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Schettino wartete zu Hause auf Urteil

Im Berufungsprozess wegen des „Costa Concordia“-Unglücks im Jahr 2012 ist am Dienstag in Florenz Kapitän Francesco Schettino in zweiter Instanz zu 16 Jahren Haft verurteilt worden. Damit wurde die erstinstanzliche Strafe von 16 Jahren und einem Monat de facto bestätigt, zu der Schettino 2015 verurteilt worden war.

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Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Schettino will am Kassationsgericht in Rom, der letzten und dritten Instanz im italienischen Strafsystem, Berufung einlegen. Das Kassationsgericht überprüft Urteile der Unterinstanzen auf Rechtsfehler. Auch die Staatsanwaltschaft will voraussichtlich Berufung gegen das zweitinstanzliche Urteil vorlegen, das ihrer Ansicht nach angesichts der vielen Opfer zu mild ist. Der 55-jährige Schettino, für den die Verteidigung einen Freispruch gefordert hatte, hatte zu Hause in seiner Wohnung in Meta di Sorrento in der süditalienischen Region Kampanien auf das Urteil gewartet. Bei dem im April begonnenen Berufungsverfahren war Schettino nie vor Gericht erschienen.

Francesco Schettino

Reuters/Max Rossi

Schettino bei seinem ersten Prozess im Gerichtssaal

Die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert, die Staatsanwälte hatten 27 Jahre und drei Monate Haft gefordert. Schettino, der nach dem Unglück im Jänner 2012 fast sechs Monate unter Hausarrest verbracht hatte, wurden mehrfache fahrlässige Tötung, das vorzeitige Verlassen des Schiffes während der Evakuierung, die Verursachung von Umweltschäden und falsche Angaben an die Behörden vorgeworfen.

32 Menschen starben

Schettino war in erster Instanz zu 16 Jahren und einem Monat Haft verurteilt worden, unter anderem wegen fahrlässiger Tötung. Gegen das Urteil hatten sowohl die Staatsanwaltschaft als auch die Verteidigung Berufung eingelegt. Der Kapitän war daher auch über vier Jahre nach dem Unglück weiter auf freiem Fuß.

Costa Concordia, 20.06.2012

Reuters/Max Rossi

Das Wrack der „Costa Concordia“ vor Grosseto nach dem Unglück

Das Kreuzfahrtschiff „Costa Concordia“ hatte im Jänner 2012 einen Felsen vor der Insel Giglio gerammt und war gekentert. Insgesamt 32 Menschen starben. Schettino war der einzige Angeklagte in dem Prozess.

Schettino hatte die „Costa Concordia“ in einem Rettungsboot verlassen, obwohl noch Menschen an Bord waren. Er begründete das damit, dass er in das Boot gefallen sei. Aus einem Funkgespräch mit dem wütenden Leiter der Küstenwache ging später hervor, dass er sich anschließend geweigert hatte, auf das sinkende Schiff zurückzukehren und sich seiner Verantwortung als Kapitän zu stellen. In Italien wurde Schettino auch als „Kapitän Feigling“ verspottet.

Nur noch Rumpf übrig

Seit fast genau einem Jahr wird das Wrack der „Costa Concordia“ in der italienischen Hafenstadt Genua in Einzelteile zerlegt - jetzt ist bis auf den Rumpf von dem einstigen Luxusliner nichts mehr übrig. Ab Juli soll auch dieser verschrottet werden. Damit werde das Unglücksschiff gänzlich verschwunden sein, berichtete das Nachrichtenportal Genova24.it Ende Mai.

Medienberichten zufolge konnten 82 Prozent des bisher abgebauten Materials von 25.800 Tonnen recycelt werden, darunter vor allem Stahl und Metall. 90 Firmen seien an der Zerstückelung beteiligt gewesen. Sie hätten 8.600 Tonnen Möbel und Inneneinrichtung und 600 Tonnen Lebens- und Reinigungsmittel aus dem Wrack geholt, hieß es.

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