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Initiative gegen Essensverschwendung

Die Wiener Tafel will mit einer wiederverwendbaren Box der Lebensmittelverschwendung entgegenwirken. Ziel ist es, das Einpacken übrig gebliebener Speisen in Gastronomiebetrieben salonfähig zu machen und das Bewusstsein der Konsumenten zu schärfen, hieß es Ende März beim Pressegespräch in Wien.

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Die Box ist um 50 Cent erwerbbar, 20 Cent davon werden an die österreichischen Tafeln gespendet. „Wir wollen erreichen, dass es zum guten Ton gehört, etwas einzupacken und nicht wegzuwerfen“, erklärte der Marketingleiter der Wiener Tafel, Markus Hübl, die Intention der „TafelBox“-Initiative, die eine Alternative zum manchmal verschämt praktizierten Einpacken in Alufolie in der Gastronomie werden soll.

Unterstützt wird das Projekt von den gastgewerblichen Fachverbänden in der Wirtschaftskammer. Interessierte Mitgliedsbetrieben bekommen im Zuge des Projekts Starterpakete, die Boxen und Werbematerialien enthalten - Letztere sollen vor allem die Gäste auf die Initiative aufmerksam machen.

Bewusstseinsbildung beim Konsumenten

Für Mario Pulker, Obmann des Gastronomie-Fachverbandes der Wirtschaftskammer, geht es vor allem um die Bewusstseinsbildung beim Konsumenten. Laut Pulker entstehen lediglich 14 Prozent aller Lebensmittelabfälle in der Gastronomie, „der Rest passiert woanders“, so der Obmann. Er berief sich auf eine Studie der EU-Kommission, wonach etwa 44 Prozent der Abfälle aus Produktion und Handel stammen und 42 Prozent aus Haushalten.

Besonders kritisch sieht Pulker die Ansprüche der Endverbraucher. Insbesondere der Wunsch nach makellosem Obst und Gemüse sowie „gefüllten Regalen bis 19.00 Uhr“ trage zur großen Abfallmenge bei. Außerdem sei das Mindesthaltbarkeitsdatum, das viele Leute nicht als Richtwert, sondern als Deadline verstehen, dafür verantwortlich, dass noch intakte Lebensmittel weggeworfen werden.

„Gesetzgeber in der Pflicht“

Pulker sieht den Gesetzgeber „in der Pflicht, die Sensibilisierung für Lebensmittelverschwendung zu stärken“. Er verwies auf die derzeitigen Grenzen für Haltbarkeitsdaten, die seiner Ansicht nach teils überzogen seien: So müsse etwa Mineralwasser mit einem Haltbarkeitsdatum versehen sein. Käse, der erst durch Reifung zum vollen Aroma kommt, müsse oft schon davor aufgrund von gesetzlich vorgegebenen Haltbarkeitsangaben entsorgt werden. „Unsere Betriebe müssen sich nach diesen gesetzlichen Vorgaben richten, sonst drohen gleich empfindliche Strafen vom Lebensmittelinspektor“, so der Gastronomieverbandsobmann.

Wiener Tafel sieht mehrfache Win-Situation

Für Alexandra Gruber, Geschäftsführerin der Wiener Tafel, stellen die „TafelBoxen“, die aus kompostierbarem Material hergestellt werden, „eine Win-Win-Win-Win-Situation“ dar. Zum einen sieht sie für den Gastronomen einen Vorteil, weil weniger weggeworfen wird, zum anderen für den Kunden, weil er seine „Speisen länger genießen“ kann. Zudem profitiere die Umwelt, indem Ressourcen weiterverwertet werden. Außerdem erfüllten die Boxen einen sozialen Zweck, da ein Teil des Erlöses aus den Boxen an die österreichischen Tafeln gespendet werden soll.

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