Auch Weitergabe der Nutzungsfrequenz
Zwei Jahre nach seiner Übernahme durch Facebook beginnt WhatsApp, Daten mit dem Konzern zu teilen. So reicht der Messengerdienst künftig die Telefonnummern seiner Nutzer an Facebook weiter. Damit könne das Soziale Netzwerk „bessere Freunde vorschlagen und dir passende Werbung anzeigen“, teilte das Unternehmen mit. Auch Daten zur Nutzungsfrequenz sollen an Facebook gehen.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
WhatsApp begründete die Weitergabe der Telefonnummer damit, dass es durch die Zusammenarbeit mit Facebook mehr Möglichkeiten habe. Mit der Verzahnung zwischen WhatsApp und Facebook könne man künftig etwa Werbung von Unternehmen sehen, mit denen man bereits in Kontakt gestanden habe, so der Messengerdienst in einem Blog-Post mit dem Titel „Die Zukunft für WhatsApp“.
Weitergabe trotz Widerspruchs
Man wolle künftig auch verstärkt testen, wie Personen mit Unternehmen kommunizieren können. Als Beispiele gibt WhatsApp an, dass eine Bank vor einer potenziell gefährlichen Transaktion warnt oder eine Fluglinie via Nachricht über eine Verspätung informiert. Das erfordere erstmals seit vier Jahren ein Update der Datenschutzrichtlinien und Nutzungsbedingungen.
An Facebook weitergegeben wird die Telefonnummer bei Nutzung des Dienstes in jedem Fall, bestehende WhatsApp-Mitglieder können aber zumindest der Verwendung ihrer Daten für die Personalisierung von Facebook-Werbung und Freundesvorschlägen widersprechen. Die Informationen würden dann von Facebook verwendet werden, um zum Beispiel den Betrieb der Infrastruktur und die Sicherheit zu verbessern und um Spam zu vermeiden, heißt es.
Nachrichteninhalt soll weiter privat bleiben
Zugleich soll Facebook laut WhatsApp auf keinen Fall Zugang zum Inhalt von Kurzmitteilungen bekommen werde. Mit der Einführung der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung im Frühjahr seien sie ohnehin nur für die beteiligten Nutzer und nicht einmal für WhatsApp selbst einsehbar. Gerade mit dieser Initiative für mehr Privatsphäre konnte WhatsApp einen Coup landen und zahlreiche neue Nutzer gewinnen. Mittlerweile nutzen mehr als eine Milliarde Menschen den Dienst.
Bis dato hatte sich WhatsApp Privatsphäre groß auf die Fahnen geschrieben. Nachdem Facebook den Messengerdienst Ende 2014 für mehr als 20 Milliarden Dollar gekauft hatte, befürchten viele User, dass das das Ende dieser Haltung besiegeln würde. Mitgründer Jan Koum hatte damals in einem Blog-Posting darauf beharrt, dass „WhatsApp um das Ziel herum gebaut wurde, so wenig wie möglich über dich zu wissen“. Die Übernahme durch Facebook werde daran „nichts“ ändern, so Koum.
Glaube an Privatsphäre „nicht zu erschüttern“
Der Ukrainer Koum hatte stets betont, dass er auch durch seine Kindheitsjahre in der kommunistischen Sowjetunion großen Wert auf den Schutz der Privatsphäre lege. In Brasilien war WhatsApp in den vergangenen Monaten auf richterlichen Beschluss wiederholt blockiert worden, weil der Dienst keine verschlüsselten Mitteilungen herausrückte. „Unser Glaube an private Kommunikation ist nicht zu erschüttern“, hieß es auch in dem Blog-Eintrag am Donnerstag.
Ursprünglich war der Plan für die App, den Dienst mit einer Jahresgebühr von rund einem Dollar bzw. Euro pro Nutzer als unabhängige Firma zu betreiben. Die Übernahme durch Facebook brachte dem Dienst allerdings Zugang zu der gigantischen Recheninfrastruktur des Onlinenetzwerks. Zugleich wurde WhatsApp wieder zu einer kostenlosen Anwendung. Klar war dabei, dass an irgendeinem Punkt eine Möglichkeit gefunden werden müsste, wie Facebook von dem Milliardendeal auch finanziell profitieren kann.
Links: