Familie in Trümmern eingesperrt
Ein schweres Erdbeben in Mittelitalien hat zumindest sechs Menschenleben gefordert. In der kleinen Gemeinde Arquata del Tronto im Apennin kamen zwei, in dem nahe gelegenen Ort Accumoli vier Menschen ums Leben, wie der öffentlich-rechtliche TV-Sender RAI Mittwochfrüh unter Berufung auf den Bürgermeister von Accumoli und die Polizei berichtete.
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Bei den Opfern in Accumoli soll es sich um eine Familie mit zwei Kindern handeln, die unter Häusertrümmern eingeschlossen wurde. Mindestens zwei Tote konnten bis in der Früh geborgen werden. Das Erdbeben einer Stärke von mehr als sechs hatte die gesamte Region von Umbrien, Latium und den Marken erschüttert und war auch in Rom zu spüren.

APA/AFP/Filippo Monteforte
Amatrice wenige Stunden nach dem verheerenden Beben
„Der halbe Ort ist weg“
Der Bürgermeister von Amatrice, Sergio Pirozzi, berichtete von Menschen, die unter den Trümmern begraben seien. Es habe einen Erdrutsch gegeben, sagte er der RAI. „Der halbe Ort ist weg." Ein Einwohner sagte dem Sender: "Alles ist kaputt.“ Nach Angaben der italienischen Feuerwehr dürften neben Accumoli und Amatrice auch Posta und Arquata del Tronto am schwersten betroffen sein. Aus der Luft werden Experten am Vormittag versuchen, das gesamte Ausmaß der Schäden einzuschätzen.

APA/ORF.at
Die Rettungsarbeiten in Amatrice wurden erheblich erschwert, da die Straßen zur Kleinstadt durch Geröll blockiert waren. Eine Brücke, die nach Amatrice führt, stürzte teilweise ein. Die Regierung in Rom entsandte Soldaten, um Hilfe zu leisten.
Spitäler evakuiert
Auch Krankenhäuser wurden beschädigt. Die Patienten aus dem kleinen Spital in der besonders betroffenen Ortschaft Amatrice müssten woanders hingebracht werden, berichtete die Nachrichtenagentur ANSA. Auch in anderen Orten der Region wurden am Mittwoch beschädigte Krankenhäuser und Seniorenheime geräumt. In Amatrice versuchten die Helfer, sechs Menschen aus einem meterhohen Trümmerberg zu retten. Der Bürgermeister befürchtet Tote. Es herrsche Chaos: „Es ist ein Drama“, sagte er.
Das Beben um etwa 3.30 Uhr hatte nach Angaben des Geophysischen Instituts Potsdam eine Stärke von 6,1 und lag in der vergleichsweise geringen Tiefe von zehn Kilometern. Die US-Erdbebenwarte USGS sprach von 6,2, das Zentrum liege südlich der Stadt Norcia. Das genaue Zentrum lag bei Accumoli, ungefähr 150 Kilometer nordöstlich von Rom.

Reuters/Emiliano Grillotti
Bewohner und Zivilschützer suchen in Amatrice nach Überlebenden
Auch in Rom spürbar
Eine Angstnacht erlebte auch die umbrische Kleinstadt Norcia, Geburtsort des Heiligen Benedikt. Schäden wurden in der Kathedrale gemeldet. Die vielen Touristen, die sich in der Ortschaft befinden, strömten in Panik auf die Straßen. Mehrere Nachbeben erschütterten Mittelitalien. Eines, rund eine Stunde nach dem schweren Beben, erreichte die Stärke 5,5. Auch um 6.00 Uhr bebte die Erde erneut.
Erinnerungen an L’Aquila
Das Erdbeben sei mit jenem des Jahres 2009 vergleichbar, das die Abruzzen-Hauptstadt L’Aquila zerstört und über 300 Todesopfer gefordert hatte, berichtete Italiens Zivilschutzchef Fabrizio Curcio. In Europa ist Italien neben Griechenland besonders erdbebengefährdet. Unter dem Land bewegt sich ein etwa tausend Kilometer langer Keil der afrikanischen Platte mehrere Meter im Jahrhundert nach Norden und drückt gegen die Alpen unter die eurasische Platte.
Dabei können verheerende Kräfte frei werden. So starben 1908 in Messina auf Sizilien und in Süd-Kalabrien mehr als 100.000 Menschen. Mindestens 3000 Menschen wurden im November 1980 bei Erdstößen in Neapel und 100 weiteren Orten der Region Kampanien getötet. Im April 2009 kamen mehr als 300 Menschen ums Leben, als in der mittelitalienischen Region Abruzzen mit ihrer Hauptstadt L’Aquila die Erde bebte.
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