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Regierung sieht Problem offenbar nicht

Die Luftverschmutzung in Indiens Hauptstadt Dehli hat in den vergangenen Tagen ähnliche Spitzenwerte wie in Peking erreicht. Am Dienstag wurde an mehreren Stellen in Delhi erneut gefährlicher Smog gemessen. Anders als in China haben die indischen Behörden weder Ausgangsverbote erlassen noch Alarmstufen ausgerufen.

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Vonseiten der Regierung sind auch offenbar keine Gegenmaßnahmen, weder kurz- noch langfristig, geplant. Das Leben in der 16-Millionen-Einwohner-Metropole ging seinen gewohnten Gang, kaum jemand trug Atemmasken. Der Schadstoffindex der indischen Regierung für den gefährlichen Feinstaub lag aber bei bis zu 712 Mikrogramm pro Kubikmeter. Das ist mehr als das Dreißigfache dessen, was die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als Durchschnittswert empfiehlt. Die Werte schwanken allerdings sehr stark.

Hochriskant für Gesundheit

Die US-Botschaft in Delhi maß zwischenzeitlich 279 in ihrem Index, was sie als „sehr ungesund“ einstuft. Besonders kleine Feinstaubpartikel mit einem Durchmesser von weniger als 2,5 Mikrometer können beim Einatmen bis in die Lungenbläschen gelangen und sind für die menschliche Gesundheit hochriskant. Seit Tagen liegt eine weiße Smog-Decke über Delhi. An allen Messorten sank die Feinstaubbelastung nie unter 200 Mikrogramm.

Teilnehmer beim Halbmarathon in Delhi laufen im Smog

AP/Altaf Qadri

Auch ein Halbmarathon wurde im Smog abgehalten

Trotzdem liefen am Wochenende Zehntausende Menschen einen Halbmarathon mitten durch die Stadt. Die Fabriken in der Metropole laufen weiter, die Bauern in den umliegenden Bundesstaaten verbrennen ihr Stroh, und die Armen in den Slums zünden wie jeden Winter wärmende Feuer an - oft aus herumliegendem Plastikabfall.

Schlimmster Smog des Jahres in Peking

Auch in Nordchina gibt es keine Entwarnung. Die Smogwolke soll ungefähr so groß wie Spanien bzw. Kalifornien sein, wie die Website Quartz meldete. Der schlimmste Smog dieses Jahres schnürt den mehr als 20 Millionen Pekingern weiterhin die Luft ab. Die Behörden riefen die Menschen am Dienstag auf, nicht vor die Tür zu gehen oder zumindest Atemmasken zum Schutz zu tragen. Schulen strichen ihre Freiluftaktivitäten. Es war der vierte Tag mit schlimmem Smog in Folge, eine schmutzige Dunstwolke verdunkelte den Himmel über der chinesischen Hauptstadt bedrohlich.

Fabriken geschlossen

Der Schadstoffindex der US-Botschaft für den gefährliche Feinstaub erreichte weiter „gefährliche“ Spitzenwerte von 500 bis 600. Das ist mehr als das Zwanzigfache des WHO-Grenzwerts. Wegen des dichten Smogs wurden in China vorübergehend Tausende Fabriken geschlossen. Die Behörden in Peking ordneten die Schließung von 2.100 besonders stark umweltverschmutzenden Firmen an, wie die Zeitung „China Daily“ am Dienstag berichtete. Der Straßenverkehr wurde allerdings nicht limitiert.

Den Einwohnern von Peking wurde empfohlen, nicht nach draußen zu gehen. Fluglinien strichen mehr als 30 Flüge von Peking und Schanghai aus. Auch in der Provinzhauptstadt Jinan, die Hunderte Kilometer von Peking entfernt liegt, lagen die Werte bei über 400 Mikrogramm.

UNO-Klimakonferenz tagt in Paris

Das Umweltdesaster in Indien und China kommt just zu dem Zeitpunkt, da bei Paris bei der UNO-Klimakonferenz um ein Abkommen zur Begrenzung der Erderwärmung gerungen wird. Der indische Regierungschef Narendra Modi kündigte einen massiven Ausbau von Wind-, Wasser- und Sonnenkraft an. Indien ist der drittgrößte CO2-Emittent der Welt nach der Volksrepublik China und den USA. Chinas Staatschef Xi Jinping hatte dort „Taten“ zur Begrenzung des Ausstoßes von Treibhausgasemissionen zugesichert.

In China wird die zunehmende Umweltverschmutzung inzwischen für Hunderttausende Todesfälle verantwortlich gemacht, etwa durch Herzerkrankungen, Schlaganfälle und Lungenkrebs. Die größten Luftverschmutzer sind Kohlekraftwerke, Industrieanlagen und der mit dem wachsenden Wohlstand rasant zunehmende Autoverkehr.

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