Ein Fisch namens „AquAdvantage Salmon“
Der US-Gentech-Lachs „AquAdvantage Salmon“ wächst in etwa doppelt so schnell wie seine Verwandten in der Natur: Nachdem sich das Zulassungsverfahren Jahre hingezogen hatte, gab die US-Lebensmittelbehörde FDA das genetisch veränderte Tier nun zum Verzehr in den USA frei - ein Präzedenzfall.
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Die Behörde genehmigte am Donnerstag nach mehrjähriger Prüfung den Verkauf von atlantischen Lachsen, die für ein schnelleres Wachstum mit Genen pazifischer Lachse behandelt werden. Damit könnte erstmals ein gentechnisch verändertes Tier in den USA auf den Teller kommen. Eine besondere Kennzeichnung des neuen Speisefisches ist laut FDA gar nicht erforderlich.

Screenshot FDA
Der neue Gentech-Lachs ist viel größer als sein natürlicher Artverwandter
Durch die Genbehandlung sind die atlantischen Lachse in 16 bis 18 Monaten ausgewachsen. Sie wachsen nicht nur im Frühling und Sommer wie ihre natürlichen Artverwandten, sondern während des ganzen Jahres. Die normale Wachstumsphase für atlantische Lachse liegt zwischen 28 und 36 Monaten.
„Unselige historische Entscheidung“
Die Zulassung von „Frankenfish“, wie er von Kritikern genannt wird, ist umstritten. Verbraucherschützer warnten bereits im Vorfeld vor Gesundheitsrisiken, auch wenn das nun auch von Behördenseite negiert wird. Außerdem bestünden Gefahren für andere Fische, wenn einer der genetisch modifizierten Lachse in die freie Wildbahn gelange.
„Diese unselige historische Entscheidung ignoriert die gewaltige Mehrheit der Konsumenten, zahlreichen unabhängigen Experten, Kongressabgeordneten sowie Lachszüchtern, die ihren Widerstand verkündet hatten“, wurde Wenonah Hauter, Geschäftsführer von Food & Water Watch, in der „New York Times“ („NYT“, Donnerstag-Ausgabe) zitiert. Nur Stunden nach der Bekanntmachung kündigte die Konsumentenschutzgruppe Center for Food Safety an, die FDA-Entscheidung gemeinsam mit anderen Organsisationen vor Gericht anzufechten.
Neues Futter für TTIP-Debatte
Wann der genetisch modifizierte Lachs nun wirklich in Geschäften und Restaurants angeboten wird, ist noch nicht klar. Ob der Gentech-Lachs zudem über den Atlantik kommen wird, ist höchst ungewiss. Die Sorge vor der Einfuhr genetisch veränderter US-Lebensmittel wird mit der jüngsten FDA-Entscheidung sicherlich auch bei den TTIP-Kritikern in der Europäischen Union neue Nahrung erhalten.
„Keine biologisch relevanten Unterschiede“
Beantragt wurde die Zulassung des gentechnisch veränderten Fischs von einer kleinen Firma bereits in den 90er Jahren, wie die „New York Times“ berichtete: Der Speisefisch wird von der Firma AquaBounty Technologies im Bundesstaat Massachusetts hergestellt. Gentech-Lachse könnten gefahrlos gegessen werden, erklärte die FDA. Der „AquAdvantage Salmon“ sei „so nahrhaft wie andere atlantische Lachse, die nicht gentechnisch verändert wurden“.
Es gebe keine „biologisch relevanten Unterschiede“ zwischen den Ernährungsprofilen der Fische. Die FDA-Genehmigung schränkt allerdings ein, dass AquaBounty Technologies die Lachse nur in zwei bestimmten Aufzuchtstationen züchten darf - in Kanada, woher die Eier stammen, und in Panama, wo die Fische heranwachsen.
Selbst Produzent von Entscheidung überrascht
Selbst der Produzent von „AquAdvantage Salmon“ schien von der Marktzulassung überrascht worden zu sein. „Wir hatten keine Hinweis darauf, dass die Genehmigung unmittelbar bevorsteht“, wurde Ronald Stotish, Geschäftsführer von AquaBounty, in der „NYT“ zitiert. Wie es nun weitergehe, welche konkreten Pläne auf dem Tisch lägen, wollte Stotish nicht preisgeben.
So viel sei aber verraten: Mit einem Gentech-Lachs als Festessen zu Weihnachten oder Silvester wird es sicher nichts. Denn es dauert laut Stotish noch zwei Jahre, bis selbst dieser schnellwachsende Fisch Marktgröße erreicht. Außerdem sei nicht damit zu rechnen, dass der Fisch den Markt in großen Mengen überschwemme, dafür sei die Kapazität der Aufzuchtstation in Panama viel zu gering. Zumal noch völlig unklar ist, wie gut der Fisch angenommen wird: Einige führende Supermarktketten kündigten bereits an, „AquAdvantage Salmon“ nicht in ihr Sortiment aufzunehmen.
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