Streiks lähmen Land
Die Piloten der Fluggesellschaft Air France wollen während der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich streiken. Die drei Pilotengewerkschaften riefen am Donnerstag zu einem Streik von 11. bis 14. Juni auf, wie die größte Pilotenvereinigung SNPL mitteilte - der Streik soll damit einen Tag nach Start der Fußball-EM beginnen.
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Die Piloten verlangen unter anderem Beschäftigungszusagen und protestieren gegen eine Senkung ihrer Zulagen. Mit 1. Juni sind eine Reihe von Maßnahmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der französischen Fluggesellschaft in Kraft getreten. Unter anderem wurden die Nachtzuschläge für Piloten von bisher 50 Prozent auf 40 Prozent gesenkt.
Die Gewerkschaften befürchten auch, dass die Fluggesellschaft mit dem Ausbau von Billigtöchtern wie Hop! und Transavia Pilotenstellen bei Air France selbst streichen könnte. Beim bisher letzten Pilotenstreik bei Air France hatten die Piloten im September 2014 zwei Wochen lang die Arbeit niedergelegt - ein Rekord in der Geschichte der französischen Fluggesellschaft.
Stromausfall nach Protestaktion
Eine Woche vor Beginn der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich halten die Gewerkschaften im Streit über eine Arbeitsmarktreform den Druck auf die Regierung aufrecht. Arbeiter besetzten am Donnerstag bei einer Protestaktion ein Umspannwerk im Westfrankreich und provozierten damit einen gewaltigen Stromausfall, betroffen waren nach Angaben des Netzbetreibers 125.000 Haushalte. Landesweit gab es Blockaden und Demonstrationen, die Eisenbahner setzten einen unbefristeten Streik fort.
Donnerstagfrüh blockierten Demonstranten die Zufahrten zu Atomkraftwerken, Fabriken, Müllverbrennungsanlagen und Gewerbegebieten in verschiedenen Landesteilen. Blockiert wurde auch eine Fabrik des Unternehmens von Arbeitgeberpräsident Pierre Gattaz. Der hatte kürzlich die CGT wegen ihrer Blockaden mit „Terroristen“ verglichen, später aber eine „unangebrachte“ Äußerung eingeräumt. Bei der Räumung einer Blockade in der südfranzösischen Stadt Toulouse wurden nach Polizeiangaben acht Beamte leicht verletzt.
Die Gewerkschaften setzten auch ihre Streiks in Ölraffinerien und Häfen fort. In 16 von Frankreichs 19 Atomkraftwerken stimmten die Beschäftigten zudem für zeitweilige Arbeitsniederlegungen. Schon vor einer Woche hatten die Gewerkschaften für eine Drosselung der Produktion in einer Reihe von AKWs gesorgt, ohne dass dies die Stromversorgung beeinträchtigte. In Frankreich stammen rund drei Viertel des produzierten Stroms aus der Atomkraft.
Auch Eisenbahner legten Arbeit nieder
Die Eisenbahner setzten derweil einen am Mittwoch begonnenen unbefristeten Streik fort. Wie am Vortag rollten nur ein Drittel der Intercity-Züge, jeder zweite Regionalexpress und 60 Prozent der TGV-Schnellzüge. Schnellzugverbindungen nach Deutschland waren nicht betroffen.
In Paris besetzten Demonstranten zwischenzeitlich ein Stellwerk des Bahnhofs Gare de Lyon, eine Stunde lang konnte kein Zug abfahren. Bei der Staatsbahn SNCF wird nicht nur wegen der Arbeitsmarktreform gestreikt, sondern in erster Linie wegen Verhandlungen über Arbeitsbedingungen im Unternehmen und in der Bahnbranche.
Ein Streik bei den Pariser Nahverkehrsbetrieben führte zunächst zu keinen Behinderungen bei Metros und Bussen. Leichte Behinderungen gab es im Flugverkehr, weil Fluglotsen aus Protest gegen die Arbeitsmarktreform die Arbeit niederlegten. Einen größeren Fluglotsenstreik von Freitag bis Sonntag aus Protest gegen Stellenkürzungen sagten die Gewerkschaften dagegen ab, nachdem es zu einer Einigung mit der zivilen Luftfahrtbehörde gekommen war.
Monatelanger Kampf gegen Arbeitsmarktreform
Gegen die Pläne von Staatschef Francois Hollande für eine Lockerung des französischen Arbeitsrechts machen die Gewerkschaften schon seit rund drei Monaten mobil. Die Fronten sind verhärtet, weil die sozialistische Regierung an der Reform festhält und auch die weit links stehende Gewerkschaft CGT nicht nachgeben will.
Aus Protest gegen die Reformpläne von Hollande, der im Kampf gegen die hohe Arbeitslosigkeit die 35-Stunde-Woche und den Kündigungsschutz lockern will, gab es zudem erneut Demonstrationen. Dabei lieferten sich in der westfranzösischen Stadt Nantes jugendliche Demonstranten heftige Auseinandersetzungen mit der Polizei, warfen Flaschen und Steine.
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