Clinton-Vorsprung schadet nicht nur Trump
Die Unzufriedenheit vieler US-Bürger mit den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner und Demokraten ist groß. Das gilt für Donald Trump noch mehr als für Hillary Clinton - ihm fehlt nicht nur der Rückhalt von Teilen der eigenen Partei, er hat vor allem auch ein Problem mit der Popularität bei jungen Wählern. Gute Voraussetzungen also theoretisch für alternative Kandidaten abseits der „Großen“.
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Praktisch jedoch ist die Konkurrenz zu Clinton und Trump wenig chancenreich. Aktuell im Rennen sind als Kandidaten von Drittparteien Gary Johnson von den Libertären und Jill Stein von den Grünen, beides Parteien, die in den USA wenig Bedeutung haben.
Eine wirklich signifikante Rolle im Wahlkampf könnten ihre Kandidaten nur spielen, wenn sie an den TV-Duellen teilnähmen und das Rennen zwischen Clinton und Trump knapp ist, lautet der Grundtenor in den US-Medien. Angesichts der schwindenden Umfragewerte Trumps wird der Abstand zwischen den zwei „Großen“ aber immer deutlicher. Damit wird laut „Dallas News“ die Bedeutung von Stein und Johnson im Wahlkampf kleiner.

Reuters/Patrick T. Fallon
Johnson sieht sich in der Mitte zwischen den beiden großen Kandidaten
Der schwierige Weg ins Fernsehen
Die Hürden für die Teilnahme an den begehrten TV-Duellen sind hoch: Die Kandidaten müssen in fünf festgelegten, großen Meinungsumfragen im Schnitt mindestens 15 Prozent hervorbringen und gleichzeitig eine rechnerische Chance haben, 270 Wahlmännerstimmen zu gewinnen. Letzteres könnte beiden gelingen. Aber während Johnson zuletzt bei den Umfragen immerhin auf etwa zehn Prozent kam, sind es bei Stein lediglich circa drei.
Für „Politico“ sind sich die beiden kleinen Kandidaten vor allem selbst im Weg - oder genauer gesagt Stein ist Johnson im Weg, wenn es um die Teilnahme an den TV-Duellen geht. Beide fischen aus dem Pool von Anti-Establishment-Stimmen und haben ihre Kampagnen gegen die Vormacht von Clinton und Trump ausgerichtet. Laut dem Onlinenachrichtenmagazin ist der wahre Gegner aber der jeweils andere. Einige Wochen sind immerhin noch Zeit bis zum ersten Duell am 26. September.
Zweiter Versuch
Für Stein ist es bereits der zweite Anlauf in Richtung Weißes Haus. Sie kandidierte bereits bei der letzten Wahl 2012 für die Grünen - mit wenig Erfolg. Zentrale Themen der Harvard-Absolventin sind Umweltschutz, grüne Energie, eine dramatische Kürzung des Militärbudgets und erschwingliche Bildung.

Reuters/Dominick Reuter
Für Stein sind die TV-Duelle außer Reichweite
Auch wenn ihre Umfragewerte aktuell nur im unteren einstelligen Bereich liegen - für ihre Partei könnte die Kandidatur dennoch ein Erfolg werden: Laut „Politico“ könnte sie in bis zu 44 Staaten antreten, was für die kleine Grüne Partei ein Rekord wäre.
Marihuanarauchender Kandidat
Ihr Konkurrent Johnson ist Unternehmer und ehemaliger republikanischer Gouverneur von New Mexico und trat ebenfalls 2012 schon einmal an - er erlangte damals unter einem Prozent der Stimmen. Auch für ihn läuft das Rennen diesmal also deutlich besser, kann er doch auf viele Unzufriedene aus dem republikanischen Lager zählen, die Trump verhindern wollen.
Johnson positioniert sich mit seinem Vize William Weld als gemäßigter Kandidat zwischen Trump und Clinton - liberal in sozialen und konservativ in fiskalischen Fragen. Als Hürde im Stimmenfang von konservativen Trump-Gegnern wird mehrfach seine Position zu Drogen genannt: Johnson setzt sich für die Legalisierung von Marihuana ein und gab zu, es auch selbst geraucht zu haben. Das schreckt viele Konservative ab. Johnson selbst hofft noch, dass er es in die TV-Debatten schafft, die er in einem Interview mit dem „New Yorker“ die „Super Bowl der Politik“ nennt.

APA/AP/Weston Kenney
McMullin ist zu spät dran
McMullin: Noch weniger Chancen
Es gibt aber auch noch einen dritten Kandidaten in den hinteren Reihen, der sich anschickt, Clinton und Trump Stimmen abzuringen. Der Konservative Evan McMullin stieg mit Anfang August allerdings erst so spät ins Rennen ein, dass er diverse Anmeldefristen in den Bundesstaaten versäumte und nur noch für eine Minderheit der US-Bürger wählbar sein wird.
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