ORF-Wahl: Neue Direktoren mit breiter Mehrheit bestellt
Der ORF-Stiftungsrat hat auf Vorschlag von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz das neue ORF-Direktorium mit breiter Mehrheit bestellt.
Die bisherige Fernsehdirektorin Kathrin Zechner ist ab 2017 Programmdirektorin, FM4-Chefin Monika Eigensperger übernimmt die Radiodirektion, Michael Götzhaber bleibt Technischer Direktor, Andreas Nadler, Leiter der ORF-Finanzwirtschaft, wird Finanzdirektor.
Große Mehrheit, zwei Enthaltungen
Das neue Team von Wrabetz bekam gestern bei der Bestellung eine breitere Mehrheit als Wrabetz selbst bei seiner Wahl zum Generaldirektor. Er war im August mit 18 Stimmen wiedergewählt worden. Nun stimmten 23 der 35 Stiftungsräte für sein Direktorenteam. Zehn Vertreter votierten gegen die vier neuen Direktoren, zwei Vertreter des obersten ORF-Gremiums enthielten sich bei der Abstimmung.
Das bedeutet, dass das Personalpaket auch Stimmen von ÖVP-Vertretern erhielt. Um die Direktorenbesetzung war bis kurz vor der Sitzung heftig gerungen worden, wobei dem Vernehmen nach aus mehreren Flügeln der Volkspartei Druck gemacht wurde. Die ÖVP ging mit ihren Forderungen aber leer aus.
Insgesamt brachte die Wahl ein Revival der Regenbogenkoalition von 2006. Neben SPÖ, Grünen, NEOS und unabhängigen Stiftungsräten stimmten auch FPÖ sowie zwei ÖVP-nahe Landesstiftungsräte für das Direktorium Wrabetz III. In den Verhandlungen vor der Wahl kam es zugleich zu einem Bruch zwischen SPÖ und ÖVP.

ORF/Thomas Ramstorfer
Das neue Direktorium: Nadler, Zechner, Wrabetz, Eigensperger, Götzhaber (v. l. n. r.)
20 Jahre Senderchefin bei FM4
Eigensperger leitete 20 Jahre lang die Geschicke von FM4 - 1996 wurde sie dort Senderchefin. Der Sender mauserte sich mit seinem Fokus auf „Alternative Mainstream“ bald zum internationalen Vorbild, am grundlegenden Programmschema von damals hat Eigensperger seitdem kaum gerüttelt.
Die Herausforderung schlechthin für die neue Radiodirektorin wird die Zusammenführung aller Sender und „Channels“ im neu aufgestellten ORF-Zentrum auf dem Küniglberg.
Unpolitische Fachlösung
Nadler ist die personelle Überraschung im neuen Direktorenteam. Der 46-Jährige kennt den ORF seit vielen Jahren. Er war in den vergangenen Jahrzehnten der Schatten zahlreicher Kaufmännischer Direktoren.
Nadler fungierte als Büroleiter des früheren ÖVP-nahen Kaufmännischen Direktors Peter Radel und übte diese Funktion später auch für den SPÖ-nahen Wrabetz aus, als dieser noch Finanzchef des ORF war. Zwischenzeitlich war er auch operativer Leiter der ORF-Vermarktungstochter Enterprise.
Wrabetz’ loyalster Direktor
Götzhaber war im Vorfeld der Wahl des ORF-Generaldirektors das einzige Mitglied der Geschäftsführung, das sich offen für eine Wiederbestellung von Wrabetz ausgesprochen hatte. Götzhaber gilt als stiller Netzwerker, der sich in den vergangenen Monaten bei Stiftungsräten aller Couleurs für seinen Chef Wrabetz starkmachte.
Bis zu seiner ersten Bestellung im Jahr 2012 gehörte Götzhaber als Mitglied des Zentralbetriebsrats selbst dem obersten ORF-Gremium an. Seine Kontakte zur Belegschaftsvertretung und Stiftungsräten sind seit damals intakt.
Von der Fernseh- zur Programmdirektorin
Zechner bleibt die mächtigste Frau auf dem Küniglberg. „Ich lebe und atme Programm in jeglicher Hinsicht“, sagte sie unlängt. Unverwechselbarkeit durch Eigenproduktionen ist Zechners Programm für das ORF-Programm, und das setzt sie, wenn es sein muss, auch hartnäckig und gegen Widerstände um, etwa die nicht unumstrittene Entscheidung, Conchita Wurst zum Song Contest zu schicken.