Themenüberblick

CO2-Skandal schrumpft auf Flatulenzdimension

Geht es nach VW, dann sind nach Überprüfungen doch weniger Autos von falschen CO2-Abgaswerten und damit falschen Spritverbrauchsangaben betroffen als befürchtet. Für Deutschland nennt VW die Zahl von 36.000. Ursprünglich war man von 800.000 Fahrzeugen allein für Deutschland ausgegangen. In Österreich werden es nur ein paar hundert sein, die unter die Rubrik CO2-Schwindel fallen.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

VW lagen für Österreich vorerst keine Zahlen vor. Da sprang am Nachmittag das Verkehrsministerium ein und verkündete, dass nur bis zu 336 Autos betroffen seien. Bisher war die Zahl auf 8.000 bis 10.000 geschätzt worden.

„Abweichungen wurden in den internen Messungen nur bei neun Modellvarianten festgestellt“, teilte VW am Mittwoch in Wolfsburg mit. Vier der Modellvarianten werden in Österreich nicht angeboten, wie aus einer Liste der betroffenen Autos hervorgeht. Hierzulande betroffen sind zwei Golf-Varianten, zwei Jetta-Typen und eine Ausführung des Passat Variant.

Deutsche Behörden wollen hart bleiben

Der Verdacht auf rechtswidrige Veränderung der Verbrauchsangaben habe sich nicht bestätigt, hieß es weiters vom Konzern. Trotz des geringeren Ausmaßes der CO2-Falschangaben bei Volkswagen hält das deutsche Kraftfahrtbundesamt (KBA) aber an vorgesehenen Nachmessungen fest.

Autoabgase werden gemessen

APA/AFP/Patrick Pleul

Nachmessung bei den Abgasen. Behörden in Deutschland wollen nach der Ankündigung von VW weiter hart bleiben.

Die Behörde hatte nach Bekanntwerden möglicher Abweichungen angeordnet, dass die CO2-Werte der betroffenen Fahrzeuge neu festzustellen sind. „Diese Messungen werden ungeachtet der nunmehr vorliegenden Bewertung durch Volkswagen in vollem Umfang durchgeführt“, sagte ein Sprecher des Verkehrsministeriums am Mittwoch in Berlin.

Mit Blick auf die vielen anderen aktuellen Großbaustellen bei Europas größtem Autobauer VW löst die gute Nachricht, die am Mittwoch praktisch gleichzeitig mit der Krisensitzung des VW-Aufsichtsrats veröffentlicht wurde, aber nur ein Problem.

Offene Frage nach finanziellen Konsequenzen

Nach wie vor ungeklärt sind die finanziellen und strafrechtlichen Konsequenzen der Manipulationen von Stickoxidwerten bei weltweit mehr als elf Millionen Dieselfahrzeugen aus dem VW-Konzern.

Die internen Messergebnisse sollen nun bis Weihnachten nochmals unter behördlicher Aufsicht bei einem neutralen Technischen Dienst überprüft werden. Anschließend könnten alle Fahrzeuge, bei denen die Richtigkeit der Angaben bestätigt werde, „uneingeschränkt angeboten und verkauft werden“. Für alle anderen müssten die Genehmigungswerte im Rahmen „üblicher Prozesse“ zunächst noch angepasst werden. Ähnliche Fälle habe es in der Vergangenheit auch bei VW und anderen Autoherstellern bereits gegeben.

VW: Reale Verbrauchswerte ändern sich nicht

Nach Angaben von Volkswagen stoßen die neun Modellvarianten, bei denen falsche CO2-Angaben vermutet wurden, entsprechend dem gültigen Europäischen Prüfzyklus auf dem Prüfstand „im Mittel nur wenige Gramm CO2“ mehr aus als bis jetzt angegeben. Das entspreche zugleich einer Erhöhung des Verbrauchs im Messzyklus von etwa 0,1 bis 0,2 Liter auf 100 Kilometer. Für den Einsatz auf der Straße bleibe aber alles beim Alten: „Die Realverbrauchswerte der Kunden ändern sich nicht, zudem sind keine technischen Maßnahmen an den Fahrzeugen notwendig“, hieß es weiter.

„Es gab anfangs Unplausibilitäten“, sagte ein VW-Sprecher, „und es gab Mitteilungen von Mitarbeitern, die sich nicht sicher waren, ob bei Messungen alles mit rechten Dingen zugegangen war.“ Eine Hochrechnung habe dann ergeben, dass 800.000 Autos betroffen sein könnten. Der Verdacht habe sich aber nun nicht bestätigt.

Damit dürften auch die von VW zunächst auf zwei Mrd. Euro geschätzten Kosten für die CO2-Unregelmäßigkeiten deutlich geringer ausfallen. Die ursprünglich erwartete Ergebnisbelastung habe sich damit nicht bestätigt, betonte VW. Unklar sei aber, ob dennoch wirtschaftliche Belastungen entstünden. Das hänge von den Nachmessungen ab.

Am 3. November hatte der Konzern erstmals von den Unregelmäßigkeiten berichtet und dabei zunächst von 800.000 betroffenen Autos gesprochen.

Positives Echo auf dem Aktienmarkt

Zumindest auf dem Aktienmarkt stieß die Nachricht umgehend auf positives Echo: Die Aktie legte zwischenzeitlich um knapp fünf Prozent zu. Anfang November war die VW-Aktie nach Bekanntwerden des Verdachts auf CO2-Falschangaben um zeitweise annähernd elf Prozent abgesackt.

VW hatte dafür bisher nur für die technischen Nachbesserungen rund 6,7 Mrd. Euro eingeplant, mögliche Schadensersatz- und Strafzahlungen in zweistelliger Höhe sind dagegen noch nicht berücksichtigt. Schätzungen für die Kosten des Abgasskandals für den Konzern beginnen bei 20 bis 30 Mrd. Euro.

Links: