Noch mehr Punkte zu vergeben
Das Abstimmungsverfahren für den Eurovision Song Contest wurde heuer radikal geändert. Der neue Ablauf der Ergebnisverkündung soll die Spannung bei den Zuschauern erhöhen: Bisher wurden die Ergebnisse der Abstimmungen von Jurys und Zuschauern, die jeweils mit 50 Prozent gewertet wurden, als kombiniertes Ergebnis verkündet. Nun werden Jury- und Zuschauerwertungen voneinander getrennt.
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Jedes Land kann einem Teilnehmer zukünftig also maximal 24 Punkte geben - zwölf durch die Jury, zwölf durch die Zuschauer. Klingt kompliziert, ist es auch. Nachdem die Zuschauer ihre Punkte per Telefon, SMS oder App abgegeben haben, verkünden die Sprecher aus den 43 Teilnehmerländern - wie in den Vorjahren für Österreich Kati Bellowitsch - ausschließlich die Ergebnisse des Juryvotings. Dabei wird nur die Wertung der zwölf Punkte öffentlich verkündet, die restlichen Punkte eingeblendet, sonst würde die Prozedur ewig dauern. In den vergangenen Jahren waren die drei bestplatzierten Länder präsentiert worden.
Publikumsvoting von Moderatoren verlesen
Im Anschluss werden die Zuschauerpunkte aller abstimmenden Länder zusammengerechnet. Die Summe der Televotingergebnisse geben dann die Moderatoren - Mans Zelmerlöw und Petra Mede - bekannt. Sie beginnen mit dem Land, das vom Publikum die wenigsten Punkte bekommen hat. So kann die Jurywertung noch völlig auf den Kopf gestellt werden. Die Änderung soll den Abstimmungsprozess spannender machen, denn mit dem alten Verfahren stand der Gewinner des Song Contest oft schon lange vor Ende der Punkteverkündung fest.
Details erst nachzulesen
Ob das neue Verfahren allerdings tatsächlich die Spannung erhöht, wird sich erst zeigen. Und noch einen Schönheitsfehler hat das Voting: Wie die Zuschauer in den einzelnen Teilnehmerländern gewählt haben, wird nicht verraten. Diese Details werden erst später veröffentlicht und sind etwa in ORF.at nachzulesen. Soll heißen: Am Samstagabend kann man sich bestenfalls über die Jurywertung des Lieblingsnachbarlandes ärgern, noch nicht über die Zuschauerwertung.
Vorbild für das neue System ist die schwedische Vorentscheidung, das Melodifestivalen, bei der sich die Variante bewährt hat. Laut der Europäischen Rundfunkunion (EBU) gab es zuletzt 1975 eine ähnlich umfassende Reform der Punktevergabe, damals war das über die Jahre legendär gewordene „Douze points/twelve points“-System eingeführt worden.
Den Makemakes hätte es geholfen
Wäre das neue System schon vergangenen Mai in Wien zum Einsatz gekommen, hätte das vor allem Österreich geholfen, rechnet Eurovision.de vor: The Makemakes landeten schließlich bei den Jurys auf Platz 13 - und aufgrund der Kombination mit der schlechten Zuschauerwertung schließlich auf dem vorletzten Platz mit null Punkten.
Mit der neuen Vergabe hätten sie 40 Punkte von Experten gutgeschrieben bekommen und hätten zumindest Rang 23 erobert. Die letztklassierten Deutschen wären 25. geworden, die rote Laterne hätten die Briten bekommen. Am schwedischen Sieg hätte sich nichts geändert, überhaupt wäre es in den Top Ten nur zu zwei marginalen Platzvertauschungen gekommen. Italien läge mit der Neuberechnung statt Russland auf Platz zwei, Norwegen wäre nun vor Estland auf Platz sieben.
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