Trauer und Würdigungen
Der Friedensnobelpreisträger Schimon Peres hat an Elie Wiesel als Menschen erinnert, der sich stets gegen das Vergessen eingesetzt hat. „Wiesel hat seine Spuren in der Menschheit hinterlassen durch das Erhalten und Hochhalten des Vermächtnisses des Holocaust“, sagte Peres am Samstag.
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„Er hat die schlimmsten Gräueltaten der Menschheit ausgehalten, überlebt und sein Leben dem Vermitteln der Nachricht ,Niemals wieder‘ gewidmet.“
Peres hatte 1994 als israelischer Außenminister gemeinsam mit dem damaligen Ministerpräsidenten Izchak Rabin und PLO-Chef Jassir Arafat den Friedensnobelpreis erhalten. Er hatte mehrere Ministerposten inne und war zweimal Regierungschef in Israel. Von 2007 bis 2014 war er Staatspräsident.
„Vorbild der Menschlichkeit“
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu reagierte bestürzt auf die Todesnachricht. „Der Staat Israel und das jüdische Volk trauern zutiefst um Elie Wiesel“, sagte Netanjahu. „Der Wortkünstler Elie hat mit seiner außergewöhnlichen Persönlichkeit und seinen faszinierenden Büchern den Sieg des menschlichen Geistes über die Grausamkeit und das Böse verkörpert.“
„Im Dunkeln des Holocaust, in dem sechs Millionen unserer Brüder und Schwestern ermordet wurden, diente Elie Wiesel als ein Licht und als Vorbild der Menschlichkeit sowie des Glaubens an das Gute im Menschen“, sagte Netanjahu laut einer Mitteilung seines Büros weiter.
„Gewissen der Welt“
US-Präsident Barack Obama würdigte Wiesel als „eine der großen moralischen Stimmen unserer Zeit“ und „Gewissen der Welt“. Wiesel sei nicht nur einer der prominentesten Holocaust-Überlebenden gewesen, hieß es in einer ungewöhnlich ausführlichen Erklärung des Präsidenten. „Er war ein lebendes Denkmal.“
Wiesel habe trotz des Erlittenen niemals den Glauben an die Menschlichkeit „und den Fortschritt verloren, der möglich ist, wenn wir uns gegenseitig mit Würde und Respekt behandeln“. Dafür, so Obama, sagen wir „heute Abend unseren Dank“.
„Großer Verlust“ für Deutschland
Der deutsche Präsident Joachim Gauck bezeichnete Wiesel als wichtigen Zeitzeugen, „großartigen Menschen und außerordentlichen Gelehrten“. Wiesel habe es mit seinen eindringlichen Worten verstanden, „als Zeitzeuge die Erinnerung an die dunkelsten Jahre der deutschen Geschichte wach zu halten und vor allem junge Menschen vor den Gefahren von Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit zu warnen“, erklärte Gauck in der Nacht zum Sonntag in Berlin.
Deutschland habe mit Wiesels Tod „einen großen Verlust erlitten“, hieß es in einem Kondolenzschreiben Gaucks an dessen Ehefrau Marion Esther Wiesel. „Wir werden ihn niemals vergessen.“
„Streiter gegen Hass, Intoleranz und Gewalt“
„Mit Elie Wiesel geht nicht nur ein großer Autor, Philanthrop und Gelehrter von uns, sondern vor allem ein unermüdlicher Streiter gegen Hass, Intoleranz und Gewalt“, sagte Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier.
Als junger Mensch von den Nationalsozialisten ins KZ verschleppt, habe er die Menschheit von ihrer dunkelsten Seite erlebt. „Nachdem er den Horror des Holocaust überlebt hatte, widmete er sein Leben dem Kampf gegen Gleichgültigkeit und Vergessenheit.“
Steinmeier erinnerte daran, dass Wiesel in einer beeindruckenden Rede vor dem Deutschen Bundestag im Jahr 2000 der deutschen Jugend sein Vertrauen ausgesprochen habe, dass sie eine bessere Gesellschaft schaffe, als er selbst es in seiner Kindheit habe erleben müssen. „Darin steckte eine tief bewegende Botschaft der Hoffnung und der Verantwortung, die wir uns gerade heute zu Herzen nehmen sollten“, mahnte Steinmeier.
„Stimme der Ermordeten“
Das Internationale Auschwitz-Komitee würdigte Wiesel als „Lehrer der Menschheit“. „Elie Wiesel war kein Weg zu weit und kein Anlass zu gering, Menschen über die Schrecken und Verbrechen von Auschwitz zu informieren“, sagte Christoph Heubner, der Vize-Exekutivpräsident der Überlebendenorganisation.
Wiesel sei die Stimme der in Auschwitz von den Nationalsozialisten ermordeten jüdischen Frauen, Kinder und Männer gewesen, „die immer wieder die Vergesslichkeit, den Antisemitismus und den Hass übertönte“. Heubner zufolge werde Wiesel gerade in „diesen Tagen des Hasses und des Fundamentalismus schmerzlich vermisst“ werden.
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