Trend setzt sich fort
Vor den fünf Kandidaten und der Kandidatin für die Hofburg liegen nur noch wenige Tage: Dann wird sich zeigen, wer von ihnen die meisten Wähler ansprechen und zum Urnengang bewegen konnte. Quasi ausgeschlossen ist, dass es für einen von ihnen zur absoluten Mehrheit reichen wird. Umso mehr gilt es, für den Einzug in die Stichwahl zu kämpfen.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Vor allem für zwei Kandidaten werden die kommenden Tage wohl noch einmal zum Wahlkampfmarathon. Sowohl SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer als auch sein ÖVP-Kontrahent Andreas Khol müssen bis Sonntag ein veritables Aufholrennen hinlegen – zumindest wenn es nach den jüngsten Umfragen geht.
Van der Bellen bleibt voran
In der vom „Kurier“ bei OGM in Auftrag gegebenen Umfrage rangiert Hundstorfer bei 15 und Khol bei elf Prozent. Auf den gleichen Wert für den ÖVP-Kandidaten kommt die Gallup-Umfrage im Auftrag der Tageszeitung „Österreich“. Hundstorfer schneidet in dieser mit 16 Prozent etwas besser ab. In beiden Umfragen schaffen es die Kandidaten der beiden Regierungsparteien aber nicht unter die Top Drei. Hinter ihnen rangiert nur noch der ehemalige Bauunternehmer Richard Lugner, der in beiden Erhebungen bei drei Prozent liegt.

ORF.at/Christian Öser
Van der Bellen geht als Favorit der Umfragen in die Woche vor der Wahl
Auf Platz eins rangiert in den jüngsten Umfragen nach wie vor der von den Grünen unterstützte Alexander Van der Bellen. OGM sieht ihn bei 25, Gallup bei 26 Prozent. Dahinter folgt in beiden Umfragen ganz knapp der FPÖ-Kandidat Norbert Hofer mit 24 Prozent (OGM und Gallup). Die keiner Partei zugehörige Irmgard Griss schafft in beiden Fällen ebenfalls den Sprung über die 20-Prozent-Marke: OGM weist für sie 21, Gallup 20 Prozent aus.
Umfragen bestätigen einander
Die aktuellen Umfragen unterstreichen einen Trend, der seit Beginn der Kampagnen zu sehen war. Van der Bellen lag schon Anfang Februar mit Werten knapp an den 30 Prozent an der Spitze. Griss hielt sich von Anfang an stabil bei rund 20 Prozent, Hofer legte sukzessive von knapp unter 20 auf über 20 Prozent zu.

ORF.at/Christian Öser
Hofer arbeitete sich in den Befragungen sukzessive nach vorn
Die Koalitionskandidaten taten sich von Beginn an schwer, wobei beide von Woche zu Woche weiter absackten. Bei Hundstorfer, der lange im Rennen um Platz zwei lag, ist ein leichter, aber entscheidender Negativtrend spürbar. Sah ihn OGM noch vor einem Monat knapp dran an Hofer und Griss, ist er mittlerweile fast aussichtslos zurück, wenn man den Umfragedaten glaubt. Khol war in den allermeisten Umfragen von Anfang an deutlich hinter den ersten beiden Plätzen. Neu ist in den jüngsten Erhebungen, dass sich die anfangs ausgewiesenen Werte von um die 15 Prozent mittlerweile in Richtung Einstelligkeit bewegen.
Hundstorfer und Khol trotzig
Geht es nach Befragungen, dürfte der kommende Wahlsonntag also ein Dreikampf um Wahlrunde zwei werden. Selbst wenn die von den Meinungsinstituten angegebene Schwankungsbreite eingerechnet wird, geht sich eine Stichwahl laut den Umfragedaten nicht mehr aus - auch wenn das weder Hundstorfer noch Khol bis zuletzt so gelten lassen wollten.

ORF.at/Christian Öser
Für Khol ist „alles offen“
„Es ist noch immer alles offen“, sagte Khol am Sonntag in der „Pressestunde“. In dieser Woche gehe es - „bis Samstagabend“ - darum, die vielen Unentschlossenen abzuholen. Ganz ähnlich formulierte Hundstorfer es im Anschluss in „seiner“ „Pressestunde“. Umfragen seien Umfragen - „und wir haben noch eine riesige Zahl an Unentschlossenen“, so der SPÖ-Kandidat.

ORF.at/Christian Öser
Hundstorfer vertraut auf die Unentschlossenen
Ganz von der Hand zu weisen ist die Argumentation nicht. So gibt in den jüngsten Umfragen fast ein Drittel der Befragten an, noch keine Entscheidung getroffen zu haben. Das heißt zwar nicht, dass jeder Unentschlossene ein potenzieller Wähler für jeden Kandidaten wäre. Viele schwanken aber wohl noch zwischen zwei möglichen Kandidaten.
Die Sache mit der Motivation
Zugleich stellt sich die Fragen, wer dann tatsächlich wählen geht. Bei den vergangenen Hofburg-Wahlen sank die Wahlbeteiligung auf fast 50 Prozent. 2010, bei der Wiederwahl Heinz Fischers, machten 53,6 Prozent von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Für heuer rechnen Meinungsforscher zwar mit einem deutlichen Anstieg - im Raum stehen Werte um die 70 Prozent.

ORF.at/Christian Öser
Griss kann sich weiterhin über hohe Vertrauenswerte freuen
Das bedeutet freilich immer noch, dass ein Drittel der Wähler keine Stimme abgeben würde. Das könnte ganz besonders Hofer schaden. FPÖ-Sympathisanten sind generell eher schwer zum Gang ins Wahllokal zu bewegen. Dazu kommt, dass die FPÖ das Amt der Bundespräsidenten in den vergangenen Jahren sukzessive möglichst kleingeredet hat. Zwar versuchte Hofer in den vergangenen Wochen genau dem entgegenzuwirken und warb mit einem möglichst breiten Amtsverständnis. Ob das genug Motivation war, muss sich freilich erst zeigen.

Reuters/Leonhard Foeger
Großes Fragezeichen hinter Lugner
Dass Vertrauen in die Politiker nicht unmittelbar etwas mit dem abgefragten Wahlverhalten zu tun hat, zeigt der APA/OGM-Vertrauensindex. Denn dessen aktuelle Ausgabe würde einen engen Dreikampf zwischen Van der Bellen, Griss und Hundstorfer vermuten lassen, die im Vertrauenssaldo fast gleichauf liegen. Hofer folgt mit deutlichem Rückstand, allerdings auch noch klar vor Khol.
Links: