Aufständische auf dem Rückzug
Die syrische Armee setzt nach Berichten aus dem Kampfgebiet ihre Offensive nördlich von Aleppo fort und ist am Montag weiter in Richtung türkische Grenze vorgestoßen. Unterstützt werde sie dabei von der russischen Luftwaffe und Milizen, die vom Iran Hilfe erhielten, berichteten Rebellen, Einwohner und die oppositionsnahe Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in England.
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Die Regierungstruppen hätten die Ortschaft Kafeen erobert und stünden nur noch fünf Kilometer vor der Rebellenhochburg Tal Rafaat. Damit ist die Armee auf fast 25 Kilometer an die syrisch-türkische Grenze herangerückt. Dort campieren Zehntausende Menschen, die vor den Kämpfen um Aleppo die Flucht ergriffen haben. Sie erhalten von Hilfsorganisationen von der Türkei aus Nahrungsmittelhilfe und Medikamente.
Nur Kranke und Verletzte dürfen passieren
In die Türkei werden aber nur Verletzte und schwer kranke Menschen gelassen. Die Aufständischen zögen sich wegen der heftigen Luftangriffe zurück, um ihre Verluste zu begrenzen, sagte ein Kommandant der Rebellengruppe Liwa al-Tawhid. Es gehe mittlerweile nicht nur um Geländeverluste, sondern um die Existenz der Gruppe.
Wie die Beobachtungsstelle weiter mitteilte, gaben die Rebellen die Dörfer Aklamijah, Deir Dschamal und Maranas am Sonntag auf Wunsch der Einwohner auf, die russische Luftangriffe befürchteten. Die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG), die große Teile der kurdischen Siedlungsgebiete im Norden Syriens kontrollieren, eroberten demnach die drei Dörfer am Sonntagabend - wenige Tage nachdem sie den Rebellen drei weitere Orte abgenommen hatten.
Prekäre Lage an der Grenze
Die Lage der Zehntausenden Flüchtlinge an der Grenze zur Türkei bei Wintertemperaturen werde immer schwieriger. Die Situation der Menschen sei verzweifelt, erklärte die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (Medecins sans frontieres/MSF) am Montag. Laut Schätzungen seien fast 80.000 Syrer auf der Flucht in Richtung der syrischen Stadt Asas und des türkischen Grenzübergangs bei Kilis. Dort warteten bereits rund 10.000 Menschen. In den vergangenen Tagen hatte es nach unterschiedlichen Angaben geheißen, in der Nähe von Asas harrten zwischen 30.000 und 50.000 Menschen aus.
Flüchtlingslager errichtet
Angesichts der dramatischen Lage ist im Grenzgebiet zwischen Syrien und der Türkei ein weiteres Flüchtlingslager errichtet worden. „Wir haben ein zusätzliches Camp für 10.000 Menschen aufgebaut“, sagte der Sprecher der regierungsnahen türkischen Hilfsorganisation IHH, Serkan Nergis, am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Das neue Lager komme zu acht bereits bestehenden Flüchtlingscamps rund um Asas hinzu. Deutschland und die Türkei wollen sich in einer gemeinsamen Soforthilfeaktion an der türkisch-syrischen Grenze um die dort ausharrenden Flüchtlinge kümmern.
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