Unternehmen kündigt Untersuchung an
Das größte Luftfahrzeug der Welt hat bereits bei seinem zweiten Flug eine Bruchlandung hingelegt. Die „Airlander 10“ landete auf dem Cardington Airfield in der britischen Grafschaft Bedfordshire mit der Schnauze voran. Laut Hersteller HAV blieb die Crew unverletzt.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Erst vergangene Woche hatte das Hybridfahrzeug aus Luftschiff, Flugzeug und Helikopter seinen Jungfernflug absolviert. 92 Meter lang, 44 Meter breit und 26 Meter hoch - der „Airlander 10“ ist ein Riese, dem die Briten aufgrund seiner Form den wenig schmeichelhaften Spitznamen „Flying Bum“ („fliegender Hintern“) verpassten.
HAV dementierte Augenzeugenberichte, wonach sich eine herunterhängende Leine an einem Mast verfangen haben soll. Der Flug an sich sei ohne Probleme verlaufen, erst bei der Landung habe es Komplikationen gegeben, sagte ein Sprecher. Das Cockpit wurde dabei schwer beschädigt. Das Unternehmen kündigte eine Untersuchung des Vorfalls an. Auf YouTube wurden mittlerweile erste Videos des Vorfalls veröffentlicht.

APA/AP/PA/Dominic Lipinski/PA
Der Hersteller HAV untersucht noch die entstandenen Schäden
Fünf Tage mit Besatzung in der Luft
Entwickelt wurde das Hybridluftschiff ursprünglich für die US-Regierung als Luftfahrzeug für Überwachungsaufgaben. Vor allem seine Ausdauer - der „Airlander 10“ kann mit Besatzung fünf Tage lang in der Luft bleiben, ohne sogar zwei Wochen - soll ihn dafür prädestinieren. Etatkürzungen zum Opfer gefallen, wurde der Koloss dann vom britischen Fabrikanten Hybrid Air Vehicles (HAV) übernommen und zwei Jahre lang umgebaut, wie die Nachrichtenwebsite Independent berichtet.

APA/AFP/Adrian Dennis
Der Spitzname für den „Airlander“ kommt nicht von ungefähr
„Billiger und grüner“
„Denken Sie an einen großen Helikopter, einen wirklich riesigen Helikopter. Das (Luftschiff, Anm.) kann alles, was ein Helikopter auch kann - das heißt, Menschen und Güter in der Luft transportieren, ohne dass es eine Landebahn braucht. Aber dieses Ding kann mehr über längere Distanzen transportieren, es ist billiger und es ist grüner“, wirbt HAV-Chef Stephen McGlennan für das Luftfahrzeug.

APA/AFP/Adrian Dennis
Der Hightech-Bruder des Zeppelin
Tatsächlich benötigt das Hybridfahrzeug um etwa ein Drittel weniger Treibstoff als ein Frachtjet und könnte noch dazu großflächig mit Solarpaneelen ausgestattet werden. Nicht zuletzt sind auch die Herstellungskosten laut Independent mit knapp 35 Millionen Euro vergleichsweise moderat.
Hoffnung auf Serienproduktion
McGlennan sagte weiter, dass das Hybridluftschiff äußerst ruhig und leise fliege, Geschwindigkeiten bis zu 148 Kilometer pro Stunde sind möglich. Als Einsatzmöglichkeiten werden Überwachung, Kommunikationsunterstützung und der Transport von Hilfsgütern ebenso genannt wie der Passagiertransport. Bis der „Airlander“ planmäßig eingesetzt wird, sind aber noch 200 Teststunden vorgesehen. HAV hofft, dass der jetzige Prototyp nur das erste von zehn Luftschiffen der neuen Generation bis 2021 sein wird.
Mit den Zeppelinen, die es schon im 19. Jahrhundert gab und die mit der Hindenburg-Katastrophe komplett aus der Luft verschwanden, hat das Hybridfluggerät aus Sicht seiner Hersteller wenig zu tun: Man sehe den „Airlander“ mehr als Flugzeug denn als Luftschiff, sagte Chris Daniels von HAV. Die einmalige aerodynamische Form und die Kevlaraußenhaut machten das Luftfahrzeug deutlich stärker und erzeugten einen Auftrieb wie beim Flügel eines Flugzeugs. Das bedeutet auch, dass der „Airlander“ weniger anfällig für Wind ist.
Link: