Themenüberblick

Audi-Werk muss Betrieb einstellen

Enorme Regenmengen und heftige Unwetter haben im Süden Deutschlands zu Überflutungen und schweren Schäden geführt. Die Zahl der Todesopfer in dem Bundesland Baden-Württemberg musste Montagvormittag auf vier korrigiert werden. Unter ihnen ist eine 13-jährige Schülerin.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Wie die Polizei in Aalen am Montag mitteilte, starb am Sonntagabend ein 13 Jahre altes Mädchen an der Bahnstrecke zwischen Schorndorf und Urbach. Die Schülerin habe zusammen mit einem zwölf Jahre alten Burschen auf dem Heimweg unter einer neu gebauten Eisenbahnbrücke Schutz vor dem Regen gesucht. Während dieses Aufenthalts habe sich das Mädchen wohl zu nahe an die Gleise begeben und sei von einem vorbeifahren Intercity erfasst und getötet worden. Ihr Begleiter sei unverletzt geblieben, der Bub musste psychologisch betreut werden.

Feuerwehrmann noch nicht geborgen

In Schwäbisch Gmünd konnten unterdessen die beiden vermissten Männer tot geborgen werden. Ihre Leichen wurden am Mittag aus einem Kanalschacht geborgen, wie die Polizei mitteilte. Ein 21-Jähriger aus Schwäbisch Gmünd sei am Sonntagabend in einer Bahnunterführung von Wassermassen umgeworfen und in den Schacht gesogen worden. Beim Versuch, dem Verunglückten zu helfen und ihn aus dem Schacht zu befreien, sei ein 38 Jahre alter Feuerwehrmann ebenfalls hineingesogen worden.

In Tiefgarage von Wassermassen überrascht

Zuvor hatte die Polizei den Tod eines 60-Jährigen in einer überfluteten Tiefgarage in Weißbach im Hohenlohekreis gemeldet. Mehrere Menschen waren in der Tiefgarage vom einstürzenden Wasser überrascht worden. Der 60-Jährige habe es nicht mehr ins Freie geschafft und sei von Tauchern tot geborgen worden, berichtete die Polizei.

Feuerwehrmänner bergen in Schwäbisch Gmünd (Baden-Württemberg) ein Fahrzeug

picturedesk.com/dpa/Sven Friebe

Retter und Helfer in Schwäbisch Gmünd im Dauereinsatz

Rund 7.000 Helfer wurden zu mehr als 2.200 Einsätzen gerufen. Die Mitarbeiter von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Rotem Kreuz, Lebensrettungsgesellschaft und Polizei seien im Dauereinsatz, teilte ein Sprecher des Lagezentrums im Innenministerium in Stuttgart Montagfrüh mit. Der erste Landesbeamte des Landkreises Schwäbisch Hall, Michael Knaus, sagte am frühen Morgen, in den vergangenen Stunden sei so viel Regen pro Quadratmeter gefallen wie sonst in mehreren Monaten.

Unwetter stoppt Audi-Produktion

Die starken Regenfälle am Wochenende haben Teile des Audi-Werkes in Neckarsulm bei Heilbronn unter Wasser gesetzt. „Aufgrund der Situation kann in der Frühschicht nicht produziert werden“, erklärte eine Unternehmenssprecherin am Montag. Die Feuerwehr sei im Einsatz. Am Standort Neckarsulm beschäftigt Audi mehr als 16.000 Mitarbeiter. Die Volkswagen -Tochter produziert dort unter anderem das wichtige Mittelklassemodell Audi A4.

Verheerende Schäden

Besonders betroffen von den Wassermassen war am Sonntagabend der kleine Ort Braunsbach im Norden Baden-Württembergs. Dort war nach heftigen Regenfällen ein Fluss über die Ufer getreten. Die reißenden Fluten strömten durch die 900-Einwohner-Gemeinde, wodurch ein Haus zerstört und mehrere erheblich beschädigt wurden. Rund 150 Kräfte von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und Rotem Kreuz suchten einsturzgefährdete Häuser ab, um sie zu evakuieren. Tote oder ernsthaft Verletzte gab es nach ersten Erkenntnissen nicht.

