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Die „Oprah von Instagram“

Avocados sind nicht nur grün, sondern ebenso gesund. Das entdeckte in den vergangenen Monaten auch das Internet und feierte die Frucht in Blogeinträgen und Sozialen Netzwerken. In Neuseeland - einem der Hauptanbauländer - ließ die Begeisterung für die Avocado die Preise zuletzt in die Höhe schnellen. Mit den teuren Früchten kamen aber auch die Diebe.

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Wie der „Guardian“ am Mittwoch berichtete, verzeichneten die neuseeländischen Behörden seit Jänner an die 40 Großdiebstähle auf Neuseelands nördlicher Insel. Vergangenes Wochenende verschwanden allein aus einer einzigen Plantage rund 350 Früchte. Insgesamt geht die Zahl der gestohlenen Avocados in diesem Jahr in die Tausende. Viele Fälle würden gar nicht angezeigt, vermutet die neuseeländische Polizei.

In den vergangenen Jahren hätten die Behörden immer wieder mit „Wellen“ von Avocadodiebstählen zu tun gehabt, sagte Sergeant Aaron Fraser von der neuseeländischen Küstenstadt Waihi. Doch laut Fraser zogen sich die Diebstähle zuvor nie über einen so langen Zeitraum.

Preis mehr als verdoppelt

Tatsächlich waren die Preise für die grünbraune Frucht in Neuseeland aber auch schon lange nicht mehr so hoch wie in diesem Jahr. Um die fünf neuseeländische Dollar (3,1 Euro) müssen Kunden zurzeit für eine Avocado zahlen. Vor einem Jahr waren es nicht einmal zwei Dollar. Die gestiegenen Preise gründen zum einen in einer schlechten Ernte 2015, zum anderen stieg aber auch die Nachfrage nach der Frucht.

Avocados hängen auf einem Baum

picturedesk.com/Steffen & Alexandra Sailer/Mary Evans

So wächst die Avocado am Baum - der eigentlich ein Lorbeerbusch ist

Laut der Vereinigung der neuseeländischen Avocadobauern vergrößerte sich der Kundenkreis im vergangenen Jahr um 96.000 neuseeländische Haushalte. Die lokalen Bauern sind aber vor allem auf den Export ausgerichtet. Die gestiegene Nachfrage im eigenen Land konnten sie nicht bedienen.

Star im Internet

Dabei ist die Begeisterung für die Frucht nicht auf Neuseeland beschränkt. Laut dem Geschäftsführer von New Zealand Avocado, Jen Scoular, ist die Avocado weltweit so gefragt wie noch nie. Verantwortlich dafür ist nicht zuletzt das Internet. Dort wird die Avocado seit Monaten abgefeiert. Köstlich und gesund - die beiden Attribute machten sie zum Liebkind von Food-Bloggern ebenso wie von Gesundheitsaposteln.

Als „Oprah von Instagram“ werde die Avocado mittlerweile bezeichnet, so Scoular. Tatsächlich hat die Furcht mit dem cremigen Inneren in dem Sozialen Bilderdienst die US-Talkmasterin schon lange abgehängt. Über vier Mio. Einträge finden sich unter dem Hashtag „Avocado“. Oprah kommt dagegen gerade einmal auf 400.000. Und selbst die Kardashians, die Instagram-Familie schlechthin, bleiben mit rund 1,5 Mio. Einträgen weit hinter der Avocado zurück.

Mit dem Rechen vom Baum geholt

Die Kunden in Neuseeland wollen Avocados - die Bauern können bzw. wollen die Früchte nicht liefern. Wie so oft, wenn Angebot und Nachfrage weit auseinandergehen, entwickelte sich ein Schwarzmarkt für die gefragte Frucht - beliefert von Dieben. Sie fahren laut Sergeant Fraser in der Nacht in die Plantagen und holen die Avocados zumeist mit Rechen von den Bäumen. Laut dem Polizisten sind gestohlene Avocados deshalb auch recht leicht zu erkennen. Das „Abrechen“ ist nicht die schonendste Methode - die Früchte werden zumeist mitsamt dem mehrere Zentimeter langen Stängel vom Baum gerissen - und auch so angeboten.

Als Abnehmer suchen sich die Diebe in den meisten Fällen lokale Händler. Der Dieb „taucht mit ein paar Kisten Avocados auf, und sie (die Händler, Anm.) glauben, er ist ein Obstbauer“, so Fraser gegenüber dem neuseeländischen News-Portal Stuff. Aber auch kleine Sushi-Lokale und Snack-Shops seien mögliche Abnehmer für die Diebe.

Noch nicht bereit für die Ernte

Laut dem Polizisten ist das Geschäft mit den gestohlenen Avocados aber nicht ganz ungefährlich - nicht nur für die Diebe. „Die gestohlenen Avocados können Risiken bergen“, zitiert der „Guardian“ Fraser. Die Diebe achteten oftmals nicht darauf, ob die Früchte schon bereit für die Ernte seien. Die Avocados könnten dann nicht nur unreif, sondern möglicherweise auch giftig sind - zumindest auf der Außenseite.

Zur Schädlingsbekämpfung besprühen die Bauern die Avocados regelmäßig mit Gift - und hören erst kurz vor der Ernte damit auf. Ernten die Diebe die Früchte zu früh, kann sich auf der Schale unter Umständen noch jede Menge Pflanzenschutzmittel befinden. Und die zurzeit gestohlenen Avocados sind fast allesamt noch nicht bereit für die Ernte. Die eigentliche Avocadosaison beginnt in Neuseeland erst im August. Dann werden laut New Zealand Avocado auch wieder genug Früchte in den neuseeländischen Handel kommen und der Avocadopreis sinken - und sich wohl auch das Geschäft für die Diebe wieder erledigen.

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