Sicherheit als heikelster Punkt
Mit gemeinsamen Regeln für alle derzeit 28 EU-Staaten will die EU-Kommission den Einsatz von Drohnen in der EU regeln und gleichzeitig vorantreiben. Denn Drohnen sollen in Zukunft einen wichtigen Teil in der Wirtschaft der EU-Staaten spielen.
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Gerade im zivilen Bereich sieht die EU großes Potential für die europäische Wirtschaft: 2.500 Hersteller und Betreiber von Drohnen gibt es derzeit laut einem EU-Bericht in Europa, im Rest der Welt seien es 2.350. Während man andere technologische Entwicklungen aus der Hand gegeben oder auch verschlafen habe, will die EU im Bereich zivile Drohnen die Führung erhalten. Dabei geht es nicht um leichte Spielzeugdrohnen, sondern unbemannte Geräte, die etwa für die Überwachung von Seen und Flüssen, aber auch für den Transport kleinerer Dinge eingesetzt werden bzw. eingesetzt werden sollen.
Helfen sollen dabei gemeinsame Regelungen für den Einsatz von zivilen Drohnen im europäischen Luftraum. Unterschiedliche Regelungen in den einzelnen EU-Staaten aber auch auf EU-Ebene würden unter anderem den grenzüberschreitenden Einsatz von Drohnen behindern und brächten viel zu viel administrativen Aufwand mit sich, argumentiert die EU-Kommission einen entsprechenden legislativen Vorschlag, der in Form einer Verordnung im ganzen EU-Raum ebendiese klaren, einheitlichen Rahmenbedingungen bringen soll.
Weitgehend Einigung über Regelung
Derzeit werde im Verkehrssauschuss über etwaige Änderungswünsche beraten und verhandelt, so der im EU-Parlament für die Verordnung zuständige Berichterstatter Marian-Jean Marinescu im Gespräch mit ORF.at. Im Herbst soll dann über den Bericht abgestimmt werden, im Anschluss könnte der Bericht noch heuer ins Plenum des EU-Parlaments kommen - so zumindest der aktuelle Plan.
Die Verordnung
Die Verordnung soll noch viele weitere Punkte regeln, wie die Sicherheit von technischen Systemen etwa bei der Bodenabfertigung sowie beim Luftverkehrsmanagement. Dazu zählen unter anderem Lichter und Enteisungsmaschinen.
Grundsätzlich sei man sich im Bereich Drohnen über eine notwendige Regelung weitgehend einig, heißt es aus dem Verkehrssauschuss, laut Marinescu wird das Thema aber auch durchaus kontroversiell behandelt. Er selbst etwa würde den Vorschlag gerne noch weiter konkretisieren, etwa mit einer Grenze, ab wann Drohnen registriert werden müssen. 250 Gramm sei dabei für ihn das Limit, in vielen Ländern werde das bereits erfolgreich gehandhabt - darunter auch in Österreich. Es gebe aber einige Stimmen, die gegen eine solche fixe Grenze seien, so Marinescu, der hinter dem Widerstand vor allem die Industrie wittert.
Nicht jeder Einsatz mit Pilot
Je nach Geräteart und gewünschtem Einsatz sollen auch die Zertifizierungsbedingungen für die Drohnen unterschiedlich gehandhabt werden. Als Beispiel nennt Marinescu eine Drohne, die in einem ansonsten menschenleeren Gebiet Elche überwacht oder einen See überfliegt - diese müsse weniger Bedingungen in puncto Sicherheit und Zuverlässigkeit erfüllen und brauche vielleicht keinen Piloten, im Gegensatz zu einer bruchsicheren und 100 km/h schnellen Drohne aus Titan, die im Stadtgebiet über Menschen zum Einsatz kommen soll.
Dem gewünschten Einsatzbereich entsprechend sollen die Drohnen dann auch mit notwendigen Sicherheitsfeatures ausgerüstet werden müssen, wie etwa Kollisionsvermeidungssystemen, Geofencing, Heimflugfunktionen oder der Funktion Sicheres Landen. Welche Systeme das für welchen Zweck genau sein müssen, solle die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) entscheiden, so Marinescu. Auch diese Systeme müssten entsprechend zertifiziert werden, damit etwa eine Drohne, die im Flughafenbereich oder eben in der Stadt eingesetzt wird, auch alle unbedingt notwendigen Sicherheitsmerkmale erfüllt.
Sicherheit als große Herausforderung
Gerade die Sicherheit gehöre zu den großen Herausforderungen beim Einsatz von Drohnen, und er meine dabei nicht „extreme Taten“: „Wir müssen Regeln festlegen, wir müssen wissen, wem eine Drohne gehört, wenn diese über Menschen fliegt oder zum Fenster eines Hauses im 15. Stock. Wir brauchen eine Identifizierung und Registrierung.“ Es gebe immer mehr Unfälle, und wenn die EU nicht entsprechend zügig eingreife und reguliere, „haben wir bald Drohnen überall“. Man könne den Fortschritt nicht aufhalten, man müsse ihm aber helfen, bestimmte Regeln einzuhalten - auch wenn man absolute Sicherheit nicht garantieren könne.
Dass Drohnen etwa in der Stadt voll automatisiert und ganz ohne Piloten fliegen, kann sich Marinescu, selbst Flugzeugingenieur, übrigens nicht vorstellen. Nicht nur brauche man in der Stadt viele Systeme wie Kameras oder Unfallvermeidungssysteme, um größtmögliche Sicherheit ermöglichen zu können. Es gebe auch einige logistische Probleme, etwa bei der Paketzustellung.
„Wie bringen Sie denn ein Paket an eine Wohnungstür in einem Haus im 25. Stock? Sie können es vielleicht auf dem Dach abstellen, wenn der Nachbar sie drüberfliegen lässt und eine entsprechende Vorrichtung dort platziert ist, aber das muss alles genau durchdacht werden.“
„Historische Chance“ für EU
Die verkehrspolitische Sprecherin der ÖVP im EU-Parlament, Claudia Schmidt, ebenfalls Mitglied im Verkehrsausschuss, sieht in der Verordnung bezüglich Drohnen eine „historische Chance“, dass die EU ihre Stärke ausspielen kann und sich bei dem Thema international platziert. Es sei auch einmalig, dass alle Flugsicherheitsbehörden Europas so positiv gegenüber dem Vorschlag waren. Das größte Problem komme aber noch, nämlich die tatsächliche Umsetzung in der täglichen Praxis, etwa wenn eine Drohnen dort fliegt, wo sie nicht darf, oder bei einem Terroranschlag. Denn so etwas könne „alles verderben.“
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