Zweites Kindergartenjahr soll kommen
Der neue OECD-Bericht „Bildung auf einen Blick“ zeigt, dass bereits der Kindergarten über die spätere Bildungslaufbahn mitentscheidet. Die Regierung will daher auf die Einführung eines zweiten verpflichtenden Kindergartenjahrs setzen - wie es bereits im Regierungsprogramm angekündigt und im letzten November im Ministerrat beschlossen wurde.
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Die Republik habe in diesem Bereich „jahrzehntelang geschlafen“, sagte Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) am Donnerstag. Für Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (SPÖ) ist „noch einiges zu tun“. Wer keinen Kindergarten besucht habe, sei später besonders gefährdet, mathematische Grundkompetenzen nicht ausgeprägt zu haben, so Hammerschmid im Hinblick auf die Erkenntnisse der neuen OECD-Studie. „Umso wichtiger ist es, dass wir hier früh investieren und den Ball auffangen.“
„Hätten uns vieles erspart“
Mit den Plänen für ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr und dem Konzept für einen Bildungskompass habe die Regierung dieses Thema bereits adressiert. „Wir hätten uns vieles erspart, wenn wir schon vor Jahrzehnten mit anderen Vorreitern darauf gesetzt hätten“, so Mahrer.
Derzeit werde das Elementarschulpaket als Teil der Bildungsreform im Familienministerium ausgestaltet, heißt es auf ORF.at-Anfrage im Bildungsministerium. „Wir sind am Weg“, heißt es aus dem Familienministerium. Es werde mit den Ländern verhandelt. Außerdem würden die laufenden verpflichtenden Beratungsgespräche zwischen Eltern von Vierjährigen und Kindergärten derzeit evaluiert.
Lehrergehälter stehen „nicht zur Diskussion“
Nicht zur Diskussion stehen für Hammerschmid die Lehrergehälter. Diese seien „legitim“: „Eine Gehaltsdiskussion wäre jetzt unnötig und zum falschen Zeitpunkt.“ Österreich investiere viel in Bildung - die hohen Ausgaben im Schulbereich seien durch die niedrige Klassengröße aufgrund der vielen Kleinschulen, die niedrigere Unterrichtsverpflichtung sowie die überdurchschnittlichen Gehälter aufgrund der Vielzahl an älteren Lehrern bedingt.
Das bestätigte auch Statistik-Austria-Generaldirektor Konrad Pesendorfer: Die Lehrergehälter würden am Anfang der Karriere und nach zehn bis 15 Berufsjahren nur leicht über dem OECD-Schnitt liegen, gegen Ende der Laufbahn dann aber deutlicher. Dazu komme, dass Österreichs Lehrer im Vergleich zu anderen Staaten älter sind.
Hoffen auf Ausbildungspflicht bis 18
Hoffnungen setzen Hammerschmid und Mahrer auch auf die Ausbildungspflicht bis 18. Gleichzeitig müsse man aber auch präventive Maßnahmen wie Berufsberatung und Jugendcoaching intensivieren, um Jugendliche gar nicht erst aus dem Schulsystem „verschwinden“ zu lassen, sagte die Bildungsministerin. Keinesfalls sollten die Mittel für frühkindliche Erziehung Initiativen für Jugendlichen weggenommen werden, so Mahrer: „Ich will kein Programm einsparen, das dazu dienen kann, Jugendlichen eine Chance zu geben, aus dem Prekariat zu kommen.“
Zu denken gibt Hammerschmid die erneut von der OECD konstatierte hohe Bildungsvererbung in Österreich. Das bedeutet, dass Kinder vergleichsweise selten einen höheren Abschluss erreichen als ihre Eltern - das gilt vor allem für den Sprung zu einem Hochschulabschluss. Hier setze man auf den Ausbau von ganztägigen Schulformen.
Pakete zu Schulautonomie und Ganztagsschule
Konkrete Vorschläge zur Schulautonomie und zur Ganztagsschule sollen Hammerschmid zufolge heuer noch in Begutachtung gehen, „im besten Fall“ werde man dazu einen Ministerratsvortrag erstellen, hieß es Donnerstagabend nach dem Unterrichtsausschuss. Den Nationalen Bildungsbericht lobte Hammerschmid als „Grundlage für die Weiterentwicklung des Bildungssystems“, an der ihr Haus gemeinsam mit dem Koalitionspartner unermüdlich arbeite.
Die individuelle Förderung stehe dabei im Mittelpunkt, sowohl die Talenteförderung als auch die Unterstützung von Schwächeren. Ebenso gehöre eine treffsichere Verteilung der Mittel zu ihrem Reformplan und die Ausweitung der Schulautonomie - gerade in pädagogischer und personeller Hinsicht. „Problemlösungskompetenz, Unternehmertum, Lust am Lernen“, nannte Hammerschmid als Stichworte zur angestrebten neuen Unterrichtspraxis an autonomen Schulen.
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