Kontrollen schon im Eingangsbereich
Der seit dem Terroranschlag vom 22. März geschlossene Flughafen von Brüssel soll unbestätigten Medienberichten zufolge an diesem Wochenende wiedereröffnet werden. Laut Premierminister Charles Michel ist das „symbolisch und wirtschaftlich wichtig“. Passagiere müssen sich aber auf verschärfte Sicherheitskontrollen einstellen.
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Konkret sollen Passagiere und deren Gepäck bereits an der Schwelle des Flughafengebäudes kontrolliert werden. Darauf verständigten sich die Gewerkschaften der Flughafenpolizei und der engste Mitarbeiterstab des belgischen Innenministers Jan Jambon, wie die belgische Nachrichtenagentur Belga am Freitagabend berichtete.

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Der Brüsseler Flughafenterminal am Tag des Anschlags
Die Gewerkschaften hatten die verstärkten Kontrollen gefordert und mit Streik gedroht. Der internationale Airport Zaventem wurde durch die Attentate schwer beschädigt und ist seitdem für den Passagierverkehr geschlossen. Bei den Anschlägen waren auf dem Flughafen und in der U-Bahn 32 Menschen ums Leben gekommen.
Offene Sicherheitsbedenken
Michel nannte unterdessen noch keinen festen Termin für die Wiedereröffnung. Belga zitierte allerdings ungenannte Quellen, wonach der Flugbetrieb am Sonntag starten könnte. Der Flughafen ist nach eigenen Angaben technisch für seine Wiedereröffnung für den Passagierverkehr bereit. Demnach könnten in einem Check-in-Bereich 800 Fluggäste pro Stunde abgefertigt werden.

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Rund 2.000 Menschen kamen zu einer Trauerfeier in eine Brüsseler Moschee
Neben Flughafenpolizisten prangerten auch Gewerkschaften der Airport-Beschäftigten Sicherheitsprobleme an. „Die Behörden haben es versäumt, den Beschäftigten einen sicheren Arbeitsplatz zu bieten“, hieß es in einem offenen Brief. Nach einem unbestätigten Bericht der Tageszeitung „De Standaard“ sollen bis zu 50 Sympathisanten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf dem Flughafen beschäftigt sein.
Trauerfeier in Brüsseler Moschee
Bei einer Trauerfeier in einer Brüsseler Moschee gedachten am Freitag mehr als 2.000 Menschen eines der Anschlagsopfer. Bei dem Freitagsgebet in der Großen Moschee unweit der EU-Institutionen wurde an die junge Mutter Loubna Lafquiri erinnert, die am 22. März bei dem Selbstmordanschlag in der U-Bahn-Station Maelbeek getötet worden war. Der Andrang war derart groß, dass viele Gläubige außerhalb der Moschee Platz nehmen mussten. „Wir sind hier vor allem als Menschen“, sagte eine Frau dem Fernsehsender RTL, „wie bei allen Opfern aller religiöser Konfessionen sind es Mütter, Schwestern, Väter, Brüder.“
Haftbefehl gegen Terrorverdächtigen
Im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen den in Frankreich festgenommenen Terrorverdächtigen Reda K. stellte die belgische Justiz unterdessen Haftbefehl gegen einen 33-jährigen Mann aus. Diesem wird von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen, an einer terroristischen Vereinigung teilgenommen zu haben.
Zu Details machten die Ermittler keine Angaben. Nach Medieninformationen wurde der Mann im Zentrum Brüssels festgenommen. Gegen den 34-jährigen Reda K. wurde in Frankreich ein Anklageverfahren wegen Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung eingeleitet.
Italien will Algerier ausliefern
Ein im Zusammenhang mit den Terrorattacken von Paris und Brüssel festgenommener Algerier soll zudem von Italien nach Belgien ausgeliefert werden. Das beschloss ein Gericht im süditalienischen Salerno. Der Mann soll zu einer Bande von Passfälschern gehören, die mit den Attentätern in Verbindung standen. Belgien hatte den Algerier mit einem europäischen Haftbefehl gesucht. Er war am vergangenen Samstag in der Nähe von Salerno in der Region Kampanien inhaftiert worden.
Pässe für Attentäter gefälscht?
Laut Polizei soll die auf Passfälschungen spezialisierte Bande auch Dokumente produziert haben, die von den Verantwortlichen der Anschläge in Brüssel im März und in Paris im November genutzt wurden sowie vom inhaftierten Terrorverdächtigen Salah Abdeslam, der bald von Belgien nach Frankreich ausgeliefert werden soll. Der Algerier hatte nach seiner Festnahme betont, er sei unschuldig.
Das Gericht in Salerno wies den Antrag der Staatsanwaltschaft zurück, die Auslieferung 60 Tage auszusetzen, um zunächst in Italien weitere Ermittlungen zu ermöglichen. Der Anwalt des Verdächtigen kündigte an, er werde die Entscheidung vor dem höchsten Gericht anfechten.
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