Unwettergefahr besteht weiterhin
Die Überschwemmungen in Bayern haben ein weiteres Menschenleben gefordert. Am Donnerstag wurde ein Mann tot geborgen, drei Menschen werden laut Einsatzkräften noch vermisst. Überschwemmungen gab es auch in anderen Teilen Deutschlands und in Österreichs - die Hochwassergefahr bleibt vorerst akut.
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Die Unwetter im Süden Deutschlands forderten damit bisher fünf Menschenleben, weitere drei Vermisste werden im Raum Simbach (Landkreis Rottal-Inn) gesucht, teilte die Polizei mit. Es sei „Schlimmeres zu befürchten“. Bei der Suche seien Taucher im Einsatz.

APA/ORF.at
Auf den Straßen des überfluteten Ortes am Inn entspannte sich die Lage laut Einsatzkräften etwas, dennoch standen auch am Donnerstag noch zahlreiche Gebäude unter Wasser. Das Hochwassergebiet dort ist etwa 65 Straßenkilometer oder etwa 50 Kilometer Luftlinie von der Stadt Salzburg und 90 Kilometer von Linz entfernt.
Taucher fanden Leichen
Ebenfalls in Simbach hatten Einsatztaucher am Mittwoch drei Leichen gefunden. Nach Angaben der Polizei handelte es sich bei den Toten um drei Mitglieder einer Familie - eine 56-jährige Frau und deren 28-jährige Tochter sowie die 78-jährige Großmutter. Bei einer in Julbach, ebenfalls im Landkreis Rottal-Inn, aus einem Bach geborgenen Toten handelt es sich um eine 80-jährige Frau. Sie sei offenbar mitgerissen worden, als ihr Haus einstürzte. Am Donnerstag wurde schließlich ebenfalls in Simbach die Leiche eines 75 Jahre alten Mannes geborgen, teilte das Polizeipräsidium Niederbayern mit.
Plünderer und Schaulustige
Die Polizei hat im Hochwassergebiet in Niederbayern zunehmend Probleme mit Plünderern und Gaffern. In der Nacht auf Donnerstag seien zwei betrunkene Männer festgenommen worden, die aus einem weggeschwemmten Auto das Radio hätten stehlen wollen, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Niederbayern. Außerdem seien drei Jugendliche festgenommen worden, die einen bereits von der Feuerwehr verplombten Kiosk aufgebrochen und Zigaretten im Wert von 300 Euro gestohlen hätten.
Der Polizeisprecher sagte, wegen der zunehmenden Plünderungen müsse die Polizei auch Kräfte zum Schutz von Hab und Gut bereitstellen, die dann an anderer Stelle fehlten. Immer häufiger werde die Polizei auch von der Feuerwehr zur Hilfe gerufen, weil Schaulustige die Rettungs- und Bergungsarbeiten behinderten. Die Gaffer würden trotz Aufforderung nicht zur Seite gehen.
Schüler von Wassermassen eingeschlossen
Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks (THW) und Einsatzkräfte der Feuerwehr waren die ganze Nacht hindurch mit der Rettung von Personen beschäftigt. In einer Realschule in Triftern, in der am Mittwochabend noch Dutzende Schüler von den Wassermassen eingeschlossen waren, mussten laut Behördenangaben 16 Kinder mit zwei Betreuern die Nacht über ausharren, die am Mittwoch nicht mehr per Hubschrauber gerettet werden konnten.

APA/dpa/Armin Weigel
Autos wurden durch die Straßen geschwemmt
Im Hochwassergebiet wird es Tage dauern, bis die Wasser- und Stromversorgung wiederhergestellt ist. „Wir sind dabei, die Lücken zu schließen, und stellen Wasseraufbereitungsanlagen auf“, sagte Johann Prex von der Feuerwehr Rottal-Inn am Donnerstag in Pfarrkirchen. Außerdem müssten die vom Heizöl verschmutzten Keller geräumt werden. Vorrangig ist nach Angaben von Prex die Suche nach den Vermissten und die Sicherung der Gebäude, die einsturzgefährdet sind. Bei den mehr als 2.000 Einsatzkräften habe es keine Verletzten gegeben.
Regierung kündigt Soforthilfe an
Allein in Simbach lag der Sachschaden in zweistelliger Millionenhöhe. Der bayrische Finanzminister Markus Söder (CSU) kündigte Soforthilfe für die Opfer im Hochwassergebiet im Landkreis Rottal-Inn an. „Ähnlich wie beim Hochwasser 2013 werden wir 1.500 Euro zur Verfügung stellen - und zwar schon ab morgen“, sagte Söder am Donnerstag nach einem Überflug über das Hochwassergebiet.

APA/dpa/Armin Weigel
Menschen mussten von Dächern gerettet werden
Überschwemmungen wurden in Deutschland auch aus Teilen des Bundeslandes Nordrhein-Westfale und auch aus Rheinland-Pfalz gemeldet. Im Landkreis Wesel wurde in der Nacht auf Donnerstag wegen der starken Regenfälle ein Krisenstab eingesetzt.
Lage bleibt angespannt
Die Aufräumarbeiten haben noch in der Nacht begonnen, dennoch bleibt die Lage gespannt. Weitere Regenfälle könnten die Hochwassersituation nochmals verschärfen.
Besonders betroffen seien die Innenstadtbereiche von Sonsbeck und Xanten, hieß es. Hier floss das Wasser nicht mehr ab. Der Pegel der Issel stieg auf über zwei Meter. Dadurch war ein Damm in Gefahr. 20.000 Sandsäcke wurden für den Notfall vorbereitet. In der Landeshauptstadt Düsseldorf war die Feuerwehr in der Nacht im Dauereinsatz. Insgesamt rückten die Einsatzkräfte zu rund 440 Einsätzen aus. Keller und Straßenunterführungen waren überflutet und mussten ausgepumpt werden.
Gefahr auch in Österreich noch nicht gebannt
Meteorologen kündigten auch für die schon bisher betroffene Region und weitere Gebiete in Südbayern erneut Regenfälle an, es könnten abermals bis zu 30 Liter Niederschlag pro Quadratmeter zusammenkommen. Auch für Österreich wurden Unwetter erwartet. Die Unwettergefahr in der gesamten Region bleibt mindestens bis zum Wochenende groß. Tausende Haushalte sind weiterhin ohne Strom.
Auch in Österreich bleibt das Risiko für Überschwemmungen - wenn auch lokal begrenzt - bestehen. Mit weiteren Regenfällen sind Murenabgänge und örtliche Überflutungen möglich, auch in den nächsten Tagen noch - mehr dazu in wetter.ORF.at.
In Oberösterreich hat sich die Situation am Donnerstag indes langsam entspannt. 22 Feuerwehren stünden noch im Einsatz, erklärte der Bezirksfeuerwehrkommandant des Bezirks Branau, Josef Kaiser, am Nachmittag - mehr dazu in ooe.ORF.at. Einsatzkräfte aus Oberösterreich unterstützten auch die Mannschaften in Bayern. In Salzburg entspannte sich die Lage inzwischen ebenfalls - mehr dazu in salzburg.ORF.at.
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