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Statt 50 nur noch drei Unternehmen

Seit 2014 wird das Wüstenstromprojekt Desertec nur noch in stark verkleinertem Rahmen fortgeführt. Der Desertec-Industrie-Initiative (DII) zufolge konzentriert man sich auf Dienstleistungen für die Gesellschafter bei konkreten Projekten im Nahen Osten und in Nordafrika.

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Als Gesellschafter blieben nur noch drei Unternehmen übrig: der deutsche Stromerzeuger RWE, der saudi-arabische Energiekonzern Acwa Power und der chinesische Netzbetreiber State Grid Corporation (SGCC). Zu Beginn waren es 50 Gesellschafter und Partner gewesen.

Energie aus Nordafrika für Europa

Die Desertec-Initiative war mit dem Ziel gestartet, Sonnen- und Windenergie in den nordafrikanischen Wüsten zu erzeugen und ab dem Jahr 2050 rund 15 Prozent des europäischen Strombedarfs zu decken. Die neuen Kraftwerke und Hochspannungstrassen sollten 400 Milliarden Euro kosten. Beim fulminanten Start des Megaprojekts 2009 hatten die Manager der Energie-, Technik- und Finanzbranche ohnehin noch glänzende Augen. Fast eine halbe Billion Euro sollte in Solarkraftwerke investiert werden.

Finanzierung bis zuletzt offen

Der Sahara-Strom sollte unter dem Mittelmeer nach Süd- und Zentraleuropa fließen und dort klimaschädliche Kohlekraftwerke überflüssig machen. Der Rückversicherungsriese Münchener Rück (Munich Re) machte sich zum Vorreiter des Energietraums. Die bis zuletzt offene Finanzierung, die politischen Umbrüche und Bürgerkriege in der Region, der Ausbau der Wind- und Solarenergie in Europa und schließlich der Absprung wichtiger Gesellschafter wie Siemens, Bosch, E.on und Bilfinger ließen die Verwirklichung der Vision letztlich immer weiter in die Ferne rücken.

Klagen über koloniale Attitüde der Europäer

Von Beginn an gab es Streitigkeiten. So setzten die Europäer eher auf die vergleichsweise teure Solarthermie - die Stromgewinnung aus Sonnenhitze - und erlebten damit ein Debakel. Allein Siemens versenkte mehr als 400 Millionen Dollar (315,5 Mio. Euro) in der Technologie und stieg letztlich aus. Die afrikanischen und arabischen Länder, die eigentlich Geschäftspartner werden sollten, beklagten sich anfangs über die koloniale Attitüde der Nachbarn nördlich des Mittelmeers. Es folgte ein Streit über die Aufnahme des chinesischen Netzbetreibers SGCC.

„Erneuerbare Energien haben beim Start von DII vor fünf Jahren im Nahen Osten und Nordafrika kaum eine Rolle gespielt. Das ist heute völlig anders“, so der ehemalige Geschäftsführer Paul van Son in einer Stellungnahme 2014. Rund 70 Projekte seien inzwischen realisiert oder in der Umsetzung. DII habe mit Überzeugungsarbeit, Grundlagenstudien und Länderstrategien geholfen. Diese Phase sei jetzt abgeschlossen.

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