Laut Polizei weitere Vermisste
Bei der verheerenden Hochwasserkatastrophe in Niederbayern sind mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. Die Leichen seien am Mittwochabend von Tauchern in einem überschwemmten Haus in Simbach am Inn entdeckt worden, teilten Polizei und das Landratsamt in Pfarrkirchen mit.
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Die drei Toten wurden gegen 20.30 Uhr von Tauchern der Feuerwehr entdeckt. Die näheren Umstände der Todesfälle und die Identität der Opfer waren zunächst nicht bekannt. Eine weitere weibliche Leiche wurde am späteren Abend bei Julbach an einem Bach entdeckt. Die Todesumstände der Frau waren zunächst unklar. Sie hing über einen Baumstamm und wurde bei einem Hochwassereinsatz entdeckt. Die Kriminalpolizei übernahm die Ermittlungen. Ein Polizeisprecher sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass es „noch einige Vermisste“ gebe.
Schwere Verwüstungen
Schwere Überflutungen haben im Landkreis Rottal-Inn in Niederbayern am Mittwoch Katastrophenalarm ausgelöst. Mehrere Orte wurden von Wassermassen überspült. Vor allem in Simbach am Inn, Triftern und Tann war die Situation dramatisch. „Als ob ein Staudamm gebrochen wäre“, schilderte ein Bewohner die Überschwemmung.
Das Hochwasser hinterließ in mehreren Orten schwere Verwüstungen. Mit Booten und Hubschraubern wurden Menschen aus und von den Dächern ihrer Häuser gerettet, 9.000 Haushalte waren ohne Strom. In der Gemeinde Simbach stand das Wasser meterhoch. Autos und Bäume wurden weggespült. Die Schäden lagen nach ersten Schätzungen in zweistelliger Millionenhöhe.

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Menschen mussten von Dächern gerettet werden
Am Abend hatte sich die Lage in Niederbayern etwas entspannt. „Das Wasser läuft zügig ab. Die Feuerwehren haben Zeit, die vollgelaufenen Keller leerzupumpen“, sagte der Einsatzleiter der Wasserwacht in Triftern, Hans Nothaft. Auch in Simbach am Inn begannen die Aufräumarbeiten. Im tiefer liegenden Teil des Ortes war daran aber noch nicht zu denken. Bei vielen Häusern stand noch das komplette Erdgeschoß unter Wasser.
Schulen bleiben geschlossen
Auch die vom Hochwasser eingeschlossenen Schüler in Niederbayern haben zum Teil ihre Schulen nach Stunden des Wartens verlassen können. In Simbach war ein Schulzentrum abgeschnitten, etwa 350 Schüler saßen dort fest. In der Mittelschule Triftern befanden sich noch rund fünfzig Kinder, die von etwa 25 Erwachsenen betreut wurden. Mehrere Schulen bleiben nach dem Hochwasseralarm im bayerischen Landkreis Rottal-Inn am Donnerstag jedoch geschlossen.

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Autos wurden durch die Straßen geschwemmt
9.000 Haushalte ohne Strom
Rund 9.000 Haushalte sind zudem vom Strom abgeschnitten. Die Fluten verhinderten vielerorts den Zugang zu Trafostationen oder Umspannwerken, teilte der Energienetzbetreiber Bayernwerk am Mittwochabend mit. Tausende Haushalte sollten auch über Nacht ohne Stromversorgung sein. Da es keinen detaillierten Überblick über die Hochwassersituation gebe, müsse der Strom vielfach abgeschaltet bleiben. Sicherheit habe absoluten Vorrang.
Der Markt Triftern mit seinen 5.000 Einwohnern war vorübergehend von der Außenwelt abgeschnitten, weil alle Brücken überschwemmt waren. 32 Liter Regen pro Quadratmeter fielen binnen sechs Stunden allein in Pfarrkirchen bei Triftern. „Das ist schon ein kräftiger Dauerregen“, sagte der Meteorologe Volker Wünsche vom Deutschen Wetterdienst (DWD).

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Der Ort Triftern ist besonders schlimm betroffen
Auch die Aussichten für die kommenden Tage bleiben trüb: Mindestens bis Sonntag werde sich die Gewitterluft in Deutschland halten, sagte der Meteorologe Simon Trippler vom Deutschen Wetterdienst (DWD). Aus Polen zog ein Tief herüber. In der Mitte, im Osten und im Norden Deutschlands könnte es Unwetter geben - aber auch im Südwesten, der schon zu Wochenbeginn besonders stark betroffen war. Am Mittwochabend regnete es heftig über Nordrhein-Westfalen.
Schülergruppe von Insel gerettet
In Augsburg wurde während der Unwetter eine Schülergruppe von einer Flussinsel gerettet. Trotz heftigen Regens und starker Strömung konnte die Wasserwacht die rund 20 Siebtklässler ans Ufer bringen, teilte das Polizeipräsidium Niederbayern in Straubing mit. Unter den Schülern war Panik ausgebrochen. Zwei Mädchen erlitten einen Schock und eine Unterkühlung. Die Realschüler wurden anschließend in einem nahegelegenen Gasthof untergebracht und betreut.
Die Klasse war mit zwei Lehrern und einem Begleiter am Vormittag von einem Feriencamp aus mit zwölf Booten zu einem Ausflug aufgebrochen. Als das Unwetter aufzog, seien die Kähne ungeordnet auf dem Wasser getrieben und durch die starke Strömung auseinandergedriftet, berichtete die Polizei. Ein kleiner Teil der Gruppe konnte ans Ufer gelangen, die anderen strandeten auf der Insel und alarmierten von dort den Notruf. Rettungshubschrauber, Bergwacht, Wasserwacht, Feuerwehren, Rettungsdienste und Polizei waren im Einsatz.
Starkregen in Hannover
Starkregen machte den Menschen auch in Hannover zu schaffen - die Feuerwehr rückte zu mehr als 100 Einsätzen aus. Auch in Leipzig standen einige Straßen unter Wasser. Am Niederrhein gab es am Abend aber schwere Schäden wegen extremen Starkregens. In Düsseldorf liefen mehrere Tunnel und Straßen voll.
In Baden-Württemberg, wo ein Tief bereits am Sonntagabend schwere Verwüstungen angerichtet hatte, ging das Aufräumen weiter. Nach wie vor müssen dort Massen von Schlamm, Schutt und Trümmer beseitigt werden. „Das ist ja wie in einem Horrorfilm“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann am Mittwoch bei einem Besuch in Schwäbisch Gmünd. Vier Menschen waren bei dem Unwetter im Südwesten ums Leben gekommen.
Heftige Unwetter im Innviertel
Auch in Österreich befinden sich die Rettungskräfte in Alarmbereitschaft. Starker Regen, der den Mittwoch den ganzen Tag anhielt, hat in Teilen Oberösterreichs, vor allem im Innviertel, zu Überflutungen geführt. Etliche Straßen wurden gesperrt. Im Bezirk Braunau haben am Donnerstag die Pflichtschulen zu. Wegen der Überflutungen zahlreicher Landesstraßen seien Schulwege gar nicht oder nur schwer passierbar. Daher beschloss die Bezirkshauptmannschaft, Volks-, Mittel- und Polytechnische Schulen für einen Tag zu schließen.
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