Anwohner gegen tägliche Erinnerung
Die norwegische Regierung will trotz der Proteste von Anwohnern gegenüber der Insel Utöya ein Mahnmal für die Opfer des Massenmörders Anders Behring Breivik errichten. Er hatte auf der Insel am 22. Juli 2011 insgesamt 77 Menschen umgebracht.
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Wie das norwegische Kommunalministerium Mitte März bekanntgab, soll nach Plänen des schwedischen Architekten Jonas Dahlberg eine Schneise in die Felsenlandschaft geschlagen werden. An die Schnittseiten sollen die Namen der Opfer eingemeißelt werden. Die Fertigstellung ist für 2017 geplant.

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Die Schneise soll direkt in die Felsenlandschaft geschlagen werden
Ursprünglich sollte das Mahnmal schon am fünften Jahrestag der Anschläge am 22. Juli 2016 eingeweiht werden. Anwohner in der Kommune Hole hatten gegen die Pläne protestiert, weil sie nicht auf diese Weise täglich an das Attentat erinnert werden wollen. Sie wollen rechtlich gegen den Bau des Mahnmals vorgehen.
Schwieriger Umgang mit Erinnerung
Bei der Eröffnung einer Ausstellung zu den Anschlägen Mitte 2015 gab es ebenfalls Kritik. Dabei waren Gegenstände des rechtsradikalen Terroristen wie seine falsche Polizeimarke zu sehen, mit der er sich Zugang zum sozialistischen Jugendcamp auf der Insel Utöya verschafft hatte. Kritiker sahen darin eine Art „Hall of Fame“ für Breivik. Sie argumentierten, dass etwa im Ground-Zero-Museum in New York keine persönlichen Gegenstände von Al-Kaida-Führer Osama bin Laden ausgestellt wurden.

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Die Namen der Opfer sollen in den Stein eingemeißelt werden
Es sei auch ein Museum gegen das Vergessen, sagte Tor Einar Fagerland, Historiker und Kurator der Ausstellung, damals gegenüber dem britischen „Telegraph“ vor der Eröffnung. „Im ersten Jahr haben wir viel darüber geredet. Aber dann wurde es recht still. Wir waren erschöpft“, so Fagerland.
Es sei wichtig für die Gesellschaft und Demokratie Norwegens, darüber zu sprechen, was das Attentat aktuell und für die Zukunft bedeute, so der Historiker weiter. Das Informationszentrum solle „das Wissen verbreiten, wie wir Hass, Gewalt und Terrorismus vorbeugen“, sagte Norwegens Ministerpräsidentin Erna Solberg anlässlich der Eröffnung.
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