Ringen um Vormacht im Indischen Ozean
Mit Unterstützung japanischer Forscher soll Indien so bald wie möglich eine Anlage aus Hydrophonen, Unterwassermikrofonen mit Sensoren, am Meeresgrund errichten. Das Ziel der gemeinsamen Bemühungen: Chinas U-Boote sollen geortet werden und sich nicht ungehindert im Indischen Ozean bewegen können. Dabei soll nicht nur japanisches, sondern auch US-amerikanisches Know-how zum Einsatz kommen.
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Denn schon in den 1950ern installierten die USA entsprechende Abhöranlagen. Sound Surveillance Systems (SOSUS) sollten die Bewegungen russischer U-Boote aufzeichnen. Seit dem Ende des Kalten Krieges ist ein Großteil der Sensoren zwar noch funktionstüchtig, aber abgeschaltet, ihre Existenz wurde überdies erst 1991 bestätigt.
Gemeinsame Wirtschaftsstrategie
Heute haben die USA beträchtliches Interesse an Indien und an der Region um den Indischen Ozean, verkündetet man doch schon Anfang letzten Jahres eine gemeinsame Wirtschaftsstrategie. Gemeinsam haben Indien und die USA bereits Druck auf China ausgeübt, erhob die Volksrepublik doch Hoheitsansprüche auf große Teile des Südchinesischen Meeres. Mit Erfolg: Das internationale Schiedsgericht in Den Haag wies die Ansprüche sehr zum Missfallen Chinas zurück.
Doch schon seit Jahren ringen nun Indien und China um die Vorherrschaft im Indischen Ozean. Dieser ist immerhin der drittgrößte der Erde und für beide Länder von wirtschaftlichem Interesse sowie vor allem ob seiner Handelsrouten wichtig. China hat in den letzten Jahren viel investiert, um in der Region Fuß zu fassen. So steckte man etwa rund fünf Milliarden Euro in die Infrastruktur Sri Lankas und finanzierte den Bau eines Flughafens auf den Malediven.
Abhöranlage im Golf von Bengalen
Geplant ist die Abhöranlage nun im Golf von Bengalen, also vom Süden Indiens bis zur Nordspitze Indonesiens, so eine Mitteilung der indischen Denkfabrik Observer Research Foundation. Offizielle Bestätigung seitens der indischen Regierung gibt es noch keine, aber der Umstand, dass bereits in den letzten Jahren im Hafen von Sri Lankas Hauptstadt Colombo chinesische U-Boote gesichtet worden waren, ließ wohl die Alarmglocken läuten.
Mit der geplanten Mikrofonwand in diesem Abschnitt des Indischen Ozeans verstopft man nun laut Onlinemagazin Quartz zumindest virtuell die Straße von Malakka und damit schlussendlich die Verbindung vom Indischen zum Südchinesischen Meer. Sobald die Abhöranlage installiert ist, werden die Spannungen zwischen Delhi und Peking wohl noch stärker werden.
Neue „Große Mauer“ unter Südchinesischem Meer
Dabei war es China, dessen Pläne für eine neue „Große Mauer“ unter dem Südchinesischen Meer noch vor jenen von Indien und Japan bekannt wurden, so das US-Magazin „The National Interest“. Nicht weniger als 30 Prozent des internationalen Warenverkehrs passieren diese Region. Allerdings sind akustische Sensoren in diesem Gebiet nur bedingt sinnvoll, denn die Gewässer sind laut und voller Untiefen. Chinesische Forscher arbeiten nichtsdestoweniger fieberhaft an der Lösung dieses Problems.
Die gemeinsamen Anstrengungen Indiens und Japans gegenüber dem chinesischen Vormarsch im Indischen Ozean deuten jedenfalls darauf hin, dass sich auf dem größten Kontinent der Welt sowohl Mächteverhältnisse als auch das geopolitische Bild bald ändern könnten.
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