Nur kein Stress
Der Urlaub ist für Österreicher ein Fixpunkt im Jahr. Das belegt eine aktuelle Umfrage im Auftrag der Verkehrsbüro Group eindrücklich. Wie schon im Vorjahr gaben 90 Prozent der Befragten an, heuer auf Reisen zu gehen - die meisten sogar mehrmals. „Nur kein Stress“ lautet das Motto: Zeit mit Familie und Partner, Ausschlafen und Abschalten sind demnach die wichtigsten Urlaubsmotive.
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Im Vorjahr wurde laut Verkehrsbüro erstmals eine Rekordmarke gebrochen: Noch nie zuvor gaben so viele Befragte an, verreisen zu wollen. Und die Erwartungen wurden nicht enttäuscht, wie Verkehrsbüro-Sprecherin Birgit Reitbauer im ORF.at-Interview sagte: 87 Prozent der Österreicher machten tatsächlich Urlaub.
79 Prozent wollen in Europa bleiben
Angesichts der politischen Krisen habe man bei der neuen Befragung, die Mitte Dezember durchgeführt wurde, einen leichten Rückgang erwartet, so Reitbauer. Doch das Reisefieber ist zur Freude der Touristiker ungebrochen groß. Gut ein Drittel der 1.100 Befragten will 2016 sogar drei- bis viermal verreisen, 46 Prozent planen ein bis zwei Urlaube. Auch bei TUI Österreich hätten die bisher getätigten Buchungen für den Sommer 2016 gegenüber dem Vorjahr bereits um zehn Prozent zugelegt, meldete TUI diese Woche.

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42 Prozent wollen nach Italien, nicht nur an den Strand, auch Rom ist angesagt
Doch wohin soll die Reise heuer gehen? Das Ergebnis der Umfrage ist deutlich: Ganze 79 Prozent wollen in Europa bleiben, 69 Prozent in Österreich, nur 24 Prozent zieht es offenbar in die Ferne. In Europa dominiert heuer bei den Wunschdestinationen wieder Evergreen Italien. Der Umfragewert ist beeindruckend: 42 Prozent (gegenüber 35 Prozent im Vorjahr) zieht es demnach ins südliche Nachbarland. Dahinter folgen Kroatien (32 Prozent gegenüber 22 Prozent im Vorjahr), Deutschland (30 Prozent) und - deutlich verstärkt - Spanien (19 Prozent) sowie Griechenland (13 Prozent).
Optimistischer Ausblick für Griechenland
Im letzten Sommer rangierte Griechenland bei den tatsächlichen Buchungen der Ruefa-Reisebüros, die zur Verkehrsbüro Group gehören, mit einem Anteil von 15,2 Prozent ganz oben. Dahinter folgten Spanien (13,3 Prozent) und die Türkei (11,1 Prozent). Dass Griechenland unter den Top Fünf ist, überrascht Reitbauer nicht. Sie ist optimistisch und glaubt nicht, dass der Tourismus angesichts der Flüchtlingskrise, die das Land besonders trifft, leiden werde.

