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Ausspionieren per SIM-Karte

Thailands Militärjunta könnte Touristen künftig per SIM-Karte überwachen. Die staatliche Telekommunikationsbehörde NBTC machte diesen Plan am Dienstag öffentlich. Dabei gehe es nicht darum, die Rechte der Urlauber einzuschränken, sondern der Polizei zu helfen, „wenn jemand zu lange im Land bleibt oder auf der Flucht ist“, sagte Behördenchef General Takorn Tantasith.

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Er versicherte, die Polizei solle die SIM-Karten nur dann orten dürfen, wenn ein Richter das zuvor genehmigt. Bisher können Touristen in Thailand SIM-Karten für ihre Handys kaufen, ohne sich ausweisen zu müssen. Manche Fluggesellschaften verschenken auch Telefonkarten an Passagiere.

Medien: Zentrale Liste

Die Militärjunta versucht seit der Machtergreifung 2014, die Touristen stärker zu kontrollieren. Anfang dieses Jahres berichteten thailändische Medien, dass persönliche Daten von Touristen in einer zentralen Liste gespeichert würden. Ausländer, die in Thailand leben und arbeiten, müssen beim Kauf einer SIM-Karte oder beim Abschluss eines Mobilfunkvertrags bereits jetzt eine Kopie ihres Passes vorzeigen.

Seit einigen Monaten verfolgt die thailändische Einwanderungsbehörde einen strengen Kurs unter dem Motto „Bad guys out, good guys in“ (die Schlechten raus, die Guten rein). Wer sich länger im Land aufhält als erlaubt, muss mit einem Aufenthaltsverbot für lange Zeit rechnen.

Armband mit GPS angedacht

Nach Thailand reisen jedes Jahr Millionen von Touristen - 2016 werden rund 32 Millionen erwartet. Der Tourismus sorgt für ein Zehntel des Bruttoinlandsprodukts. Vor zwei Jahren gab es Pläne, dass jeder Reisende ein Armband tragen soll, offiziell zu seinem Schutz: „Wenn Touristen betrunken sind und am Strand einschlafen, können wir sie zurück ins Hotel bringen“, hatte der Polizeichef gesagt und auf den Mord an zwei britischen Urlaubern an einem Strand verwiesen.

Laut dem Vorschlag sollten auf den Armbändern etwa Name und Hotel von Touristen verzeichnet werden. Wie die „Bangkok Post“ berichtete, wurde damals auch überlegt, die Armbänder mit einem GPS-System auszustatten, um so abgängige Touristen orten zu können. Der Vorstoß der Überwachung der SIM-Karte kann als neuer Vorstoß dafür gewertet werden.

„Ministerium für bescheuerte Lösungen“

Diese Pläne waren aber schnell wieder begraben worden. Sie hatten im In- und Ausland Häme und Kritik ausgelöst. „Demnächst dann Funkhalsringe, um das Bewegungs- und Paarungsverhalten ausländischer Touristen zu studieren“, ließ damals ein Karikaturist der thailändischen Zeitung „Nation“ einen Mitarbeiter des „Ministeriums für bescheuerte Lösungen“ sagen.

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