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„Jedenfalls bin ich ein Geächteter“

13 Krimihefte mit seinem Superdetektiv-Helden Tom Lasker hat Hans Georg Friedmann zwischen 1939 und 1942 geschrieben, den Jahren zwischen der zwangsweisen Umsiedelung in eine Sammelwohnung in Wien-Leopoldstadt und der Verschleppung der Familie ins Konzentrationslager. Im Folgenden Leseproben aus seinen „Tom Lasker“-Heften:

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Zweiter Band, „Der Red-Gang“ (Tom Laskers Freund, der Afroamerikaner Loja, nutzt die Vorurteile der Gangster aus, um sich nach der zufälligen Entdeckung ihres unterirdischen Verstecks bei ihnen einzuschleichen):

Textausschnitt aus Tom Laskers Krimis

ORF.at/Dominique Hammer

Loja sah die Situation nicht für sehr ernst an. Wozu auch, ihn als Neger sah man keineswegs für voll an. „Was willst Du hier, wie heißt du?“, schnauzte ihm Gordon. „Ich-, ich heißen -- Lonka. Mich wollen suchen - Ort - wo können schlafen und - gefal - in Zimmer.“ Loja hatte sich beim Sturz seine Hose und Jacke zerrisen, so dass er jetzt sehr zerlumpt aussah. Gordon dachte, dass er diesen Nigger ganz gut brauchen könnte und fragte deshalb: „Willst Du bei uns bleiben?“

„Ich nicht wissen“, stotterte zitternd Loja, doch da besann sich Loja eines anderen. „Wieso bist du gerade hierher gekommen?“ Loja zuckte die Achseln. „Ich glaube, die Polizei ist hinter dir her, was Bursche?“ Loja zitterte noch mehr und schrie: „Nein, nein, nein, ich sein redliches Neger!“ Gordons Kumpane grinsten. „Werden ihn ganz gut gebrauchen können“, schrie einer der Red-Gang-Leute.

„Still“, sagte Gordon, indem er sich wieder Loja zuwandte: „Vorläufig kannst du bleiben.“ „Danke, Master.“ Da zuckte Loja in gut gespielter Komödie zusammen und tat, als sei er erst jetzt darauf gekommen, dass diese Verbrecher waren und fragte: „Ihr sein auch schlechte Menschen?“ Gordon nickte. Loja tat überglücklich, verdrehte die Augen vor gespielter Freude und sagte: „Massers sich auf mich verlassen können.“

Dritter Band, „Die Schmuggler von Baroda“ (Ein Freund von Tom Lasker berichtet ihm von den Geschichten, die sich die abergläubischen Einwohner von Baroda erzählen):

An der Küste, ungefähr zwei Stunden von Baroda entfernt, liegt eine kleine Insel, welche ein heiliger Ort der Inder ist. Zweimal im Monat pflegten die Inder dort hinauf zu pilgern, bis eines Tages ein gräuliches Gespenst mit Armen, die in den Heimmel reichen sollen, und einem Totenschädel erschien. In jeder Hand soll das Gespenst eine riesige Fackel getragen haben, mit welchen es im Himmel herumfuchtelte und eine feurige Schrift hinterließ, welche „vernichte die Welt“ heißen sollte.

Band 3 von Tom Laskers Krimierzählungen

ORF.at/Dominique Hammer

In einem Umkreis von 1 Kilometer seien alle Männer tot zur Erde gefallen, von allen Frauen ist nur der Kopf übriggeblieben, welcher seltsamerweise lebte und die Haare als Füße gebrauchte, die Kinder männlichen Geschlechts wurden in kleine Teufel verwandelt, welche über der Erde schweben sollen. Die Kinder weiblichen Geschlechts wurden tausende Kilometer weggeschleudert und sollen am Nordpol gelandet sein.

Vierter Band, „Die Bande Higgins“ (Ein Mann, der zum Dieb abgestempelt wurde, obwohl er selbst um sein Vermögen gebracht wurde, bittet Tom Lasker um Hilfe):

Der Besucher erschien. Er war mittelgroß und hatte sympathische Gesichtszüge. Nur seine Augen. Die verwischten Toms ersten Eindruck, nämlich den eines Mannes, dem Geld absolut keine Rolle spielte und der sich einer blühenden Gesundheit erfreute. Seine Augen sprachen eine deutliche Sprache: Er mochte einst bessere Tage gesehen haben, Arges durchgestanden und viel Leid erfahren haben.

Der Besucher nahm Platz. Nach einer Weile begann er: „Ich heiße George Garing. Ich weiß nicht, ob sie meinen Namen hier schon gehört haben, jedenfalls bin ich ein Geächteter.“ Garing beobachtete genau den Eindruck seiner Worte auf Tom, doch in dessen Gesicht zuckte kein Muskel.

Zwölfter Band, „Der Bandenkrieg“ (Tom Lasker und sein Freund Fred Gunball wurden in einen unterirdischen Kerker geworfen):

Alle Hefte von Tom Laskers Krimierzählungen

ORF.at/Dominique Hammer

Sofort ließen die Freunde ihre Taschenlampfen aufflammen. Sie sahen sich in dem engen Gelass um. Die Wände waren aus Beton, der Fußboden war mit dicken Matten belegt. Die Freunde hoben sie auf, darunter Beton. Nirgends war ein Ausweg. Die Fallklappe war viel zu hoch.

Da hörten die Freunde plötzlich ein zischendes Geräusch. Sie wussten sofort, das war einströmendes Gas.

Die Freunde sahen in etwa sechs Meter Höhe das Loch, durch welches das Gas einströmte. Da hatte Fred eine gute Idee. „Wenn wir die Matte an den Wänden aufstellen, können wir sie sehr leicht als Leiter benützen. Schnell, die Luft ist kaum zum Aushalten.“ Mit fieberhafter Eile wurde eine Matte an die Wand gestellt. Tom kletterte hinauf und nach einiger Mühe gelang es ihm, das Loch zu verstopfen. Halb ohnmächtig hatte Fred zugesehen. Er fühlte, wie sich seine Sinne langsam umnebelten. Da hörte er die Stimme Toms: „Geschafft. Komm herauf, hier ist die Luft ausgezeichnet. Wahrscheinlich senkte sich das Gas sofort.“

Mit Freds Hilfe gelang es Tom, den halb bewusstlosen Freund zu sich zu ziehen. Bald hatte er sich erholt.

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