Der Natürlichkeit nachgeholfen
Weg von harten Farbkontrasten und silbrigem Haar gehen die Haartrends diesen Sommer zurück zur Natürlichkeit. Unter den Decknamen Sombre, Balayage, Bronde und Babylights sollen heuer vorwiegend helle Strähnchen die Häupter der Damen zieren. Ein alltagstauglicher Look, der gleichzeitig nach Urlaub aussieht.
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Nachdem die grauen Omahaare, das „Granny-Hair“, sowie der Ombre in der letztjährigen Saison ihren Höhepunkt hatten, wird heuer mit dem Farbspektrum etwas sparsamer umgegangen. Das Grundprinzip von Sombre und Co. ist die Orientierung an der persönlichen Haarfarbe. Davon ausgehend dreht sich alles um die Aufhellung der Haare - und das möglichst dezent.
Ein bisschen Urlaub mit Balayage
Leichte Bewegung und natürliche Styles seien nach wie vor großes Modethema, erklärt der Salzburger Frisurenweltmeister Mario Krankl. Das bedeutet allerdings nicht, die Haare einfach der Natur zu überlassen. Hier wird mit bestimmten Färbetechniken „ganz gezielt nachgeholfen, und oft verbergen sich hinter diesen Trendbegriffen klassische Techniken, die gute Friseure schon lange praktizieren“, erklärt Krankl weiter.
Heuer zum Trend auserkoren, bei den meisten Friseuren schon lange in der Schublade. Wer nach einem Friseurbesuch also so aussehen möchte, als wäre er gerade aus dem Sommerurlaub zurückgekehrt, der wird sich am ehesten für die Balayage-Technik (Französisch für „fegen“ oder „kehren“) entscheiden. Laut dem Haarstylisten Daniel Doujak wird heuer hauptsächlich nach eben dieser Färbemethode gefragt.
Die Art, wie die hellen Strähnchen dabei ins Haar gepinselt werden, wirkt für das Laienauge fast willkürlich. Im Gegensatz zum Auftragen von klassischen Mechen mit Hilfe einer Folie, wird bei der Balayage gepinselt, verschmiert und die Farbe teilweise sogar per Hand verteilt.
Ombre, Sombre, Soft Ombre
Nicht ganz so unauffällig wie nach einer Balayage-„Behandlung“ sieht Frau mit einem Sombre aus. Der Name soll, anders als sein Vorgänger - der dramatische Ombre -, mehr Klasse transportieren. Aus den Begriffen „Soft“ und „Ombre“ wird Sombre. Starke Farbkontraste versus weiche Übergänge. „Die harten Linien sind generell verschwunden. Nicht nur im Frisurenbereich, sondern auch in der Mode“, erklärt Stylist und Haarprofi Doujak.
Beim Sombre sind die Überreste des Ombre nur noch im Farbverlauf zu erkennen: ein dunkler Ansatz, der in deutlich hellere Haarspitzen übergeht. Der Sombre oder Soft Ombre (ein bis zwei Nuancen heller) befindet sich in Bezug auf seine Auffälligkeit im Mittelfeld: „Beim Soft Ombre beginnt man im unteren Drittel, aber plakativer als die Balayage“, erklärt Doujak.
Haare wie in der Kindheit
Sowohl die Balayage als auch die Sombre-Abstufungen wirken zwar natürlich, sind aber immer noch markant. Wer seinen Haaren eine großflächige Färbung ersparen möchte, kann sich auch nur für Babylights entscheiden. Mittels punktueller Aufhellung sehen die Haare danach so aus, wie man sie als Kind im Sommer hatte.
Babylights sind eine Mikroversion der klassischen Mechen – und dementsprechend unaufdringlich. „Die Babylights sind deswegen derzeit sehr im Trend, weil das Ganze extrem natürlich aussieht“, so Krankl. Diese Technik sei besonders zeitaufwendig und dementsprechend teuer, weil die Strähnen so fein seien.
Bronde - einen Hauch blonder
Bronde ist dem Sombre-Look nicht unähnlich, wird meistens jedoch an brünettem Haar angewendet. Trotzdem erzielt der Bronde-Look nur bei hellbraunen Haarfarben seine optimale Wirkung. „Die Naturhaarfarbe sollte nicht zu dunkel sein, da sonst der Ansatz zu schnell sichtbar wird“, erklärt Doujak.
Es ist eine Option für Brünette, blond zu tragen, ohne dabei zu einer Blondine zu werden. Mit der richtigen Farbkombination erzielt man einen helleren Braunton, der den Haaren einen Gold- oder Honigschimmer verleiht.
Kein Wundermittel gegen Haarschädigung
Bei all diesen aufhellenden Färbetechniken muss großteils Bleichmittel eingesetzt werden. Viele Kunden verbinden Aufhellung oft mit Haarzerstörung. Seit gut einem Jahr gibt es ein gehyptes Mittel, das vor Schäden, die durch das Bleichen entstehen, schützen soll. Der chemische Wirkstoff namens Olaplex soll die Schwefelbrücken, die den Faserstamm der Haare zusammenhalten, wieder reparieren bzw. durch das Hinzufügen zur Farbe bereits vor der Kolorierung besonderen Schutz geben.
„Olaplex ist ein sehr gutes Produkt für schonende Haarfärbung – insbesondere für Kundinnen, die lange Blondiererfahrungen haben“, erklärt Krankl. Er betont aber, dass obwohl es wirklich gut wirke, Olaplex kein Wundermittel sei. Bei Aufhellungen müsse jeder Friseur besonders darauf achten, gute Blondierprodukte zu verwenden. Denn das schonende Auftragen und die richtigen Mischverhältnisse können auch durch Olaplex oder ähnliche Produkte nicht ersetzt werden.
Pflegeleicht, aber zeit- und kostenintensiv
Der große Vorteil bei diesen feinen Aufhellungen ist, dass sie überdurchschnittlich lange frisch aussehen. Ein Look für Faule also. „Die lang anhaltende Natürlichkeit ist definitiv ein großes Plus. Man ist nicht gezwungen, jeden Monat nachzufärben, da man den natürlichen Ansatz integriert“, erklärt Doujak. Optisch macht es demnach keinen großen Unterschied, wenn sich die Ansätze nach einiger Zeit, ein oder zwei Zentimeter weiter unten befinden.
Für eine Haarfärbung, die eigentlich gar nicht nach Friseur aussieht, muss relativ viel Geld und Zeit investiert werden. „Da es um Aufhellung geht, belaufen sich diese Techniken auf gut zwei Stunden. Kostenpunkt je nach gewünschter Helligkeit und Aufwand sind circa 100 Euro“, so der Haarexperte.
Yasmin Szaraniec, ORF.at
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