Athen errichtet Notlager
Die griechische Regierung rechnet wegen der Begrenzung der Weiterreise auf der Balkan-Route damit, dass sich bald viel mehr Flüchtlinge als bisher im Land aufhalten werden. Athen gehe davon aus, dass im Monat März zwischen 50.000 und 70.000 Menschen in Griechenland „festsitzen werden“, sagte der für Migrationsfragen zuständige Vizeinnenminister Ioannis Mouzalas am Sonntag dem Sender Mega Channel.
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Bisher war der Großteil der in Griechenland eintreffenden Flüchtlinge umgehend Richtung Nordwesteuropa weitergereist. Zur Zeit hielten sich „22.000 Flüchtlinge und Migranten“ in Griechenland auf, sagte Mouzalas. 6.500 Flüchtlinge saßen am Grenzposten Idomeni am Übergang nach Mazedonien fest. Mazedonien ließ am Samstag nur 300 Flüchtlinge durch.
In der vergangenen Woche hatte die Regierung in Skopje eine restriktive Grenzregelung beschlossen. Afghanen wurden grundsätzlich nicht mehr nach Mazedonien gelassen, Iraker und Syrer wurden einer verschärften Kontrolle ihrer Personalpapiere unterworfen. Mouzalas betonte, man arbeite derzeit im ganzen Land daran, Aufnahmemöglichkeiten zu schaffen. Dabei handle es sich jedoch lediglich um Notlager.
200.000 bis zum Sommer?
Wenn die Länder der Balkan-Route weiterhin lediglich wenige hundert Flüchtlinge pro Tag durchlassen, könnte deren Zahl in Griechenland bis zum Sommer auf 200.000 steigen. Nach aktuellen Zahlen des UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR erreichen von der Türkei aus täglich im Schnitt rund 3.000 Menschen die griechischen Inseln.

APA/AFP/Louisa Gouliamaki
In Athen stranden immer mehr Flüchtlinge, wie diese Mutter mit ihrem Kind auf dem Victoria-Platz
TV-Spot soll von Flucht abhalten
Mit dem UNHCR sei zudem geplant, einen Fernsehspot für jene Länder zu produzieren, aus denen die Flüchtlinge stammten. „Idomeni ist zu. Verkauft eure Häuser nicht, um nach Griechenland zu kommen!“, soll die Nachricht des Spots dem Minister zufolge lauten. „Wir haben keine Grenzen geöffnet“, fügte Mouzalas hinzu. „Wir haben auch niemanden im Meer ertrinken lassen. Hätten die Länder Mitteleuropas sie nicht eingeladen, wären die Flüchtlinge nicht nach Griechenland gekommen.“
Er gehe davon aus, dass der Andrang von Flüchtlingen nachlassen werde, wenn sich die Nachricht von der Abriegelung der mazedonischen Grenze verbreite, sagte Mouzalas. Dazu komme der beschlossene Anti-Schlepper-Einsatz der NATO in der Ägäis. Das werde nach seiner Ansicht die Zahl der Neuankömmlinge auf der Überfahrt von der Türkei nach Griechenland um 70 Prozent verringern.
Fünf Mio. Euro von Österreich
Österreich, das gemeinsam mit den Westbalkan-Ländern die weitgehende Abriegelung der Grenzen initiiert hat, stellt unterdessen für die Versorgung von Flüchtlingen auf der Ägäis-Route zwischen dem Libanon und Griechenland fünf Millionen Euro bereit. Wie das Außenministerium am Sonntag mitteilte, soll ein entsprechender Antrag am Dienstag im Ministerrat eingebracht werden. Das Geld kommt aus dem Auslandskatastrophenfonds (AKF) und soll an das UNHCR gehen.
In der Aussendung hieß es weiter, dass sich Österreich gegen die „Politik des Durchwinkens“ von der EU-Außengrenze in Griechenland nach Mitteleuropa stelle. „Gleichzeitig tragen wir damit aber auch die Verantwortung, humanitär zu helfen.“ Zuvor hatte sich der Schlagabtausch zwischen Wien und Athen weiter zugespitzt. So warf Kanzler Werner Faymann (SPÖ) Athen vor, „wie ein Reisebüro“ zu agieren.
Papst: Andere Staaten sollen Athen helfen
Papst Franziskus rief unterdessen die internationale Gemeinschaft dazu auf, in der Flüchtlingskrise Solidarität zu zeigen und den von der großen Zahl an Flüchtlingen besonders betroffenen Ländern zu helfen. „Speziell Griechenland und einige andere Länder leisten großzügige Hilfe. Jedoch ist eine Zusammenarbeit aller Nationen nötig“, sagte das Kirchenoberhaupt am Sonntag nach dem traditionellen Angelusgebet. Nur eine gemeinschaftliche Antwort könne wirklich effektiv sein.
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