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Verschlungene Wege zum Glück im Job

Eine neue Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) stellt wieder einmal fest, worin sich Sozial- und Arbeitswissenschaftler schon lange einig sind: Geld alleine macht im Job nicht glücklich. Bemerkenswert ist allerdings, dass sich sehr hohe und niedrige Gehälter auf die Fähigkeit, anderen Menschen zu vertrauen, niederschlagen können.

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Angestellte mit einem Bruttostundenlohn von über 50 Euro stimmten der Studie zufolge am häufigsten der Aussage voll zu, dass sie anderen Menschen im Allgemeinen vertrauen. Dagegen lehnten jene mit einem Stundenlohn von unter 15 Euro diese Aussage am häufigsten entschieden ab. Bei Arbeitnehmern mit einem mittleren Bruttostundenlohn zeigte sich kein derart starker Trend.

Emotionale Stabilität wichtiger Faktor

Als Basis für die Erhebung diente der IW-Forscherin Mara Ewers das sozioökonomische Panel des Wirtschaftsinstituts, eine repräsentative Studie, an der jährlich 20.000 Menschen teilnehmen und in der persönliche Angaben zur subjektiven Lebens- und Arbeitszufriedenheit, dem Bruttostundenlohn, der Bildung und Gesundheit festgehalten sind.

Ewers fand auch heraus, dass eine stark ausgeprägte emotionale Stabilität, Belastbarkeit und Selbstsicherheit mit hoher Zufriedenheit im Job zusammenhängen könnte. Labilität hingegen sei ein Hemmschuh beim Glück mit dem Job. „Die Ergebnisse lassen allerdings keine Kausalbeziehung zu“, betonte Ewers. Es ist also nicht klar, ob die Menschen wegen ihres Charakters zufriedener im Job sind oder ob der ideale Job den Charakter beeinflusst.

Geld allein ist nicht alles

Dass ein gutes Einkommen nicht der einzige, aber ein ganz wesentlicher Faktor für Zufriedenheit im Job ist, darin sind sich viele Sozial- und Arbeitswissenschaftler mittlerweile einig. Eine bekannte These dazu ist etwa das vom US-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler Richard Easterlin konzipierte Easterlin-Paradox, laut dem langfristig betrachtet die Lebenszufriedenheit in einem Land trotz Einkommenszuwächsen nicht steigt.

Wie verschlungen die Wege zum Glück mit dem Job sind, legte kürzlich auch der US-Ökonom Robert H. Frank in einem Kommentar für die „New York Times“ dar. Die Erkenntnisse der Sozialwissenschaft würden zeigen, dass Arbeitszufriedenheit nicht gemessen werden kann, ohne die unterschiedlichen Eigenschaften von Jobs auch abseits der Höhe des Gehalts zu betrachten.

Moralischer Motivator

Dass die Zufriedenheit steigernde Aspekte wie hohe Flexibilität, Fortbildungsmöglichkeiten und ein sicherer Arbeitsplatz nicht unbedingt mit guter Bezahlung einhergehen, ist bekannt. Ein gutes Beispiel sei auch der grundlegende Zweck, den der Arbeitgeber verfolgt. Den Arbeitsplatz jeden Abend verlassen zu können und die Welt besser - oder zumindest nicht schlechter - gemacht zu haben sei ein ganz wesentlicher Motivator für Zufriedenheit im Job, so Frank.

So habe er etwa eine Studierendengruppe gefragt, ob sie lieber als Werber für einen Tabakkonzern oder eine Krebspräventionskampagne arbeiten wollen würden - und die Mehrheit entschied sich für Letzteres. Eine erhebliche Gehaltserhöhung könne diese Gewichtung aber auch wieder verschieben.

Im „Flow“ zum Experten

Laut dem Ökonomen ergibt sich der idealtypische Weg zur Arbeitszufriedenheit aus der Wahl der richtigen Tätigkeit. Am besten sei es, seine Arbeit möglichst nahe an einer Aktivität zu orientieren, bei der man sich in völliger Vertiefung verlieren kann - einen Zustand, den der US-Psychologe Mihaly Csikszentmihalyi als „Flow“ bezeichnete.

Nur dann könne man die Zeit und Energie aufbringen, um Experte in seinem Feld zu werden - und Studien zeigen, dass es immer die Besten eines Faches sind, die aus ihrem Feld den finanziell höchsten Profit schlagen. Selbst wenn dieser Fall nicht eintrete, würde die Zufriedenheit mit der richtigen Tätigkeit die finanziellen Defizite aufwiegen.

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