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Konflikt mit vielschichtigen Interessen

Vor wenigen Tagen hat die Türkei eine Großoffensive in Syrien gestartet. Ankaras Haltung zum Syrien-Konflikt wandelte sich in den vergangenen Jahren grundlegend.

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Im September 2011 erklärt Recep Tayyip Erdogan, damals türkischer Regierungschef, für den der syrische Staatschef Baschar al-Assad zuvor noch ein „Freund“ gewesen war: „Das syrische Volk glaubt Assad nicht, und ich ebenso wenig.“ Sechs Monate nach dem Beginn brutal niedergeschlagener Proteste gegen Assad schwenkt Erdogan damit endgültig auf die Linie des Westens ein und verhängt im November 2011 Strafmaßnahmen gegen das Nachbarland.

Im November 2012 erkennt Ankara den Syrischen Nationalrat (SNC) als „einzige legitime Vertretung des syrischen Volkes“ an. Der Zusammenschluss der Assad-Gegner hatte sich im Oktober in Istanbul gegründet - nach mehreren Treffen auf türkischem Boden.

Im September 2014 greift die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) die syrische Stadt Kobane an der Grenze zur Türkei an. Im späteren Straßenkampf zwischen kurdischen Kämpfern und dem IS kommt Ankara ungeachtet des von seinen NATO-Verbündeten ausgeübten Drucks den Kurden nicht zur Hilfe. Diese erobern Kobane mit Unterstützung der westlichen Militärkoalition im Jänner 2015 zurück.

Im Juli 2015 werden bei einem dem IS zugeschriebenen Anschlag in der türkischen Stadt Suruc an der Grenze zu Syrien 34 Menschen getötet. Die Türkei kündigt einen „Krieg gegen den Terrorismus“ an - gemeint ist neben dem IS die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK).

Im August 2015 schließt sich Ankara der von den USA angeführten Koalition gegen den IS an.

Im August 2016 besiegeln Präsident Erdogan und der russische Staatschef und Assad-Verbündete Wladimir Putin einen Neuanfang ihrer Beziehungen. Vorausgegangen war eine monatelange Eiszeit nach dem Abschuss eines russischen Militärjets an der türkisch-syrischen Grenze im November 2015. Ebenfalls im August kommen sich die Türkei und der Assad-Verbündete Iran näher.

Am 24. August startet die Türkei in Syrien ihre Militäroffensive „Schutzschild Euphrat“ gegen die dort kämpfenden kurdischen Rebellen und den IS.

Der Türkei geht es darum, ein zusammenhängendes Herrschaftsgebiet der Kurden in der Grenzregion zu verhindern. Die syrisch-kurdische Partei der Demokratischen Union (PYD) und ihren bewaffneten Arm, die Volksverteidigungseinheiten (YPG), sieht Ankara - so wie die in der Türkei verbotene PKK - als „Terrororganisationen“ an.

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