, sie stieg von 2010 an kontinuierlich.

Quote bessert sich, aber weniger Beschäftigte

Die Kurve sieht bei der allgemeinen Arbeitslosigkeit ähnlich aus. Prinzipiell ist zwar in den vergangenen Monaten eine leichte Verbesserung bei der Arbeitslosenquote von Jugendlichen im Vergleich zum Vorjahr zu beobachten, das deute aber nicht unbedingt auf eine Entspannung hin, wie IHS-Expertin Gerlinde Titelbach erklärt. Denn gleichzeitig habe die Zahl der unselbstständig Beschäftigten in diesem Alter abgenommen, was „eher bedenklich“ sei, so die Expertin.

Das zeige, dass, wenn es auf dem Arbeitsmarkt zu Schwierigkeiten kommt, die Gruppen, die frisch eintreten oder gerade am Übergang zwischen Bildung und Arbeitsmarkt stehen, die meisten Schwierigkeiten haben. Selbiges gelte für ältere Arbeitnehmer, die auf der Schwelle zum Übertritt in die Pension stehen. Für Titelbach könnte der Rückgang bei den jugendlichen Beschäftigten ein Hinweis darauf sein, dass sich mehr in Ausbildung befinden oder womöglich in erwerbsfernen Status flüchten, weil sie nicht auf dem Arbeitsmarkt „unterkommen“.

Daran, dass sich womöglich mehr Jugendliche in AMS-Schulung befinden, liege die Entwicklung jedenfalls nicht, so Titelbach. Die Schulungszahl sei 2009 nach oben geschraubt worden und sei seither relativ konstant.

Ausbildungspflicht als Chance

„Prinzipiell sehr positiv“ beurteilt Titelbach die Ausbildungspflicht bis 18, die heuer von der Regierung beschlossen wurde. Wenn diese als tatsächliche Bildungsoffensive umgesetzt wird, dann könne das eine Entlastung für den Arbeitsmarkt bringen und die Zahl der Jugendlichen einschränken, die Hilfsarbeit erledigen. Allerdings sieht sie auch Verbesserungsbedarf: Anstelle von Geldstrafen wären Motivationshilfen sinnvoller, etwa in Form von Ausbildungsbeihilfen für Familien mit geringem Einkommen.

Petra Fleck, ORF.at

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