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Ein Spoiler ist ein Spoiler ist ein Spoiler

Die „Star Wars“-Mania ist endgültig los: Nach der Galapremiere von „Das Erwachen der Macht“ in Los Angeles gibt es für die Fans der Weltraumsaga - bis hin zu Regierungsstellen und honorigen Wissenschaftlern - kein anderes Thema mehr. Die Zeit, bis ab Donnerstag jeder den Film sehen darf, vertreiben sie sich mit Rätselraten, der Flucht vor „Spoilern“ und kreativen Hommagen in Wort und Bild.

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Schon bei der Galapremiere für ausgewählte Kritiker und Hollywood-Promis outeten sich nicht wenige als in der Wolle gefärbte Fans: Schauspieler Joseph Gordon-Levitt erschien in Yoda-Verkleidung, Kollegin Sofia Vergara mit Prinzessin-Leia-Frisur (Semmel links, Semmel rechts) und Serienstar Rain Wilson als edler Obi-Wan Kenobi, mit seinem Sohn als Kopfgeldjäger Boba Fett im Schlepptau. Viele andere Promis ließen ihrem Stolz, den Film schon gesehen zu haben, im Internet freien Lauf.

Andeutungen und Wackelbilder sickern durch

Das strikte Gebot, bis zum offiziellen Filmstart nichts über den Inhalt verraten zu dürfen, galt auch für die erste Riege Hollywoods: Auch sie mussten Stillschweigen über die Handlung geloben und ihre Mobiltelefone abgeben. Trotzdem sickerten ein paar verwackelte Handyfotos von einigen Filmszenen bereits ins Netz. Fans zürnten den Spielverderbern. Viel erkennen kann man auf den aus dem Kino geschmuggelten Bildern aber ohnehin nicht.

Darth Vader mit Kindern

APA/AFP/Valerie Macon

Fans wissen: Darth Vader hat seit jeher ein Herz für (seine) Kinder

Einigermaßen dicht hielten die Gäste der Premiere im Hinblick auf den Inhalt. Sie ergingen sich eher in Andeutungen, für die sich das verantwortliche Disney-Studio zwecks Steigerung der Vorfreude beim Publikum eher bedanken müsste: Einhellig wurde das Drehbuch gelobt, das auch abgebrühte Kenner mit erstaunlichen Wendungen überrascht habe. Zudem soll der Film die „beste Schlussszene von allen Star-Wars-Filmen“ haben.

Für Episode VIII nur noch leere Raumschiffe übrig?

Überhaupt war „Star Wars Spoiler“ einer der meistgesuchten Begriffe im Netz am Dienstag. Nicht wenige kündigten auf Social-Media-Plattformen Internetabstinenz für die kommenden Tage an, um sich nur ja nicht die Überraschungen bei der Filmhandlung nehmen zu lassen. Sogar ein Plug-in für den Internetbrowser Chrome wurde eilends programmiert, das alle „Star Wars“-Spoiler aus Internetinhalten zuverlässig herausfiltern soll.

Star-Wars-Werbeplakat in Moskau

Reuters/Maxim Shemetov

Moskau huldigt der dunklen Seite der Macht

Die Angst vor Spoilern muss aber nicht so groß sein: Parallel zu ein paar authentischen Angaben wucherten so viele falsche Fährten, dass am Ende ohnehin nur wieder Rätselraten übrig bleibt: So ziemlich jedem der bekannten Darsteller wurde am Dienstag im Internet der epische Filmtod nachgesagt. Würden die Gerüchte alle stimmen, blieben für die bereits angekündigte Episode VIII nur noch ein paar Raumschiffe übrig, aber niemand, der sie fliegen würde.

Wenn der Han mit dem Chewbacca ...

Bei den meisten „Spoilern“ lieferten sich Fans in Spaßlaune und von ihnen genervte User aber ohnehin ein einigermaßen durschaubares Match, aber wer weiß: Vielleicht heiratet Halunke Han Solo im kommenden Film wirklich seinen Langzeitfreund Chewbacca, womit die beiden das erste dokumentierte homosexuelle Ehepaar außerhalb dieser Galaxis wären. (In der Variante Luke Skywalker/Han Solo zog die mutmaßlich falsche Fährte auch ihre Runden.)

Star-Wars-Werbung in Zug

APA/AFP/Mohd Fyrol

Kein Sturmtruppentransporter, sondern eine U-Bahn in Singapur

Eines der auf Twitter anfangs am meisten geteilten Postings über „alle gesammelten Star-Wars-Spoiler“ war freilich nur ein weiterer Ulk: Es enthielt eine akribische Fotosammlung von Autos mit Heckspoilern und „Star Wars“-Logo - wie aber ohnehin das selbstironische Herumalbern dominierte. Schließlich ist der typische Fan in die Jahre gekommen, sieht sich den Film vielleicht mit seinen eigenen Kindern an und gönnt sich einfach eine gepflegte Regression ins Kindliche.

Die Rebellen haben von Wirtschaft keine Ahnung

Die Regression pflegt auch der bekannte US-Wirtschaftswissenschaftler Zachary Feinstein auf seine Art. Die „Süddeutsche Zeitung“ verwies am Dienstag auf eine aktuelle Studie Feinsteins, die erklärt, warum die dunkle Seite einfach nicht unterzukriegen ist. Die Rebellen sind laut Feinsteins penibler Analyse einfach wirtschaftlich Nullen. Sie hätten nicht nur den Todesstern zerdeppern sollen, sondern danach ebenso energisch die intergalaktische Ökonomie ankurbeln, ist er überzeugt.

Auf die Tram warten Du musst

Fest steht jedenfalls, dass die „Star Wars“-Jünger eine eingeschworene Gruppe sind, die auch die kleinste Anspielung versteht. Und fest steht außerdem, dass sie überall sind - etwa in Berlin, wo im Namen der Verkehrsbetriebe mit entsprechendem Bildsujet im Hinblick auf die notorisch zu spät kommende Straßenbahnlinie gewünscht wurde: „Möge die M8 mit Dir sein.“ Das Verkehrsressort des US-Bundesstaates Iowa rief überhaupt gleich einen „Star Wars“-Thementag aus.

Digitales Straßenschild

Iowa Department of Transportation

Die Autofahrer in Iowa sahen am Dienstag auf den Überkopfanzeigen ihrer Autobahnen Botschaften wie „SMS schreiben beim Autofahren führt auf die dunkle Seite der Macht“ und „Rücksichtsloses Fahren führt auf die dunkle Seite der Macht“. Ziemlich allein auf weiter Flur mit seiner ernsten Stimmung war lediglich „Star Wars“-Erfinder George Lucas, der sich bei der Premiere schweigend applaudieren ließ und den Film angeblich mochte. Auch das war aber nur ein weiteres „Star Wars“-Gerücht.

Lukas Zimmer, ORF.at

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