„Mediale Vorverurteilung“
Der Vorstandsvorsitzende der Vorarlberger Landes- und Hypothekenbank (Hypo Vorarlberg), Michael Grahammer, hat am Mittwochabend den Aufsichtsrat über seinen Rücktritt informiert. „Schlussendlich war die mediale Vorverurteilung der Hypo Vorarlberg und meiner Person, die in den letzten Tagen erfolgt ist, ausschlaggebend für mich, diesen Schritt zu setzen“, schrieb er in einer Mitteilung.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Das sei kein Schuldeingeständnis, so Grahammer gegenüber dem ORF Vorarlberg. Er habe die Entscheidung schon vor einiger Zeit getroffen, da es in den letzten 15 Monaten belastende Entwicklungen gegeben habe, so Grahammer am Donnerstagvormittag im ORF-Vorarlberg-Interview.
Ständig Recherchen zu Timtschenko
Grahammer betonte aber weiter die Rechtmäßigkeit der Geschäfte der Hypo Vorarlberg. „Ich bin nach wie vor zu 100 Prozent davon überzeugt, dass die Bank zu keiner Zeit Gesetze oder Sanktionen verletzt hat“, sagte er. Seine Rücktrittsentscheidung sei bereits in den vergangenen Monaten gereift. Die ausschlaggebenden Dokumente - Panama-Papers - wurden der „Süddeutschen Zeitung“ zugespielt und vom Internationalen Netzwerk investigativer Journalisten (ICIJ) und seinen Medienpartnern, darunter der ORF und der „Falter“, ausgewertet.
Bei den Offshore-Deals der Hypo Vorarlberg sei immer klar gewesen, mit wem man es zu tun habe. „Es ist ein Oligarch, ein vermögender Russe“, so Grahammer zum Vorwurf aus den Panama-Papers, man habe für den russischen Milliardär Gennadi Timtschenko Geschäfte gemacht. Man habe ständig Recherchen zu seiner Person angestellt, es habe nichts Negatives gegeben. „Er ist ein Rohstoffhändler, der mit Erdöl und Erdgasgeschäften groß geworden ist. Wir haben per se nichts Negatives daran gefunden, einen reichen Russen zum Kunden zu haben“, befand Grahammer.
„Eine sehr persönliche Entscheidung“
„Letzten Endes hat mich die mediale Diskussion um die Panama-Papers dazu veranlasst, dass ich meinen Rücktritt beschlossen und am Mittwoch bekanntgegeben habe“, sagt Grahammer. Es sei kein Schuldeingeständnis, sondern eine sehr persönliche Entscheidung. „Ich glaube, die mediale Diskussion und die teilweise auch wirklich sehr unsachliche Diskussion der letzten Tage ist ein nachvollziehbarer Grund für meinen Rücktritt“, so Grahammer - mehr dazu in oesterreich.ORF.at.
Er werde seinen Hut auch nicht „per sofort“ nehmen, um der Bank die Möglichkeit zu geben, seine Nachfolge in Ruhe zu regeln. Grahammer war seit 2004 im Vorstand der Hypo Vorarlberg, den Vorstandsvorsitz übernahm er im Jahr 2012.
Andere Töne in den vergangenen Tagen
In einem Interview mit den „Vorarlberger Nachrichten“ (Donnerstag-Ausgabe) nannte er die am Ende abgesagte Option eines Zusammengehens der Hypo Vorarlberg mit der Dornbirner Sparkasse sowie das Heta-Moratorium als jene Ereignisse, die ihn seinen Rücktritt erwägen ließen. Das Heta-Moratorium sei „sehr herausfordernd“ gewesen.
Am Mittwoch hatte Grahammer gegenüber den „Vorarlberger Nachrichten“ die Zukunft seiner berufliche Karriere noch mit einer Sonderprüfungen des Geldinstituts verknüpft: „Sollten die Prüfer etwas finden, werde ich die Konsequenzen ziehen und zurücktreten.“ Gegenüber dem ORF schloss er erneut Geschäfte mit Firmen aus, die auf Sanktionslisten stehen. In der Sendung „Report“ sagte Grahammer ebenfalls, dass er zurücktreten werde, könnte ein Geschäft mit einem Unternehmen nachgewiesen werden, das auf einer Sanktionsliste aufscheint.
Start der Sonderprüfungen
Unterdessen begannen am Mittwoch die Sonderprüfungen in Bregenz. Zum einen nimmt die Finanzmarktaufsicht (FMA) noch einmal die Transaktionen unter die Lupe, die in Zusammenhang mit der Hypo Vorarlberg in den Panama-Papers genannt wurden. Andererseits prüft vonseiten des Landes die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) als Eigentümervertreter der Bank war mit Grahammer am Montag übereingekommen, eine solche Sonderprüfung durchführen zu lassen. Die Kontrollen werden mehrere Wochen dauern.
Wallner hatte ebenfalls erklärt, dass man sich strategisch bereits im Jahr 2009 mit dem Verkauf der Hypo-Tochter in Liechtenstein dazu entschlossen habe, sich aus dem Offshore-Geschäft zu verabschieden. Die 1998 gegründete Liechtensteiner Hypo-Tochter wurde seinerzeit an die Schweizer Bankengruppe Valartis verkauft, damals betreute sie etwa 4.500 vermögende Privatkunden und verwaltete rund 1,6 Mrd. Franken an Kundengeldern.
Links: