Viele Attentate heute beinahe vergessen
Das Attentat auf die OPEC, der Mord an SPÖ-Politiker Heinz Nittel, der Anschlag auf die Wiener Synagoge und der Überfall auf Schwechat sind nur einige Höhepunkte eines ganzen Jahrzehnts, das vom Terror überschattet worden ist. Im Folgenden ein chronologischer Überblick über - zum Teil auch in Vergessenheit geratene - Attentate auf österreichischem Boden zwischen 1975 und 1985:
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28. September 1973: Ein mit jüdischen Sowjet-Emigranten besetzter Zug wird an der österreichisch-tschechoslowakischen Grenze bei Marchegg von zwei Arabern überfallen. Mit drei Auswanderern und einem Zollbeamten als Geisel fahren sie in einem ÖBB-Fahrzeug zum Flughafen Wien-Schwechat. Nachdem sich die Bundesregierung bereiterklärt, das Emigrantenlager Schloss Schönau bei Wien zu schließen, werden die Geiseln am nächsten Tag freigelassen. Die Terroristen verlassen Österreich auf dem Luftweg.
22. Oktober 1975: Drei armenische Terroristen dringen in das Gebäude der türkischen Botschaft in Wien ein und erschießen den Botschafter, Danis Tunaligil, in seinem Arbeitszimmer.
21. Dezember 1975: Sechs Männer unter dem Kommando des venezolanischen Terroristen „Carlos“ (Ilich Ramirez Sanchez) überfallen die Wiener Zentrale der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC), ermorden einen irakischen und einen österreichischen Sicherheitsbeamten sowie einen libyschen Delegierten und nehmen 90 Menschen, darunter viele Minister aus OPEC-Ländern, als Geiseln. Den Terroristen wird nach langen Verhandlungen ein Flugzeug für die Flucht nach Algerien zur Verfügung gestellt. Nach Zahlung eines Lösegeldes von 25 Millionen Dollar werden die Geiseln freigelassen.
9. November 1977: Der österreichische Student Thomas Gratt entführt gemeinsam mit mehreren Angehörigen der westdeutschen Roten Armee Fraktion den Wiener Textilindustriellen Walter Michael Palmers. Der Industrielle wird vier Tage später gegen ein Lösegeld von 31 Millionen Schilling freigelassen.
1. Mai 1981: Der Wiener SPÖ-Stadtrat Heinz Nittel wird vor seiner Wohnung von einem 21-jährigen Iraker erschossen, der im Auftrag der Terrorgruppe Abu Nidal handelte. Motiv dafür war Nittels Eigenschaft als Mitbegründer des Jewish Welcome Service, einer Einrichtung, die nachhaltig auf das Vertrauen Israels in österreichische Vergangenheitsbewältigung Einfluss nahm.
29. August 1981: Zwei Araber greifen jüdische Gläubige vor der Synagoge in Wien-Innere Stadt mit Handgranaten und Maschinenpistolen an. Zwei Personen werden bei dem Anschlag getötet und 18 Menschen, darunter drei Kinder, verletzt. Die Täter werden unmittelbar nach dem Attentat gefasst.
19. April 1982: Auf das Büro der französischen Luftfahrtgesellschaft Air France in der Wiener Innenstadt und auf die französische Botschaft auf dem Schwarzenbergplatz werden in der Nacht zwei schwere Sprengstoffanschläge verübt.
21. September 1982: Sprengstoffanschläge werden auf das Gebäude der irakischen Botschaft und auf die irakische Fluglinie in Wien verübt. Es gibt keine Verletzten.
20. Juni 1984: Vor der türkischen Botschaft in Wien-Wieden explodiert eine Autobombe, ein Botschaftsangehöriger wird getötet und drei Personen werden verletzt. Die Armenische Revolutionäre Armee bekennt sich zu dem Anschlag.
6. Juli 1984: Eine von neun Pakistanern geplante Geiselnahme bei einer Managerkonferenz in Wien wird von der Polizei vereitelt. Die Terroristen werden vor der Ausführung ihres Planes gefasst.
12. November 1984: Explosionen vor den Eingängen zum britischen Konsulat und zur israelischen Fluggesellschaft El Al in Wien. Die Sprengladungen kommen nicht voll zur Zündung, es entsteht nur geringer Sachschäden.
19. November 1984: Der türkische Diplomat und stellvertretende Direktor im Wiener UNO-Center, Evner Ergun, wird in der Wiener Innenstadt auf offener Straße erschossen. Armenische Terroristen übernehmen die Verantwortung für den Mordanschlag.
28. Februar 1985: Der ehemalige libysche Botschafter in Wien, Ezzedin al-Ghadamsi, wird am Nachmittag im Vorgarten seines Hauses in Wien-Döbling von unbekannten Tätern angeschossen und schwer verletzt.
24. September 1985: Kurz nach Mitternacht detoniert eine Bombe beim Seiteneingang der ungarischen Central- Wechsel und Creditbank in Wien-Innere Stadt. Einem Passanten wird durch die Explosion die Hand abgerissen, mehrere weitere Personen werden leicht verletzt.
15. Dezember 1985: Auf ein von mehreren jüdischen Familien bewohntes Haus in Wien-Leopoldstadt wird ein Sprengstoffattentat verübt. Es entsteht beträchtlicher Sachschaden.
27. Dezember 1985: Ein Terrorkommando der radikalen Palästinensersplittergruppe Abu Nidals überfällt zugleich mit einem entsprechenden Angriff auf den römischen Flughafen Fiumicino den österreichischen Flughafen Wien-Schwechat. Drei Zivilisten und einer der Täter sterben, die beiden anderen werden gefasst und in Österreich verurteilt.
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