Einsatzkräfte in Braunsbach

APA/AP/dpa/Franziska Kraufmann

Aufräumen am Tag danach

Auf Videoclips und Fotos in Sozialen Netzwerken war zu sehen, wie Autos vom Schlammwasser mitgerissen, übereinander getürmt und in Schaufenster von Geschäften geschleudert wurden. Bei einigen Häusern stand das Wasser augenscheinlich bis in Höhe der untersten Fenster. Der Ort im Kreis Schwäbisch-Hall, der rund zehn Kilometer von der gleichnamigen Kreisstadt entfernt liegt, wurde weiträumig abgesperrt.

„Alles im Einsatz, was laufen kann“

„Auch andere Orte und umliegende Landkreise sind von dem Unwetter betroffen“, sagte ein Sprecher des Lagezentrums in Stuttgart. Als Schwerpunkte wurden die östlichen Teile Baden-Württembergs genannt - neben dem Hohenlohekreis unter anderem die Kreise Biberach, Heidenheim, Heilbronn, der Ostalbkreis, der Alb-Donau-Kreis, der Neckar-Odenwald-Kreis und die Stadt Ulm. Entspannung war zunächst nicht in Sicht, ein Großaufgebot an Rettungskräften wurde mobilisiert. „Hier ist alles im Einsatz, was laufen kann“, sagte ein Polizeisprecher in Heilbronn. „Es sieht düster aus, wirklich schlimm.“

Beim Telefonieren vom Blitz getroffen

Auch in Bayern - in der Region Ansbach und Teilen des Landkreises Neustadt/Aisch - richteten Unwetter in der Nacht zum Montag massive Schäden an. In der bayrischen Region Ansbach seien nach einem Gewittersturm auf der Frankenhöhe Straßen überflutet und Autos mitgerissen worden. Die Bahnstrecke zwischen Würzburg und Ansbach musste vorübergehend gesperrt werden. Die Gleise seien vom Regen unterspült worden, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn am Montag.

Zerstörtes Auto in Braunsbach

APA/AP/dpa/Franziska Kraufmann

Viele Autos wurden von den Wassermassen weggespült

Auch viele Keller in der Region liefen voll, wie ein Sprecher der Integrierten Rettungsleitstelle Ansbach am Morgen mitteilte. In Niederbayern wurde eine Frau beim Telefonieren von einem einschlagenden Blitz getroffen und leicht verletzt, wie die Polizei mitteilte.

Teilweise fast 70 Liter in einer Stunde

Im bayrischen Hohenthann bei Landshut gingen innerhalb einer Stunde 67 Liter pro Quadratmeter nieder, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) Montagfrüh mitteilte. In Landshut selbst waren es 57 Liter, in der Region um das oberbayerische Weilheim stellenweise 53 Liter pro Stunde. Das entspreche grob den Regenmengen, die normalerweise binnen zwei Wochen gemessen würden, hieß es.

In Baden-Württemberg verzeichneten die Behörden Hunderte Notrufe. Allein das Führungs- und Lagezentrum des Polizeipräsidiums Ulm meldete, dass es zwischen 16.15 Uhr und 21.00 Uhr 490 Notrufe gegeben habe. Viele Straßen und Ortsdurchfahrten seien gesperrt, sagte Polizeiführer Hagen Guderlei der dpa. Hunderte Bürger seien auf den Polizeinotruf 110 ausgewichen, weil unter dem Notruf 112 kein Durchkommen gewesen sei. Von verletzten oder vermissten Menschen war dort zunächst nichts bekannt.

Autofahrer eingeschlossen

Starker Regen führte auch in Rheinland-Pfalz zu Straßensperren, Erdrutschen und zahlreichen Einsätzen der Rettungskräfte. Betroffen war vor allem das Mittelrheintal, besonders das Gebiet um Kestert südlich von Koblenz. Dort wurden auf der Bundesstraße 4 vier Autofahrer von Wasser und Geröll überrascht und nach Angaben der Polizei kurzzeitig eingeschlossen. Verletzt wurde niemand. Zwar sei auch andernorts in Rheinland-Pfalz Wasser teilweise kniehoch gestanden, nennenswerte Schäden habe es aber vor allem im Mittelrheintal gegeben, sagte ein Sprecher des Lagezentrums in Mainz Montagfrüh.

Link: