„Täglich“ und „gelegentlich“
Der US-Nahrungsmittelriese Mars Incorporated wagt einen Marketingspagat: Er startet eine Kampagne für „Gesundheit und Wohlbefinden“, eine kontinuierliche Umstellung der Angebotspalette inklusive, und rät gleichzeitig dazu, manche seiner Produkte nicht zu oft aufzutischen.
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Hinweise auf den Verpackungen sollten Konsumenten in Zukunft dabei helfen, „die gesündere Wahl zwischen ‚täglichen‘ und ‚gelegentlichen‘ Mahlzeiten zu treffen“, heißt es auf der Website des Konzerns mit Hauptsitz in McLean im US-Bundesstaat Virginia. Zum Mars-Produktportfolio zählen nicht nur die bekannten Schokoriegel, sondern auch Marken wie Wrigley, Uncle Ben’s und Dolmio.
In die Kategorie „gelegentlich“ fallen laut der britischen BBC vor allem Saucen und Fertiggerichte für das Backrohr. Sie sollten nicht öfter als etwa einmal pro Woche auf den Tisch kommen. Mars erklärt, weshalb: „Um die authentische Natur des Rezepts zu erhalten, enthalten einige Produkte von Mars Food mehr Salz, Zucker oder Fett. Da diese Produkte nicht dazu gedacht sind, täglich gegessen zu werden“, will der Konzern seinen Kunden künftig empfehlen, wie oft das im Rahmen einer „ausgewogenen Ernährung“ sein sollte.
Nur ein kleiner Teil des Angebots
Auf der Website des US-Nahrungsmittelriesen sollen laut eigenen Angaben innerhalb der nächsten fünf Monate Listen mit „täglich“ oder „gelegentlich“ empfohlenen Produkten zu finden sein - inklusive jener, in deren Rezeptur Natrium (aus Salz), Zucker oder Fett reduziert werden sollen.
Mars habe auf Anfrage erklärt, dass die Empfehlung „gelegentlich“ nur fünf Prozent des Produktportfolios betreffe, berichtete die BBC - etwa Lasagne- und Carbonarasaucen, Pesto und Fertigmaccharoni. Andere Saucen sollten künftig mit weniger Salz, Zucker und Fett auskommen.
Marketing unter Zugzwang
Die Kampagne („Health and Wellbeing Ambition“) verfolge mehrere Ziele, heißt es auf der Konzernwebsite. Unter anderem sollen Inhaltsstoffe verbessert, Konsumenten besser über diese informiert und für das Kochen begeistert werden. Als Ziel wird genannt, „eine Milliarde gesunde Gerichte mehr“ weltweit auf die Teller zu bringen. Ob der Marketingspagat aufgeht, wird sich zeigen. Allerdings sind die Nahrungsmittelhersteller durch steigendes Gesundheitsbewusstsein, aber auch gesetzliche Vorgaben ohnehin unter Zugzwang - Stichwort: britische Zuckersteuer auf Softdrinks.
Wie viel Salz und Zucker muss wirklich sein?
Generell werden der Idee laut BBC gar nicht so schlechte Chancen beschieden. Das britische National Obesity Forum, das sich dem Kampf gegen krankhaftes Übergewicht verschrieben hat, nannte den Schritt „einfallsreich“. Man würde Worten offenbar Taten folgen lassen. Und noch ein allgemeiner Hinweis zum Thema Ernährung: Generell sei der Sinn für Genuss - etwas besonders Schmackhaftes, auf das man sich am Ende einer langen Woche oder zu besonderen Anlässen freut - verloren gegangen.
Tom Sanders, renommierter Ernährungswissenschaftler am Londoner King’s College, verwies gegenüber der BBC darauf, dass es gar nicht notwendig sei, große Mengen Salz in Fertigsaucen zu mischen, und derartige Nahrungsmittel sollten eigentlich täglich genießbar sein. Die Ernährungswissenschaftlerin Laura de Harpa sagte BBC Radio 5, es sollte nicht schwer sein, den Zuckergehalt in Produkten zu reduzieren. Allerdings macht sie sich Sorgen, dass eventuell künstliche Süßstoffe auf dem Teller landen könnten.
Konzernchefin als „vielbeschäftigte Mutter“
Mit einer großen Prise an Argumenten pro Ernährungsbewusstsein und weniger Salz will Mars seinen Kunden natürlich weiter Appetit auf Fertigprodukte machen. Vorstandschefin Fiona Dawson spricht für die Kampagne aus der Erfahrung einer „vielbeschäftigten Mutter, die weiß, wie kompliziert es ist, gesunde Gerichte zu finden, die jedem in der Familie schmecken, und natürlich müssen die oft auch für jeden schnell und einfach zuzubereiten sein“.
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