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Unterschiedliche Darstellungen

Manöver von russischen und US-Kampfjets über der Ostsee haben erneut zu gegenseitigen Schuldzuweisungen geführt. Die USA werfen Russland vor, mit einem Kampfflugzeug eine US-Militärmaschine im internationalen Luftraum gefährlich bedrängt zu haben. Russland konterte mit Spionagevorwürfen.

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US-Angaben zufolge näherte sich ein russischer Kampfjet vom Typ Su-27 am Freitag einer US-Aufklärungsmaschine vom Typ RC-135 „in unsicherer und unprofessioneller Weise“ auf wenige Meter. Die US-Maschine habe sich dabei in internationalem Luftraum befunden, so ein Sprecher des US-Militärkommandos für Europa (EUCOM) in Stuttgart. Das Vorgehen des russischen Piloten berge die Gefahr, „Spannungen zwischen Ländern unnötig zu eskalieren“, hieß es.

Ein Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums in Moskau stellte den Vorgang anders dar: Russische Jets hätten „US-Spionageflugzeuge an der russischen Grenze abgefangen“. Die US-Maschinen seien dort mit ausgeschaltetem Transponder unterwegs gewesen - sie hätten also nicht durch elektronische Signale identifiziert werden können. Russische Jets hätten sich deswegen auf Sichtweite nähern müssen, um die US-Flugzeuge zu identifizieren.

Russland fühlt sich provoziert

Eine Sprecherin des US-Pentagons sprach auch von einem Überrollmanöver, Russland wies die Anschuldigung zurück. „Das war kein gefährliches Manöver“, sagte der Chef des Verteidigungsausschusses, Wladimir Komojedow. Die Anwesenheit US-amerikanischer Flugzeuge und Schiffe unweit der russischen Grenzen sei auffällig, konterte er. „Wer Frieden möchte, sollte Russland nicht zu diesen Handlungen provozieren“, sagte er der Agentur Interfax zufolge.

Das russische Verteidigungsministerium teilte in einer Stellungnahme mit, dass sich alle russischen Flugzeuge an die internationalen Regelungen halten würden. Die US-Luftwaffe habe zwei Lösungen - entweder nicht in der Nähe der russischen Grenze zu fliegen oder den Transponder für die Erkennung einzuschalten. Laut dem EUCOM-Sprecher war die US-Maschine „zu keiner Zeit in russisches Gebiet“ eingedrungen.

USA über Zwischenfälle „besorgt“

Der Vorfall ereignete sich nur wenige Wochen nach einem ähnlichen Zwischenfall mit russischen Fliegern und dem Kriegsschiff „USS Donald Cook“ in der gleichen Gegend. Damals hatten die USA die Flüge über das Kriegsschiff ebenfalls als „unprofessionell, aggressiv und gefährlich“ bezeichnet. Nach Angaben des Pentagon gab es zuletzt wiederholt Zwischenfälle mit russischen Militärflugzeugen, die Anlass für ernste Sicherheitsbedenken böten. „Wir sind sehr besorgt über dieses Verhalten“, hieß es.

Die Beziehungen zwischen den USA und Russland sind seit mehreren Jahren durch den Konflikt in der Ukraine und den Bürgerkrieg in Syrien schwer belastet. Als Folge des Ukraine-Konflikts hatten die USA ihre militärische Präsenz in Osteuropa ausgeweitet. Auch die östlichen NATO-Staaten wollen aufrüsten. Das sorgte zuletzt für zusätzliche Spannungen.

Russland will auf Aufrüstung reagieren

Russland werde auf die geplante Aufrüstung der östlichen NATO-Staaten reagieren, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow der schwedischen Zeitung „Dagens Nyheter“. „Wir haben immer gesagt, wenn sich militärische Infrastruktur der russischen Grenze nähert, dann werden wir selbstverständlich die notwendigen Maßnahmen ergreifen“, Russland müsse mit adäquaten Mitteln auf die Stationierung von NATO-Truppen und -Ausrüstung nahe seiner Grenze antworten, so Lawrow weiter.

Russland habe der NATO ein Abkommen vorgeschlagen, sagte Lawrow einer Mitteilung des Ministeriums von Donnerstag zufolge. Darin sollten sämtliche Panzer und Artilleriegeschütze bis hin zum letzten Bataillon in Osteuropa festgeschrieben werden. Die NATO habe eine Diskussion darüber aber kategorisch ausgeschlossen, wurde Lawrow in der Mitteilung zitiert. Mitte April hatte zum ersten Mal seit zwei Jahren der NATO-Russland-Rat wieder getagt, ohne sichtbare Ergebnisse.

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