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Kaske und Leitl über ÖVP-Chef verärgert

Die Sozialpartner, Arbeiterkammer-Präsident Rudolf Kaske (SPÖ) und Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl (ÖVP) haben am Sonntag die Kritik von Vizekanzler ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner entschieden zurückgewiesen.

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„Ich kann nur für die ArbeitnehmerInnenvertretungen sprechen, aber ich weiß, wir sind Teil der Lösung und nicht Teil des Problems“, so Kaske in einer Aussendung am Sonntag. In eine ähnliche Kerbe schlug auch Leitl. Mitterlehner hatte von den Sozialpartnern eine „Umorientierung“ verlangt - diese müssten sich „komplett“ ändern, sagte der ÖVP-Chef gegenüber dem „Kurier“ (Sonntag-Ausgabe). „Ich empfehle ihnen eine Umorientierung auf das, was Österreich braucht, und nicht, was die jeweilige Gruppe gerade braucht.“ Kaske bezeichnete das in der Aussendung als „untergriffige Argumentation“.

Mitterlehner: Sozialpartner fordern nur

Die Sozialpartner müssten „die Interessen des Standortes und die internationale Ebene in den Fokus rücken - nicht nur das, was sie der eigenen Klientel gerade günstig verkaufen können“, so der Vizekanzler im „Kurier“. Derzeit würden die Sozialpartner nur fordern: „Die Arbeitnehmervertreter fordern ständig Ausweitungen sozialer Rechte und Schutzbestimmungen. Die Arbeitgeber fordern ein Riesenpaket an Maßnahmen und Steuererleichterungen, ohne die Gegenfinanzierung darzustellen.“

Kaske: Zahlreiche Vorschläge

Kaske sieht das völlig anders. „Statt die Sozialpartnerschaft schlecht zu reden, sollte der Herr Vizekanzler endlich Lösungskompetenz zeigen.“ Denn die Sozialpartner hätten „zahlreiche Vorschläge“ gemacht, „aber die Regierung ist stets säumig geblieben“.

So erinnerte der AK-Präsident etwa an die Vorschläge für eine Bildungsreform aus dem Jahr 2011: „Die Regierung hat bis heute kaum etwas weitergebracht in der Umsetzung.“ Auch habe die Regierung versprochen, 25.000 bis 30.000 neue Wohnungen zu bauen und damit bis zu 20.000 Arbeitsplätze zu schaffen, aber „bis heute ist kein einziger Spatenstich erfolgt“. Und die Sozialpartner hätten etwa auch Vorschläge zu Arbeitsmarkt und Asyl gemacht - „bis heute hat die Regierung nicht einmal geantwortet“, kritisierte Kaske.

Auch den Vorwurf, die Sozialpartner würden immer Forderungskataloge an die Regierung erarbeiten, ohne Gegenfinanzierungskonzepte vorzulegen, wies Kaske zurück: „Wann immer AK, Gewerkschaften oder ÖGB Forderungen erheben, sind immer Maßnahmen zur Finanzierung angeführt. Ich darf nur an die Steuerreform erinnern. Da gab es neben der Forderung nach einer Entlastung der ArbeitnehmerInnen auch zahlreiche Vorschläge der Gegenfinanzierung.“

Auch Leitl-Rüge für Mitterlehner

Leitl kritisierte in einer Aussendung die Aussagen Mitterlehners scharf. „Gerade von der Regierungsstelle, die in letzter Zeit nicht durch erregende Performance aufgefallen ist, brauchen wir uns das nicht sagen lassen“, sagte Leitl im ORF-Radio in Richtung seines Parteifreundes.

„Wenn wer eine Umorientierung braucht, dann die Bundesregierung. Der Bundeskanzler (Christian Kern, SPÖ, Anm.) selbst hat ja erklärt, dass der Stillstand völlig unerträglich ist. Und ich gebe ihm da vollkommen recht“, sagte Leitl. Wie auch zuvor Kaske betonte er, die Sozialpartner hätten selbst „in ganz wichtigen Bereichen konkrete Vorschläge gemacht“.

Mitterlehner: In Bereich der Tabus hineingehen

Mitterlehner äußerte sich im „Kurier“ auch über die neue Kooperation mit SPÖ-Kanzler Christian Kern. „Beide Seiten werden Dinge akzeptieren müssen, die ihnen bisher wenig Freude gemacht haben, aber immer mit dem Ziel, dass es der Wettbewerbsfähigkeit dient.“ Gefragt nach Bestrebungen innerhalb der ÖVP, Liberalisierungen und Flexibilisierungen - etwa bei den Arbeitszeiten und der Gewerbeordnung - einzuleiten, sagte Mitterlehner, er wolle hier nicht ins Detail gehen, „denn das würde der neuen Partnerschaft widersprechen“. Logisch sei aber, „dass wir in den Bereich der Tabus hineingehen müssen“.

Generalsekretär lobt Parteichef

Lobende Worte für seinen Parteichef fand am Sonntag hingegen ÖVP-Generalsekretär McDonald: „Wir wollen etwas weiterbringen in Österreich. Dazu müssen wir alte Politrituale hinter uns lassen und die notwendigen Entwicklungsprojekte für das Land umsetzen. Es gilt auch, die Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern auf neue Beine zu stellen. Nicht zu geringe Arbeitnehmerschutzmechanismen sind unser Problem, sondern überbordende Vorschriften und Belastungen für Österreichs Betriebe“, sagte er.

In Richtung Kaske meinte McDonald, die Politik müsse „weg vom Klienteldenken hin zu einer Standortpartnerschaft für Wachstum und Arbeitsplätze“. Man müsse sich „von der Politik des kleinsten gemeinsamen Nenners verabschieden“.

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