Überzeugende Darbietung in Köln
Die mutige Entscheidung, mit Dominik Wagner ausgerechnet einen Kontrabassisten zum Finale von Eurovision Young Musicians zu schicken, ist Samstagabend belohnt worden. Der 19-jährige Wiener holte trotz des ungewöhnlichen Soloinstruments den dritten Platz beim „Song Contest der Klassik“. Den Sieg holte der polnische Saxofonist Lukasz Dycko.
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Die Open-Air-Bühne auf dem Roncalliplatz auf der Kölner Domplatte hat am Samstagabend beste atmosphärische Voraussetzungen für eine der größten europäischen Klassikveranstaltungen für junge Talente geboten. Elf Teilnehmer im Alter bis zu 19 Jahren aus elf verschiedenen europäischen Ländern spielten im Rahmen des 18. Finales des Eurovision Young Musicians um den Sieg. Begleitet wurden die jungen Musiker vom Orchester des WDR, der das Klassikereignis live im Fernsehen übertrug.

EBU/Thomas Hanses
Wagner überzeugte am Kontrabass
Bereits das Finale 2014 des alle zwei Jahre stattfindenden Wettbewerbs ging vor dem Kölner Dom über die Bühne. Damals hat Ziyu He, Österreicher mit chinesischen Wurzeln, mit der Violine gewonnen. Mit fünf Siegen seit 1982 war kein Land bei Eurovision Young Musicians erfolgreicher als Österreich.
Polen siegt, Tschechen Zweite
Der große Sieger des Eurovision Young Musicians 2016 heißt Lukasz Dyczko aus Polen. Der 18-jährige Saxofonist überzeugte die Jury mit einer Darbietung von „Rhapsody pour Saxophone alto” komponiert von Andre Waignein. Dyczko, der in Sachen Bühnenoutfit offensichtlich einem Jazzclub der 1930er Jahre entstiegen war, lieferte ein stimmiges Gesamtpaket, mit dem er auch das Publikum hinzureißen wusste.

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Dyczko legte eine fehlerlose Performance hin
Nach den Siegen in den Jahren 1992 und 2000 bedeutet Dyczkos Sieg den insgesamt dritten Erfolg für Polen im Rahmen des als „Song Contest der Klassik” gehandelten Wettbewerbs. Platz zwei ging an den tschechischen Pianisten Robert Bily.
Ungewöhnliche Siegerinstrumente
Wagner galt angesichts des von ihm gewählten Instruments als Außenseiter, dominieren doch Violine und Klavier seit jeher den Bewerb. Wagner überzeugte mit seiner Darbietung von „Concerto for Double Bass and Orchestra” aus der Feder von Sergei Alexandrowitsch Kussewizki.
TV-Hinweis
Das Finale von Eurovision Young Musicians aus Köln ist am 11. September um 9.05 Uhr und am 12. September um 2.20 Uhr in ORF2 zu sehen.
Mit der Wahl Wagners, der eine nationale Vorausscheidung im April voranging, setzte die österreichische Jury ein deutliches Signal im Zeichen der instrumentalen Vielfalt und legte mit der Entscheidung wenig Kalkül an den Tag. Auch die siegreichen Polen haben mit ihrer Wahl Mut bewiesen: Einen siegreichen Saxofonisten gab es in der Geschichte von Eurovision Young Musicians noch nie.
Riesige Spannweite an Farben
Wagner hat seine Außenseiterrolle durchaus genossen, wie er im Interview mit ORF.at nach der Entscheidung sagte. Der Wiener ist erst der zweite Kontrabassist, der es ins Finale des Wettbewerbs schaffte: „Die Faszination Kontrabass liegt für mich schon auch darin begriffen, dass es als Soloinstrument so unterschätzt ist. Ich möchte beweisen, dass es ein wirklich tolles Soloinstrument ist, für das es sehr viel Literatur gibt, was viele gar nicht wissen.”
Doch vor allem fasziniert Wagner die Tonfülle seines Instruments: „Man hat eine riesige Spannweite an Farben und kann mit dem Kontrabass eigentlich genauso viel machen wie auf einer Geige oder einem Cello, nur dass man noch viel tiefer und noch viel voller im Ton sein kann.”

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Der zweite Platz ging an den tschechischen Pianisten Robert Bily
Wagner ist alles andere als ein unbeschriebenes Blatt: Er gewann bereits zahlreiche internationale Wettbewerbe wie den Instrumentalwettbewerb Markneukirchen 2015, den Osaka-Wettbewerb 2014 und den Golden Bass Wettbewerb Lemberg 2013. Dieses Jahr wurde ihm der Fanny Mendelssohn Förderpreis Hamburg verliehen. Wagner ist Stipendiat der Anne-Sophie-Mutter-Stiftung und weltweit in Konzerten zu hören.
Vertretung für das Instrument
Für ihn habe es jedenfalls eine Ehre und Freude bedeutet, Österreich ausgerechnet mit dem Kontrabass vertreten zu dürfen. „Meine Teilnahme bedeutet sozusagen auch eine Vertretung für das Instrument”, so Wagner, der eine weitere Dimension seines Auftritts in Köln beschrieb und die Leidenschaft für sein Instrument durchklingen ließ.
Im Kopf zu haben, live im Fernsehen vor einer Million Menschen zu spielen und dabei trotzdem ruhig zu bleiben, habe am Samstagabend eine der größten Herausforderungen bedeutet, so Wagner, der sich am Sonntag bereits auf der Rückreise befand, die er wie immer mit der Bahn bestreitet - angesichts der Größe seines Instruments und dem Bedürfnis, es nie aus den Augen zu lassen, habe er kaum eine andere Wahl.
Johannes Luxner, ORF.at
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