Verzweifelte Suche nach Alternativen
Der Versuch Hunderter Flüchtlinge, vom griechischen Idomeni aus nach Mazedonien zu gelangen, wurde von der dortigen Armee am Montag relativ rasch gestoppt. Mazedonische Soldaten griffen am Nachmittag in der Nähe von Gevgelija ein, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Die rund 700 Flüchtlinge, die die griechisch-mazedonische Grenze unerlaubt überquert hatten, wurden an der Weiterreise gehindert und sollen abgeschoben werden.
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Bis zu 1.000 Flüchtlinge waren zuvor aus dem überfüllten griechischen Flüchtlingscamp Idomeni aufgebrochen, um eine alternative Route nach Mazedonien zu finden und ihren Weg auf der Balkan-Route fortzusetzen. Seit rund einer Woche ist diese geschlossen, die mazedonischen Behörden lassen seither keine Flüchtlinge mehr die Grenze passieren.
Auch Journalisten festgesetzt
Auf ihrem kilometerlangen Marsch über Hügel und Felder überquerten die Flüchtlinge auch einen gefährlichen Fluss nahe der Grenze. Auf Fotos war zu sehen, wie junge Männer schwächeren Flüchtlingen halfen, damit diese nicht von der Strömung mitgerissen wurden. Die Flüchtlinge stammen offenbar vorwiegend aus Syrien, dem Irak und Afghanistan.

Reuters/Ognen Teofilovski
Mit Trucks sollen die Flüchtlinge aus Mazedonien gebracht werden
Der Marsch wurde von griechischen Bereitschaftspolizisten begleitet, die den Menschen mitteilten, dass ihr Vorhaben sinnlos sei. Die Bereitschaftspolizisten versuchten zwar, die Gruppe aufzuhalten, ließen sie dann aber passieren, ohne Gewalt anzuwenden. Auf mazedonischer Seite wurden auch Journalisten in Gewahrsam genommen, die den Zug begleitet hatten.
Drei Tote bei Flussüberquerung
Bei dem Versuch, den Fluss Suva in Mazedonien zu überqueren, waren kurz davor drei Afghanen - zwei Männer und eine Frau - ums Leben gekommen. 23 Personen soll es nach Angaben mazedonischer Medien gelungen sein, mazedonisches Staatsgebiet zu erreichen. Sie wurden in dem seit einer Woche leer stehenden Aufnahmezentrum Vinojug bei Gevgelija untergebracht, berichteten lokale Medien.

Reuters/Stoyan Nenov
Gefährlicher Fluss kurz vor mazedonischem Staatsgebiet
UNHCR: „Nicht zurück und nicht nach vor“
Der Sprecher des UNO-Flüchtlingshochkommissariats (UNHCR), Babar Baloch, erklärte am Montag, dass es keine offiziellen Angaben gebe, wie viele Personen das Camp in Idomeni verlassen haben. „Vielleicht 300, 500 oder bis zu tausend“, so Baloch. Das UNHCR habe zwar versucht, über die Umsiedelungsprogramme der EU zu informieren und die Flüchtlinge zum Umzug aus der Zeltstadt in die umliegenden Flüchtlingslager zu bewegen. „Aber die Situation hier ist wirklich nicht einfach für sie. Wir haben in den vergangenen Tagen sehr viel Verzweiflung gesehen“, schilderte der Sprecher. Die Flüchtlinge könnten „nicht zurück und nicht nach vor“. „Was sind dann unsere Optionen?“, hätten viele gefragt.

Reuters/Ognen Teofilovski
Soldaten eskortierten die Menschenmenge
Am Samstag - fast eine Woche nach dem EU-Gipfel - informierten die griechischen Behörden erstmals offiziell, über ein Flugblatt, über die faktische Schließung der Balkan-Route, so Baloch. Die Informationslage in Idomeni ist denkbar schlecht, es kursieren viele Gerüchte, die oftmals Menschenhändler für sich nutzen.
Dauerregen in heillos überfülltem Camp
In dem improvisierten Lager Idomeni an der griechisch-mazedonischen Grenze ist die Lage dramatisch. Nach neuem Dauerregen ist das Camp völlig verschlammt. Dutzende Menschen, darunter viele Kinder, leiden unter Atemwegserkrankungen, wie das griechische Staatsfernsehen berichtete. Die Behörden riefen die Migranten abermals auf, das Camp zu verlassen und in andere organisierte Lager im Landesinneren zu gehen. Das UNHCR schätzte am Montag die Zahl der in Idomeni verbliebenen Personen auf 10.000 bis 12.000 Personen.
Deutlich weniger Grenzübertritte
Unterdessen geht die Zahl der von der Türkei nach Griechenland kommenden Flüchtlinge weiter zurück. Am Sonntag waren es nach jüngsten Frontex-Daten nur noch 1.255 Migranten. Im Sieben-Tage-Zeitraum vom 7. bis 13. März wurden 10.056 gezählt. Ende Februar waren es in einer Woche noch 15.401 gewesen, und im Jänner lag die Zahl noch deutlich höher. Von Slowenien nach Österreich kamen vom 7. bis 13. März noch 1.026 Flüchtlinge (täglich etwa 146), von Österreich nach Deutschland reisten in dieser Zeit 863 (täglich durchschnittlich 123) weiter.
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