Schließungen vor allem in Großstädten
Die Bank Austria darf ihr marodes Privatkundengeschäft behalten, muss es jedoch stark reduzieren. Das österreichische Geschäftsstellennetz muss nach Vorgabe der Mailänder Mutter UniCredit auf jeden Fall stark ausgedünnt werden. Ausgebaut werden Onlinebankdienste.
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Die Bank Austria wird in den kommenden drei Jahren das Netz an derzeit 190 Filialen für Privatkunden auf 120 reduzieren. Die Schließungen beträfen vor allem Ballungsräume, so Bankchef Willibald Cernko. Bei der Schließung der Standorte will die Bank laut Cernko ohne Kündigungen auskommen. Insgesamt arbeiten 3.000 Mitarbeiter in den heimischen Filialen.
Keine genauen Zahlen zu Personalabbau
Ein Personalabbau sei trotzdem nötig, dieser soll in Gesprächen mit dem Betriebsrat mit einvernehmlichen Lösungen erfolgen. Die genaue Zahl der Mitarbeiter, die es treffen wird, wurde nicht genannt. Das hänge von den Reformfortschritten und Verhandlungen ab. „Wir verfolgen ein Kosten-Ertrags-Ziel, aber kein Köpfeziel“, so Cernko.

APA/Robert Jäger
Cernko gab erste Details der Sparpläne bekannt
Zuvor wurde das Privatkundenfilialnetz von der Bank mit 200 Standorten angegeben, was für Verwirrung sorgte. Das ist auf eine Aufrundung zurückzuführen. Auch bei den 190 bei der Pressekonferenz von Cernko genannten Filialen handelt es sich genau genommen um 191, die sich in 174 Privatkundenfilialen, 14 Selbstbedienungsfilialen sowie drei Standorte für vermögende Privatkunden aufteilen, so ein Pressesprecher auf Nachfrage von ORF.at.
Hundstorfer bedauert Jobverluste
Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) stellte gegenüber Journalisten fest: „Das ist alles nicht lustig, ist ja keine Frage.“ Er gab weiters zu bedenken, dass hier Bankjobs wegfallen, die es künftig nicht mehr gebe: „Das ist in Wahrheit die größere Herausforderung.“ Cernko sieht die Ursachen für den jetzigen Handlungsbedarf in den 70er Jahren, als die Banken in einem scharfen Wettbewerb um Kunden kämpften. „Es war alles gratis.“ Die Banken insgesamt hätten es damals verabsäumt, der Bank- und Beratungsleistung ein Preisschild zu verpassen.
Sparvorgabe bei 300 Mio. Euro bis 2018
Insgesamt werden bei der Bank Austria die Sparbemühungen im Vergleich zu den bisherigen Ankündigungen verdoppelt. Ab 2018 sollen Sach- und Personalkosten um 300 Mio. Euro niedriger als 2014 liegen. Das entspricht einer Einsparung von 18 Prozent. Damit soll die Privatkundensparte saniert und die profitablen Bereiche der Bank gesichert werden.
Bank macht mit jedem Privatkunden 36 Euro Verlust
Das Privatkundengeschäft der Bank Austria mit 1,6 Millionen Privat- und kleinen Gewerbekunden schreibt derzeit rote Zahlen. Laut Bankangaben wurde in den ersten neun Monaten ein Vorsteuerverlust von 41 Millionen Euro angehäuft. Im Gesamtjahr müsse man damit rechnen, „dass wir für jeden betreuten Retailkunden fast 36 Euro draufzahlen müssen“, so Cernko Anfang November bei einer Mitarbeiterveranstaltung.
Einsparungen sollen laut Aussendung auch durch die Senkung der IT-Kosten und durch eine Straffung im gesamten Verwaltungsbereich (Backoffice) erreicht werden. Die Bank verspricht, dass im Gegenzug die Onlinebankdienste inklusive Onlineberatung ausgebaut werden sollen. Probleme und Ausfälle beim E-Banking waren in den letzten Monaten keine Seltenheit.
Ende des eigenen Pensionssystems
Einer der Sparschritte ist eine Umstellung im bankinternen Pensionssystem, die pro Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag bringen soll. Die rund 3.300 aktiven Mitarbeiter mit Altverträgen, für die die Bank Austria derzeit Pensionsträgerin ist, sollen in das normale staatliche Pensionssystem überführt werden.
Statt bisher in der Krankenfürsorgeanstalt der Bediensteten der Stadt Wien (KFA) sind diese dann bei der Gebietskrankenkasse (WGKK) versichert. Eine entsprechende Übereinkunft mit den Arbeitnehmervertretern wurde bereits unterzeichnet. Fällige Abschlagszahlungen erfolgen mittels Einmalzahlung. Die rund 6.800 bestehenden Pensionisten sind von der Umstellung nicht betroffen, auch der Status der Unkündbarkeit bleibt bei Altverträgen unangetastet.

ORF.at/Carina Kainz
Viele Filialen werden zugesperrt bzw. mit anderen zusammengelegt
Finanzieren will die Bank Austria die Übersiedlung in das Pensionssystem aus ihren Rückstellungen. Das Institut hat rund zwei Milliarden Euro in der Bilanz dafür beseitegelegt. Cernko geht davon aus, dass die Bank damit auch auskommt. Nach Rechnung der Bank Austria wird das Verhältnis der Kosten zu den Einnahmen (Cost/Income-Ratio) im Kundengeschäft von derzeit 80 Prozent auf dann 60 Prozent sinken.
Verkauf an BAWAG vom Tisch
Ein Verkauf des Privatkundengeschäftes an den Konkurrenten BAWAG ist somit derzeit vom Tisch. Insidern zufolge hatte die UniCredit bereits mit dem BAWAG-Eigentümer, dem US-Fonds Cerberus, Verkaufsgespräche geführt. Laut einer mit dem Vorgang vertrauten Person wollte Cerberus aber deutlich weniger als den kolportierten Kaufpreis von 800 Millionen Euro zahlen.
UniCredit will 18.200 Stellen streichen
Vom rigorosen Sparkurs der italienischen Mutter ist deren österreichische Tochter am härtesten getroffen. Sie muss alle Ostbankenbeteiligungen an die Zentrale in Mailand abtreten. Dorthin wird die Osteuropa-Zentrale verlegt. Das bedeuetet, dass damit 47.800 der derzeit insgesamt 57.080 Mitarbeiter der Bank-Austria-Gruppe künftig direkt Mailand unterstellt werden, aus der Wiener Bilanz fallen mehr als zwei Drittel der bisherigen Jahresgewinne weg.
Das Schicksal der Belegschaft im inländischen Privatkundengeschäft war wochenlang offen, seit die UniCredit diese verlustträchtige österreichische Sparte öffentlich ins Schaufenster gestellt hatte. Die Konzernmutter hatte im November bekanntgegeben, dass der Sparplan für den Konzern viel drastischer ausfällt als ursprünglich angenommen. 18.200 Stellen sollen in Summe gestrichen werden, die Kosten sollen so um 1,6 Mrd. Euro gesenkt werden.
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