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Griechenland ist wieder unter den Top Fünf bei den Wunschdestinationen
Griechenland habe so viele Feriendestinationen, letztes Jahr seien die Buchungen trotz des drohenden Grexits und der Flüchtlingskrise nur um vier Prozent zurückgegangen. Vor allem wer nach Italien und Spanien fahren will, solle aber rechtzeitig buchen, rät Reitbauer. Die beiden Länder profitierten besonders von aktuellen Krisen in anderen klassischen Urlaubsregionen.
Spanien profitiert als Ersatzdestination
Denn kaum jemand will - laut derzeitiger Buchungslage bei Ruefa - in die Türkei (fünf Prozent), nach Ägypten (zwei Prozent) oder Marokko (zwei Prozent) - in jene Länder also, die zuletzt besonders hart von Terroranschlägen getroffen wurden bzw. als unsicher gelten. Reitbauer will bei der Türkei aber noch von keinem Einbruch sprechen. Derzeit sei es noch zu früh für eine Einschätzung. Bereits im Vorjahr seien die Türkei-Buchungen um über zwölf Prozent zurückgegangen. Dieser Trend werde sich wohl fortsetzen, so Reitbauer gegenüber ORF.at.
Ägypten wiederum habe sich bis zum letzten Sommer hin etwas erholt gehabt, zumindest was Badeurlaube betrifft. Denn Rundreisen in Ägypten seien schon länger „kein Thema mehr“, so Reitbauer. Der Absturz eines russischen Passagierflugzeugs nach dem Start im Badeort Scharm al-Scheich im Oktober versetzte der ägyptischen Tourismusindustrie allerdings einen schweren Rückschlag, nachdem das Geschäft seit 2011 bereits einen starken Einbruch verzeichnet hatte. Vor allem Spanien und die Kanarischen Inseln profitieren heuer gerade im Winter als Ersatzdestination, so Reitbauer.
„Sicherheitsdenken beeinflusst die Wahl“
So ist Sicherheit auf Reisen laut der Umfrage für 72 Prozent der Österreicher wesentlich für ihre Urlaubsentscheidung. „Das Sicherheitsdenken beeinflusst die Wahl der Destination“, sagte Verkehrsbüro-Vorstandsdirektorin Helga Freund Mitte Jänner zum Auftakt der Wiener Ferien-Messe. Auch Österreich „ist und wird noch mehr ein begehrtes Reiseziel“, so Freund in diesem Kontext. Knapp 70 Prozent planten einen Urlaub im eigenen Land.

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Die USA liegen heuer voll im Trend, v. a. New York steht hoch im Kurs
Bei den Fernreisen gibt es heuer einen in seiner Eindeutigkeit überraschenden Trend: Fast jeder Vierte (24 Prozent), der eine Ferienreise plant, will in die USA. Vor allem Städtetrips nach New York, San Francisco und Miami seien sehr gefragt. Ebenfalls beliebt sind Thailand (16 Prozent), Kuba (neun Prozent), die Dominikanische Republik gleichauf mit den Vereinigten Arabischen Emiraten, Indien und Mexiko (alle sieben Prozent).
Deutsche Städte boomen
44 Prozent planen heuer mindestens einen Städteurlaub - hauptsächlich in Europa (92 Prozent). Ganz oben auf der Favoritenliste steht dabei - auch das kommt überraschend - Berlin, das heuer 23 Prozent anpeilen wollen. Mit deutlichem Abstand dahinter folgen Hamburg und Rom (beide 16 Prozent), Prag und Venedig (beide 15 Prozent), London, Barcelona und München (jeweils 13 Prozent) sowie - ungeachtet der Terroranschläge im Vorjahr - Paris (elf Prozent).

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Berlin hat sich zum Favoriten bei Städtereisenden gemausert
63 Prozent greifen auf Erspartes zurück
Die persönliche wirtschaftliche Situation der Österreicher hat sich gegenüber dem Vorjahr der Umfrage zufolge eher verschlechtert. Viele meinen, weniger Geld in der Tasche zu haben, um einen Urlaub zu buchen. Ein Drittel schätzt die eigene finanzielle Lage als schlechter als im Vorjahr ein. Bei 61 Prozent ist sie laut Eigeneinschätzung gleich geblieben, bei nur sechs Prozent hat sie sich verbessert. Dennoch wollen die Befragten beim heurigen Urlaubsbudget keine Abstriche machen: 59 Prozent wollen eigenen Angaben zufolge in etwa gleich viel für ihre Auszeit vom Alltag ausgeben wie im Vorjahr, 23 Prozent sogar mehr und nur 17 Prozent weniger.
Je rund ein Fünftel der Befragten hat heuer für den Urlaub etwa 500 bis 1.000 Euro, 1.000 bis 1.500 Euro bzw. mehr als 2.000 Euro pro Person zur Verfügung. 16 Prozent leisten sich 1.500 bis 2.000 Euro, 13 Prozent höchstens 500 Euro. Für die Finanzierung des Urlaubs greifen 63 Prozent auf Erspartes zurück. 45 Prozent zahlen aus dem regelmäßigen Einkommen, 40 Prozent ziehen dafür das Urlaubs- oder Weihnachtsgeld heran.
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