Auschwitz und Buchenwald überlebt
Der Holocaust-Überlebende und Nobelpreisträger Elie Wiesel ist nach Angaben israelischer Medienberichte und eines Sprechers der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem am Samstagebend im Alter von 87 Jahren gestorben. Wie die „New York Times“ („NYT“) berichtete, starb Wiesel bei sich zu Hause in Manhattan.
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Der 1928 in Rumänien geborene Wiesel überlebte das Grauen der Konzentrationslager Auschwitz und Buchenwald. Seitdem engagierte sich Wiesel für das Wachhalten der Erinnerung an die sechs Millionen Opfer des Holocaust.
Sein 1958 veröffentlichtes und in 30 Sprachen übersetztes Werk „Die Nacht“, in dem er prägnant und eindringlich seine Erlebnisse im Konzentrationslager Auschwitz schildert, ist bis heute eines der meistgelesenen Bücher zum Holocaust.
1986 mit Friedensnobelpreis ausgezeichnet
1928 als Sohn eines jüdischen Kaufmanns in Siebenbürgen geboren, hatte Wiesel eigentlich Rabbi werden sollen. Doch seine behütete religiöse Erziehung in dem kleinen Karpatenstädtchen Sighet brach 1944 jäh ab, als die Familie nach Auschwitz deportiert wurde. Nach dem Krieg kam Wiesel in ein Waisenhaus in Frankreich.
Später studierte er in Paris Philosophie und Literatur und arbeitete dann als Journalist und Auslandskorrespondent, bis ihn der französische Literaturnobelpreisträger Francois Mauriac (1885 bis 1970) ermunterte, „an das Unsagbare zu erinnern“.

APA/AFP/Bjoern Sigurdsoen
Wiesel 1986 bei der Nobelpreiszeremonie
Wiesel schrieb fast 50 Bücher, Essays, Romane und Theaterstücke, in denen er sich für verfolgte Minderheiten in aller Welt starkmachte. 1986 erhielt er für seinen Einsatz den Friedensnobelpreis.
In zahlreichen Institutionen tätig
Wiesel erhielt 1972 eine Professur an der City University of New York und lehrte Philosophie, Judaistik und Literatur. Ab 1978 war er Professor für jüdische Studien an der Universität in Boston. 2003 wurde Wiesel zum Vorsitzenden der Internationalen Kommission zur Erforschung des Holocaust in Rumänien berufen.
Zwischen 1979 und 1986 bekleidete Wiesel das Amt des Vorsitzenden des US Holocaust Memorial Councils. Bereits zuvor war Wiesel der Vorgängerorganisation President’s Commission on the Holocaust vorgesessen. 1986 gründete Wiesel zusammen mit seiner Frau die Elie-Wiesel-Stiftung.
Waldheim- und Haider-Kritiker
Als prominentester Sprecher der amerikanischen Juden warnte er immer wieder vor den Gefahren des Rassismus, Antisemitismus und Neonazismus - und beschränkte sich dabei keineswegs auf Nordamerika. US-Präsident Ronald Reagan kritisierte er 1985 wegen dessen Besuchs auf dem Friedhof in Bitburg scharf, weil dort auch zahlreiche SS-Angehörige beerdigt waren.
1986 kämpfte Wiesel vehement gegen den Kandidaten für das österreichische Bundespräsidentenamt, Kurt Waldheim, wegen dessen Vergangenheit als Wehrmachtsoffizier. Im Jahr 2000 sagte Wiesel über den damaligen FPÖ-Chef Jörg Haider anlässlich der Bildung der schwarz-blauen Koalition: „Man kann nicht schweigen zu der politischen Aktivität eines Mannes, der Hitler verherrlicht hat und dessen Partei in der Regierung vertreten sein wird. Ich bin sehr froh, dass die Europäische Union Druck ausübt. Falls die Österreicher jetzt wütend sind, dann sollen sie über sich selbst schimpfen, dass sie Haider gewählt haben.“
Nach der deutschen Wiedervereinigung machte er Deutschlands Kanzler Helmut Kohl für die zunehmende Ausländerfeindlichkeit in Deutschland mitverantwortlich. Im Juni 2009 besuchte er gemeinsam mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Barack Obama das ehemalige KZ Buchenwald. Vor zwei Jahren wurde er in New York mit einem der höchsten deutschen Orden, dem Großen Verdienstkreuz mit Stern, geehrt.
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