Wärmer als je zuvor
Die Durchschnittstemperaturen in Grönland haben in diesem Sommer nach einem außerordentlich frühen Einsetzen der Eisschmelze neue Rekordwerte erreicht. Wie das Dänische Meteorologische Institut (DMI) am Dienstag mitteilte, lag die Durchschnittstemperatur in Tasiilaq an der Südostküste bei 8,2 Grad Celsius.
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Dieser Wert ist der höchste seit Beginn der Messungen 1895 und liegt 2,3 Grad Celsius über dem Schnitt der Jahre 1981 bis 2010. „Diese neuen Messungen beweisen uns, dass sich die Tendenz von höheren Temperaturen in der Arktis fortsetzt“, sagte der Meteorologe John Cappelen. „Das bedeutet, dass das Gletschereis weiter schmilzt und nicht nur einen steigenden Wasserstand, sondern auch kräftigere Stürme zur Folge haben wird.“ Der Forscher Jason Box sagte der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau, wegen der Wärme sei eine 95 Quadratkilometer große Eisscholle von einem Gletscher abgebrochen.
Berechnungsmodelle überprüfen
Das DMI hatte schon im Frühjahr auf außerordentlich hohe Temperaturen in Grönland hingewiesen und dabei angemerkt, die Änderungen seien so erheblich, dass „wir überprüfen mussten, ob unsere Modelle noch stimmen“.
Der grönländische Eisschild verlor zwischen 2003 und 2010 doppelt so viel Masse wie im ganzen 20. Jahrhundert. Wegen seiner riesigen Ausmaße gehört der Eisschild zu den Hauptfaktoren, die für den Anstieg der Meeresspiegel um 25 Millimeter zwischen 1990 und 2010 verantwortlich waren, wie eine im Dezember im Wissenschaftsmagazin „Nature“ veröffentlichte Studie zeigte.
Eine Eisschmelze auf über zehn Prozent der Fläche hatten die Forscher bisher frühestens Anfang Mai gemessen. Das teilautonome Grönland, das zum dänischen Königreich gehört, ist mit seinen 2.800 Kilometern von Nord nach Süd und 1.000 Kilometern von West nach Ost die größte Insel der Welt. Es besteht zu 85 Prozent aus Inlandeis.
Befürchtungen bewahrheiten sich
Bereits im April hatten deutsche Forscher für diesen Sommer eine neue Rekordschmelze des Meereises in der Arktis prognostiziert. Die Auswertung damals aktueller Satellitendaten zeigte, dass das Eis bereits im Sommer 2015 ausgesprochen dünn war. Im vergangenen Winter habe sich außerdem besonders wenig neues Eis gebildet, teilten Meereisphysiker vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven mit.
Wie viel Meereis in den Sommermonaten in der Arktis schmilzt, hängt jeweils von den Windverhältnissen sowie der Luft- und Wassertemperatur ab. Die Grundlagen würden aber stets im Winter davor gelegt, erläuterte Meereisphysiker Marcel Nicolaus damals bei der Jahrestagung von Geowissenschaftlern in Wien - mehr dazu in science.ORF.at.
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