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„Die Chance lebt“

Der von den Grünen unterstützte Präsidentschaftskandidat Alexander Van der Bellen hat am Dienstag mit der Präsentation seiner ersten Plakatsujets für die Stichwahl den versprochenen raschen Start in die zweite Wahlkampfrunde hingelegt. Die Plakatsujets bauen auf Wiedererkennungswert, den Begriff „Heimat“ nimmt er aus der ersten Wahlkampfrunde in die zweite mit, wenn auch mit sommerlicherem Foto.

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Das „Heimat“-Sujet zeigt den Kandidaten auf einer Bergwiese in den Kaunertaler Alpen, wo Van der Bellen aufwuchs. „Wer unsere Heimat liebt, spaltet sie nicht“, ist darauf zu lesen. Man dürfe etwa nicht zulassen, dass Arm und Reich oder Jung und Alt auseinanderdriften, führte Van der Bellen am Dienstag vor der Kulisse des Palais Schönburg aus. In der ersten Runde lautete der Slogan „Heimat braucht Zusammenhalt“.

„Heimat“, „Kraft“ und „Gewissen“

„Es geht um einen Heimatbegriff, der mir sehr am Herzen liegt“, präzisierte Van der Bellen anhand des Plakats. Das abgebildete Kaunertal sei auch ein Symbol für das Gemeinsame: In seiner Erinnerung herrschte dort vor 60 Jahren tiefe Armut. Die Menschen hätten seither gemeinsam den Aufschwung geschafft, bei allen unterschiedlichen Interessen. Der Verweis auf die Gefahr einer gesellschaftlichen Spaltung ist im Zweikampf mit Gegner Norbert Hofer (FPÖ) wohl nicht zufällig gewählt.

Alexander Van der Bellen bei der Präsentation aktueller Plakate für die Stichwahl in Wien

APA/Helmut Fohringer

Die ersten Plakatsujets zu Van der Bellens Stichwahlkampagne

Ein Bundespräsident müsse parteiübergreifend agieren - und „ist seinem Gewissen verpflichtet“, erklärte Van der Bellen ein weiteres Sujet mit dem Slogan „Nach bestem Wissen und Gewissen“. Wie schon bei einem Sujet aus der ersten Runde zeigt ihn das Foto dazu im Wiener Rathaus. Damals lautete der Slogan „Mutig in die neuen Zeiten“ - der Beginn der wohl nur wenigen bekannten dritten Strophe der Bundeshymne.

Demonstrative Zuversicht

Ein drittes Plakat will dazu motivieren, auf Österreichs Stärken zu vertrauen: „Glauben wir an unsere Kraft“ ist auf dem Bild zu lesen, auf dem Van der Bellen auf einer Wiese voller Ähren steht. Das Plakat strahle für ihn Kraft aus, sagte er - „und die werden wir brauchen“, nämlich zur Bewältigung der Herausforderungen, die auf Europa zukämen, etwa hohe Arbeitslosigkeit und die Gefahr des Auseinanderdriftens Europas, das es zu verhindern gelte.

Laut eigener Aussage geht Van der Bellen aber „mit vollem Herzen und Zuversicht“ in die Stichwahl. „Die Chance lebt - und sie lebt nicht nur, sondern wird wachsen“, so Van der Bellen. Die Stichwahl werde zwar „nicht einfach - aber sie ist zu gewinnen. Ich werde alles dazu beitragen, Österreich in eine gute Zukunft zu führen.“ Van der Bellens Wahlkampfmanager Lothar Lockl rief den Start einer „Aufholjagd“ aus und verwies auf „wahnsinnig viele neue Unterstützer“ allein seit Sonntagabend.

Nun neues Zielpublikum für Plakate

Die neuen Plakate sollen in erster Linie „Optimismus und Zuversicht“ ausstrahlen und den „Glauben an die Kraft von Österreich“ wecken, sagte Van der Bellen. Neben den deutlich helleren Farbtönen der neuen Sujets fallen zudem die gegenüber der ersten Kampagne etwas zurückhaltenderen Slogans auf - naheliegend, da Van der Bellen nun nicht seine Stammwähler mobilisieren, sonderne jene überzeugen muss, die im ersten Wahlgang anderen oder niemandem ihre Stimme gaben.

Präsentation der ersten Wahlplakate von Alexander Van der Bellen

APA/Hans Klaus Techt

Van der Bellen im März bei der Präsentation der ersten Plakatsujets

Einmal mehr betonte Van der Bellen, es seien zwei Fragen, die für das Präsidentschaftsamt wichtig seien - nämlich: „Wer kann Österreich besser repräsentieren?“ und „Wer kann im Inneren besser das Verbindende in den Vordergrund stellen?“ „Ich glaube, ich kann gut zuhören“ und die verschiedenen Interessen verstehen, meinte er. Außerdem sei es wichtig, die eigene Parteivergangenheit „völlig in den Hintergrund zu stellen und das Beste für Österreich im Auge zu behalten“.

Auch Glawischnig zuversichtlich

Zuversichtlich für die Stichwahl zeigte sich am Dienstag auch die grüne Bundessprecherin Eva Glawischnig. Trotz des großen Rückstandes von Van der Bellen im ersten Wahlgang sei noch „alles möglich“, die Karten würden jetzt neu gemischt. Glawischnig hofft, dass sich die Wähler der ausgeschiedenen Kandidaten, vor allem von Irmgard Griss, jetzt für Van der Bellen entscheiden. Die Bewegung werde auch schon breiter. Verschiedene namhafte Persönlichkeiten hätten bereits ihre Unterstützung zugesagt.

Die Grünen und das Team Van der Bellens hätten von Beginn an mit der Stichwahl geplant, so Glawischnig. Es werde auch weitere finanzielle Zuwendungen der Partei geben - sowohl von der Bundes- als auch den Landesparteien. Der Rahmen dafür sei gerade in Verhandlung. Sie plädierte dabei für eine Wahlbewegung für Van der Bellen und nicht gegen Hofer und äußerte sich dabei auch kritisch im Hinblick auf geplante Anti-Hofer-Demonstrationen.

Anti-Hofer-Demos als Geschenk für Hofer?

Glawischnig betonte, dass sie natürlich für das Demonstrationsrecht eintrete. Persönlich wünsche sie sich aber, dass die Unterstützer für Van der Bellen laufen und ihre Energie nicht in Demonstrationen gegen Hofer stecken. Auch nach Meinung von unabhängigen Beobachtern könnten Demonstrationen eher zur Polarisierung und zur Mobilisierung von potenziellen Hofer-Wählern beitragen, als dass sie Van der Bellen nützen könnten.

Gleichzeitig bekräftigte Glawischnig ihre Kritik am blauen Kandidaten. Hofer sei der verlängerte Arm der FPÖ und könnte als Bundespräsident jederzeit den Schalter umlegen für Neuwahlen und für einen Bundeskanzler Heinz-Christian Strache. Glawischnig hofft, dass die Mehrheit der Österreicher nicht einen blauen Bundespräsidenten und einen blauen Bundeskanzler will.

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