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„Panamax“ noch ein Stück größer

Mit rund eineinhalb Jahren Verspätung ist der Ausbau des Panamakanals, der künstlichen Wasserstraße zwischen Atlantik und Pazifik in Mittelamerika, abgeschlossen. Der Testlauf begann am Donnerstag (Ortszeit), Ende Juni soll der Regelbetrieb starten. Der Ausbau macht den Kanal für gigantische Frachter passierbar.

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Für den Probebetrieb manövrierten Schlepper den Frachter „Baroque“ in den ersten Abschnitt auf der Atlantikseite des Kanals. Die „Baroque“ ist knappe 255 Meter lang und gehört damit noch nicht zu den größten Schiffen, die den Kanal passieren können: Die Obergrenze für die neue „Panamax“-Klasse (maximale Größe für die Durchfahrt des Kanals) liegt bei 1.200 Fuß (rund 366 Meter). Bisher war für die Durchfahrt durch die Schleusen bei etwa 965 Fuß (rund 294 Meter) Länge Schluss.

Containerschiff im Panamakanal

AP/Arnulfo Franco

Erster Test in erster Schleusenkammer

Baukosten deutlich überschritten

Der Frachter, laut World Maritime News im Eigentum der Schweizer Reederei SwissMarine, war für das Testmanöver durch die Agua-Clara-Schleusenstufe ohne Fracht unterwegs, hieß es am Freitag. Das Testmanöver habe drei Stunden gedauert und sei gut verlaufen, auch dank gutem Wetter, sagte Giuseppe Quarta von Salini Impregilo, einem italienischen Bauunternehmen, das an der Erweiterung des Kanals beteiligt war. „Heute habe wir uns keine Gedanken über die Zeit machen müssen.“ Arbeiter hätten ein Transparent mit der Aufschrift „Wir haben den Kanal gebaut“ entrollt.

Wenig Platz in Schleusenkammern

Die Manöver für die Schlepper werden im neuen Schleusensystem komplizierter, da sie genau darauf achten müssen, dass die Frachtgiganten den Kanal ohne Kollisionen passieren. Trotz des Ausbaus ist der Platz in den Schleusenkammern äußerst knapp. Der Kanal wurde von Frankreich und den USA erreichtet, 1914 nahm er seinen Betrieb auf, Ende 1999 wurde er von den USA an Panama übergeben. Er wird von der Autoridad del Canal de Panama verwaltet.

Containerschiff im Panamakanal

AP/Arnulfo Franco

Schleppmanöver müssen exakt ausgeführt werden

Die offizielle Eröffnung des erweiterten Kanals findet am 26. Juni statt, rund eineinhalb Jahre nach dem ursprünglich geplanten Termin zum 100-Jahr-Jubiläum 2014. Der Ausbau war mit umgerechnet rund 4,7 Mrd. Euro veranschlagt, kostete dann aber deutlich mehr. Er wurde vom Konsortium Grupo Unidos por el Canal (GUPC) ausgeführt. Außerdem gab es Proteste gegen das Großprojekt. Zur Einweihung durch Panamas Präsidenten Juan Carlos Varela sind 70 Staats- und Regierungschefs eingeladen.

Viel größere Ladekapazitäten

Durch die Erweiterung wird die etwa 80 Kilometer lange Wasserstraße zwischen Pazifik und Atlantik so verbreitert, dass Frachter mit einer bis zu dreimal höheren Ladekapazität als bisher sie passieren können. Schätzungen zufolge verlaufen rund fünf Prozent des weltweiten Schiffsverkehrs durch den Panamakanal. Der Ausbau soll die Kapazitäten verdoppeln. Der Staat Panama nimmt mehr als eine Mrd. Dollar (knapp 900 Mio. Euro) pro Jahr durch den Kanal ein und hofft auf eine Verdreifachung innerhalb der kommenden zehn Jahre.

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