Täter überwiegend männlich
Brennende Flüchtlingsheime verbindet man vor allem mit Ostdeutschland in den Jahren nach dem Mauerfall. Doch die erschreckenden Bilder sind nicht länger ein Phänomen der Vergangenheit. Allein in diesem Jahr seien bereits 45 Brände in Flüchtlingsunterkünften gelegt worden, so das deutsche Bundeskriminalamt (BKA).
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„Uns bereitet vor allem Sorge, dass die Qualität der Gewalt steigt“, sagte BKA-Chef Holger Münch den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Samstag. Die Täter seien überwiegend männlich und fast 80 Prozent kämen aus dem Ort, an dem auch die Straftat verübt worden sei.
„Nehmen Gefahr ernst“
„Aktuell haben wir keine Erkenntnisse über überregionale rechtsextremistische Strukturen, die gezielt Anschläge auf Flüchtlinge organisieren“, sagte Münch. Die Gewalttäter agierten eher lokal. „Allerdings sehen wir durchaus das Risiko der Bildung krimineller oder gar terroristischer Strukturen - ausschließen dürfen wir das nicht und nehmen diese Gefahr sehr ernst“, fügte der BKA-Präsident hinzu.
Münch zeigte sich auch besorgt über die steigende verbale Gewalt im Internet. „Die Zahl der Delikte, die wir hier im Jahr 2015 registriert haben, hat sich innerhalb eines Jahres verdreifacht und liegt bei etwa 3.000 Fällen“, sagte er. „Wir gehen davon aus, dass verbale Gewalt eine Vorstufe für Übergriffe auf Flüchtlinge sein kann - die Sprache kommt häufig vor der Tat.“
Traglufthalle abgebrannt
Erst zu Beginn der Woche war in Gelsenkirchen im deutschen Bundesland Nordrhein-Westfalen eine Traglufthalle vollkommen abgebrannt. Laut Polizei sollen sich insgesamt 41 Menschen aus 18 Nationen in der Notunterkunft aufgehalten haben, als das Sicherheitspersonal den Brand bemerkte. Rund 50 Feuerwehrleute hätten die Flammen schnell gelöscht, aber das Abbrennen der Halle nicht verhindern können. Verletzt wurde bei dem Feuer laut Polizei niemand. Die Polizei schloss in diesem Fall einen fremdenfeindlichen Hintergrund allerdings eher aus.

APA/dpa/Marcel Kusch
Beim jüngsten Fall eines Brandes in einer Asylunterkunft vermutet die Polizei keinen fremdenfeindlichen Hintergrund
Nicht einmal einen Monat zuvor hatten - ebenfalls in Nordrhein-Westfalen - bei einer Brandstiftung in einer Flüchtlingsunterkunft in Herford eine Frau und ein Kind leichte Rauchvergiftungen erlitten. Polizei und Staatsanwaltschaft werteten die Tat als versuchtes Tötungsdelikt. Das Feuer war in der Nacht zum Donnerstag im Keller eines Hauses gelegt worden, das von 25 Flüchtlingen bewohnt wird. Der Täter soll Brandbeschleuniger benutzt haben.
Jubel über Brand in geplanter Asylunterkunft
Für große mediale Aufmerksamkeit hatte im Februar ein Brand in einer geplanten Flüchtlingsunterkunft im ostdeutschen Bautzen gesorgt. In der rund 60 Kilometer östlich von Dresden gelegenen Stadt brach in einem leerstehenden Hotel ein Feuer aus. Das Gebäude sollte künftig als Flüchtlingsunterkunft dienen. Während die Feuerwehr gegen die Flammen kämpfte, kommentierten Schaulustige das Feuer mit abfälligen Bemerkungen und teils sogar unverhohlener Freude und Jubel.
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