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„Ich muss ihm höflich widersprechen“

Ausgerechnet zum 50-jährigen Jubiläum von „Star Trek“ ist es zwischen den Machern des 13. „Star Trek“-Kinoabenteuers und dem legendären Darsteller George Takei (79) zu einer heftigen Kontroverse gekommen. Takei stößt sich daran, dass Raumschiff-Enterprise-Steuermann Hiraku Sulu im demnächst anlaufenden Film als schwul dargestellt wird.

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Das Geheimnis war von Sulu-Darsteller John Cho verraten worden. Sulu, der in der Originalserie aus den 60ern von Takei verkörpert wurde, soll in „Star Trek: Beyond“ mit einem Mann verheiratet sein; zudem habe das Paar eine Tochter, wie Cho der australischen „Herald Sun“ sagte. Das sei von Drehbuchautor Simon Pegg und Regisseur Justin Lin nicht zuletzt als „Hommage“ an Takei zu verstehen, unterstrich Cho.

Der homosexuelle Takei gehört zu den bekanntesten LGBT-Aktivisten der USA. Geoutet hatte er sich erst 2005, drei Jahre später heiratete er seinen langjährigen Lebensgefährten Brad Altman. „Ich mag diesen Zugang, also keine große Sache daraus zu machen“, meinte Cho. „Ich hoffe, wir orientieren uns als Spezies auch daran, persönliche Orientierungen nicht zu politisieren.“

Takei findet Entscheidung „bedauerlich“

Bei Takei kam Peggs Geste nicht gut an. „Ich halte das für bedauerlich“, erklärte er gegenüber dem „Hollywood Reporter“. Zwar sei er „erfreut“, dass es einen schwulen Charakter gebe. Dass es sich dabei ausgerechnet um Sulu handelt, sei „bedauerlicherweise eine Verdrehung von Genes Schöpfung“.

George Takei

AP/Invision/Evan Agostini

Takei übte Kritik an den „Star Trek“-Machern

Takei beruft sich bei seiner Kritik auf ein langes Gespräch, das er im Jahr 1968 mit „Star Trek“-Erfinder Gene Roddenberry geführt hatte. Der habe seine Charaktere stets durchdacht konzipiert, sagte Takei. Für Roddenberry - der laut Takei schon damals ein Verfechter von LGBT-Rechten war - sei klar gewesen, dass Sulu heterosexuell ist.

Die Kritik kommt für die Macher von „Star Trek: Beyond“ nicht ganz überraschend. Nach eigenen Angaben war Takei bereits im Vorjahr von Cho in einem Telefongespräch über Peggs Pläne informiert worden. „Ich habe ihm gesagt: Seid einfallsreich und kreativ und erschafft einen Charakter, der eine schwule Vergangenheit hat.“

Pegg verteidigt Entscheidung

Drehbuchautor Pegg, der im Film die Rolle des Montgomery „Scotty“ Scott spielt, verteidigte indes seine Entscheidung. „Ich muss ihm höflich widersprechen“, so Pegg in einem Statement an den „Guardian“. Er habe recht, es sei bedauerlich, dass die filmische Version des inklusivsten und tolerantesten Universums im Science-Fiction-Genre bisher keinen LGBT-Charakter enthalten habe. Allerdings: „Wir hätten einen homosexuellen Charakter erschaffen können. Aber er oder sie wären primär über ihre Sexualität definiert worden statt dafür, was sie sind, und ist das nicht Alibipolitik?“

Simon Pegg

AP/Invision/Chris Pizzello

Drehbuchautor Pegg

In Hinblick auf Takeis Vorwurf, Roddenberrys Idee zu verdrehen, meinte Pegg: „Ich glaube nicht, dass Roddenberrys Entscheidung, die Crew der Enterprise heterosexuell zu machen, eine künstlerische gewesen ist.“ Vielmehr sei es damals (in den späten 60ern) eine Notwendigkeit gewesen. „Star Trek“ war damals die erste Serie, die einen Kuss zwischen einem Weißen und einer Schwarzen zeigte. Die Szene mit Captain James T. Kirk und Lieutenant Nyota Uhura ging in die Filmgeschichte ein; Fernsehsender in den US-Südstaaten weigerten sich, die Episode auszustrahlen.

Kritik kam unterdessen auch von Zachary Quinto, der Mr. Spock spielt. Er sei „enttäuscht“ von Takeis Reaktion, sagte Quinto, der seine Homosexualität vor ein paar Jahren öffentlich machte und ebenfalls LGBT-Aktivist ist. „Ich verstehe, dass er eine spezielle Beziehung zu dem Charakter hat“, sagte Quinto. Allerdings habe man mit der Wiederaufnahme der Kinoserie im Jahr 2009 ein alternatives Universum erschaffen. Er hoffe, dass Takei sich von den enorm positiven Rückmeldung speziell von jungen Menschen bestärken lasse, dass die Darstellung Sulus die Akzeptanz und die Inklusion in der Bevölkerung festige.

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