Affäre zieht weitere Kreise
Seit dem Auffliegen des Skandals rund um manipulierte Abgaswerte bei Dieselfahrzeugen des Volkswagen-Konzerns sieht sich mittlerweile die gesamte Branche mit ähnlichen Vorwürfen konfrontiert. Die jüngsten Berichte über neue Verdachtsfälle machen zudem deutlich: Die Affäre zieht immer weitere Kreise und ist für die Autoindustrie noch lange nicht ausgestanden.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Ob und welchen Autoherstellern nun neues Ungemach droht, ist etwa mit Blick auf die zuletzt bekanntgewordenen Erkenntnisse der in Deutschland vom Verkehrsministerium eingesetzten „Untersuchungskommission Volkswagen“ zwar noch offen. Die erst am Freitag kolportierten Überschreitungen der Abgaswerte bei insgesamt 30 Dieselmodellen diverser Hersteller sei laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ aber durchaus „brisant“.
Opel weist Vorwürfe zurück
Die zuständige Behörde plant laut „Spiegel“ nun „weitere Tests an allen jenen auffälligen Wagen, die eine Typengenehmigung in Deutschland erhalten haben“. Betroffen ist den Angaben zufolge auch ein Opel Zafira, bei dem schon im Rahmen eines Rechercheteams von „Spiegel“, ARD und der Deutschen Umwelthilfe (DUH) eine auffällige Überschreitung der Verbrauchs- und Abgaswerte nachgewiesen worden sei.
Von Opel wurden die Manipulationsvorwürfe bisher strikt zurückgewiesen. Doch auch nach einem Treffen von Opel-Chef Karl-Thomas Neumann mit dem deutschen Verkehrsminister Alexander Dobrindt konnten offenbar nicht alle Zweifel aus dem Weg geräumt werden. Vielmehr wurde Opel eine 14-Tage-Frist gesetzt, um die für weitere Prüfungen notwendigen Unterlagen einzureichen.
Fiat ignoriert Ladung
Weit weniger kooperativ zeigte sich bei der Aufklärung möglicher Unregelmäßigkeiten bei der Abgasbehandlung indes Fiat Chrysler. Ungeachtet „konkreter Vorwürfe“ sagte das Unternehmen ein Treffen mit Dobrindt „kurzfristig per Anwaltsschreiben“ ab, wie das deutsche Verkehrsministerium am Donnerstag mitteilte.
Doch nicht nur für Fiat, auch für eine Vielzahl anderer Hersteller ist die Sache wohl noch länger nicht aus der Welt. Neben den deutschen Herstellern Mercedes, Audi und Porsche gibt es offenbar allein gegenüber dem deutschen Kraftfahrbundesamt (KBA) in Summe für rund ein Dutzend ausländischer Autohersteller wie Ford, Jaguar, Chevrolet, Hyundai und Dacia anhaltenden Erklärungsnotstand.
Sammelklagen gegen Daimler in USA
Dazu kommen Vorwürfe in anderen Ländern, darunter etwa in den USA, wo der Abgasskandal mit den dort am 18. September 2015 aufgedeckten VW-Manipulationen auch seinen Anfang nahm. Neben VW ist beispielsweise auch Daimler mit Sammelklagen von US-Autobesitzern konfrontiert. Mit Unterstützung externer Prüfer will der Autokonzern nun die Vorwürfe gegenüber dem US-Justizministerium wieder entkräften.
Nicht gelungen ist dies der Chefetage Mitsubishi Motors. Nach dem Eingeständnis umfangreicher Manipulationen kündigte Mitsubishi-Chef Tetsuro Aikawa seinen Rücktritt bei der am 24. Juni angesetzten Hauptversammlung an. Mit der angekündigten Übernahme durch den bisherigen Partner Nissan bleibt beim skandalumwitterten japanischen Hersteller aber ohnehin kein Stein auf dem anderen.
VW beginnt Umrüstung von Caddy-Modellen
Volkswagen, dessen Betrug den Skandal erst ausgelöst hatte, begann unterdessen mit dem Rückruf der betroffenen Caddy-Modelle. Das deutsche Kraftfahrtbundesamt (KBA) habe die Umrüstlösung für die Fahrzeuge mit dem Motortyp EA 189 genehmigt, teilte Europas größter Autohersteller am Freitag in Wolfsburg mit. Europaweit würden die Wagen von etwa 10.000 Kunden in die Werkstätten beordert.
Insgesamt gestaltet sich der größte Rückruf der Konzerngeschichte aber zäh. Die Umrüstung des Verkaufsschlagers Golf hatte nach einer monatelangen Hängepartie erst Anfang Mai begonnen. Beim Passat, der eigentlich schon zu Jahresbeginn in die Werkstätten gerufen werden sollte, wartet VW noch immer auf die Freigabe durch das KBA.
Links: